Ketsch. Ein Festgelände im Bruch ohne Besucher ist im Grunde wie ein Backfischfest ohne Backfisch, aber immerhin einer dieser beiden Zustände wird sich spätestens am Freitag, ab 17 Uhr erledigt haben. Mit dem Backfisch ist es schwierig, doch die Menschen werden bei der ersten Ausgabe der beliebten Veranstaltung seit 2019 sicherlich in rauen Mengen heranströmen.
Am Dienstagnachmittag allerdings sieht das Bild noch anders aus. Zwar stehen vor allem die Verkaufsstände schon bereit, aber die Läden sind noch dicht. Besonders an den Fahrgeschäften sind noch Arbeiter beschäftigt und heben in der prallen Sonne allerlei Gestänge und Material herum.
Die Stände sind fertig
Katja Fetscher steht vor einem Süßigkeitenstand. Die Auslage ist zwar prall gefüllt, aber noch ein bisschen durcheinander und sieht nicht so aus, wie man es als Gast normalerweise gewohnt ist – die letzten Handgriffe fehlen eben noch. „Unser Aufbau dauert alles in allem drei Tage“, gibt sie zu Protokoll. Das Aufstellen des Verkaufsstands ist dabei die offensichtliche Arbeit. „Hinter den Kulissen müssen wir dann die Waren ausräumen und abpacken.“
Der Stand, an dem sie arbeitet, steht schon seit gut zehn Jahren auf dem Backfischfest. Über die beiden Jahre mit ausfallenden Festen haben sie und die Kollegen es dank ihres Kinderkarussells geschafft. „Das konnten wir zum Glück im Karlsruher Stadtgarten aufstellen – da steht es immer noch“, erklärt Fetscher. In dieser Saison habe sie mit dem Süßigkeitenstand schon auf acht Veranstaltungen verkauft.
Seit fünf Jahren vertreten
Auch Wolfgang Blum ist mit der bisherigen Saison zufrieden. „Wie es die nächsten Monate weitergeht, müssen Wetter und Inflation zeigen“, meint er. Sein Einzugsgebiet ist vergleichsweise groß – so war er in diesem Jahr schon in Frankenthal, Freiburg und Stuttgart bei Veranstaltungen. Auf dem Backfischfest verkauft er – laut eigener Aussage Schausteller seit seiner Geburt – Churros, also süßes, spanisches Gebäck. Sein Stand ist am Dienstagnachmittag schon fertig aufgebaut – Blum ist aber auch bereits seit einer Woche vor Ort. „Der Aufbau dauert bei mir nur drei Stunden“, verkündet er. Beim Backfischfest ist er seit fünf Jahren vertreten. „Das ist das kleinste Fest, bei dem ich mitmache“, fügt er hinzu. „Der Rest sind richtige Großveranstaltungen.“
Im Festzelt herrscht vordergründig nicht besonders viel Betrieb, doch der Eindruck täuscht. „Normalerweise wären wir so kurz vor der Eröffnung schon deutlich weiter“, erläutert Stephan Finke, Betreiber des Festzelts. „Es war dieses Jahr dramatisch, jemanden zu finden, der Zelte aufbaut. Nach zwei Jahren Veranstaltungsstopp gibt es jetzt überall gleichzeitig Feste. Mein Zeltbauer hat mir vor zwei Monaten absagen müssen.“ Kurzfristig hat Finke eine Firma aus Kaiserslautern gefunden. „Deren Mitarbeiter bauen nun mehrere Veranstaltungen gleichzeitig auf. Die waren Tag und Nacht unterwegs.“ Für gewöhnlich sind zwei Wochen Vorbereitungszeit eingeplant, diesmal ist es gerade mal eine. „Das Glück ist, dass wir hier beim Backfischfest keinen Holzboden im Festzelt brauchen, das spart Zeit“, weiß der Betreiber zu berichten.
Finke ist 2022 erstmals für den Betrieb des Festzeltes zuständig, eigentlich wäre seine Premiere 2020 gewesen. Sein erstes Jahr Backfischfest ist kein leichtes – wie in vielen Branchen bekommt auch er Personal- und Materialmangel zu spüren. „Man kommt zum Beispiel nicht an Starkstromkabel. Ich musste gestern eins von einem Elektriker kaufen – 50 Meter für 1500 Euro.“
Ein Wagen vor dem Zelt
Dieses Jahr gibt es einen Bierwagen vor dem Festzelt, an dem es Flaschenbier zu erwerben gibt – wie berichtet ist erstmals die Brauerei Rothaus zuständig. „Gerne hätten wir noch einen zweiten Bierwagen hingestellt, aber für den brauche ich dann auch wieder vier bis fünf Personen.“ Finke zeigt sich jedoch vorsichtig zuversichtlich: „Wir haben 20 Meter Theke, das kriegen wir schon hin.“ Kürzlich habe er eine Veranstaltung im Saarland gehabt. „Die haben uns fast überrannt“, berichtet er mit einem Lächeln. Die Biermenge jedenfalls sollte für einen Ansturm ausreichen. „Wir planen hier mit 170 bis 180 Hektoliter Bier“, rechnet er vor. „Wir haben keine wirklich verlässlichen Zahlen von 2019, der Angelsportverein hat mir einen groben Schnitt der vergangenen Jahre zukommen lassen, damit habe ich geplant.“ Auch hier spielt die Brauereiauswahl eine Rolle.
„Die überlegen sich ja auch zweimal, wie oft sie vom Titisee hierher fahren.“ Lieber etwas mehr bringen und einmal weniger fahren also. „Den Überschuss nimmt die Brauerei im Zweifel zurück“, erklärt der Betreiber die Planung. Ob es den geben wird, wird sich zeigen. Die Bierpreise sind indes leicht gestiegen im Vergleich zu 2019. Damals kosteten 0,4 Liter Bier 3,90 Euro – in diesem Jahr sind es 4,20 Euro. Die Maß kostet 10,40 Euro. Neu ist, dass Pfand erhoben wird: ein Euro auf Flaschen und drei Euro auf Gläser.
Dass für den Durst der Besucher vorgesorgt ist, steht also schon mal fest. Bleibt noch die in diesem Jahr leidige und viel diskutierte Frage nach dem Backfisch. Die beiden Betreiberinnen des Kiosks „Schnougenescht“ in unmittelbarer Nähe des Festgeländes im Bruch haben über das soziale Netzwerk Facebook angekündigt, dass sie während der Festtage Backfisch anbieten wollen.
Vor Ort auf diese Idee angesprochen, müssen sie erst mal lachen. Denn seit dem Post werden sie ständig darauf angesprochen. „Wir sind nur zu zweit, da können wir keinen Ansturm schaffen“, erklärt Marie Blahová. „Aber wenn das Schild draußen steht, dass wir Backfisch anbieten, dann gibt es auch welchen.“
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