Ketsch. Gleich mehrere Wochen früher als gedacht endet die Großbaustelle in der Ketscher Enderlestraße: An diesem Dienstag, 9. September, soll die Abnahme des zweiten Teilstücks durch die Gemeinde erfolgen, spätestens am Mittwoch dann der Bereich zwischen Herzogstraße und Schwetzinger Straße für den Verkehr freigegeben werden.
„Vielleicht klappt es auch schon etwas früher, weil vermutlich nur noch Kleinigkeiten nachgebessert werden müssen. Das geht im Zweifel auch im laufenden Betrieb. Dank des recht trockenen Wetters und der Baufirma Carsten Grimmig konnten wir unseren Zeitplan also noch einmal unterbieten“, freut sich Ortsbaumeister Nico Rößler.
In den vergangenen Wochen war insbesondere die Neugestaltung der Straßenoberfläche im letzten Teilstück an der Reihe. Bereits Anfang vergangener Woche wurde die Fahrbahn asphaltiert, danach mussten beispielsweise noch Fugen verfüllt und die künftigen Grünflächen vorbereitet werden. Im Bereich des Kindergartens St. Bernhard befand sich außerdem das Baulager samt einiger großer Container, die abgebaut werden mussten. Immerhin rund 15 Monate liefen die Arbeiten in diesem Teil des Ortskerns, entsprechend wurde eine umfassende Infrastruktur für die Arbeiten benötigt.
Ketscher Kanalnetz wurde eingehend untersucht
Den größten Aufwand und den eigentlichen Grund für das Projekt stellte die Erneuerung des Abwasserkanals auf einer Länge von knapp 160 Metern dar. Nachdem die Untersuchung des Ketscher Kanalnetzes durch ein externes Ingenieurbüro Defizite bei Starkregenereignissen bestätigt hatte, musste die Gemeinde aktiv werden.
Im besonders betroffenen Teil der Enderlestraße mussten die Arbeiter bis zu acht Meter in die Tiefe gehen, um den alten Kanal zu entfernen und durch einen Nachfolger mit deutlich mehr Volumen zu ersetzen: Ganze 1,40 Meter misst das neue Modell nun im Durchmesser.
„Es handelt sich dabei um den Hauptsammler, in den die deutlich kleineren Kanäle der Seitenstraßen münden. Wenn es viel regnet, läuft hier also alles Richtung Schwetzinger Straße zusammen. Deshalb war es so wichtig, in diesem Bereich mit dem Austausch zu beginnen“, erläutert Rößler.
Nachdem der Austausch samt dem Einbau zweier tonnenschwerer Verbindungsbauteile unter den Kreuzungen abgeschlossen war, wanderte die Baustelle wieder zurück. Dabei musste zunächst die provisorische Asphaltdecke aufgerissen werden. Dann folgte der Einbau von neuen Wasserleitungen sowie Leerrohren für den künftigen Glasfaserausbau.
Parkbuchten und Grünflächen sorgen für geschwungene Verkehrsführung in Ketsch
Weil durch die umfassenden Arbeiten die Oberfläche ohnehin komplett erneuert werden musste, entschied sich der Gemeinderat bei der Projektplanung zudem für eine völlige Umgestaltung des Straßenraums. So sorgen jetzt gepflasterte Parkbuchten und Grünflächen für eine geschwungene Verkehrsführung. Die Gehwege sind zudem nicht mehr erhöht, was ebenfalls zur Verlangsamung beitragen soll.
Zwischen Bahnhof- und Herzogstraße konnten diese Arbeiten bereits Ende Juli abgeschlossen werden. „Bislang haben wir hier gute Erfahrungen gemacht. Die Anwohner haben sich an die neue Anordnung der Fläche gewöhnt, die ja auch mit dem Wegfall zahlreicher bisheriger Parkplätze einhergeht. Wir erlauben deshalb aber bewusst das Abstellen von Autos auch außerhalb der extra errichteten Bereiche, sofern ausreichend Platz für Fußgänger und den restlichen Verkehr bleibt. Das scheint gut zu klappen“, betont Rößler.
Sobald das letzte Teilstück in dieser Woche freigegeben ist, fehlt nur noch ein letzter Punkt: Auf der südlichen Straßenseite werden noch Bäume gepflanzt, auf der nördlichen hingegen Staudenmischbeete, deren Wurzeln nicht mit der hier verlaufenden Gasleitung kollidieren. Die Grünpflanzen kommen allerdings erst im Oktober oder November, damit sie bei herbstlichen Bedingungen besser anwachsen können.
Im kommenden Frühjahr könnte es dann mit dem Großprojekt weitergehen: Dann soll der Kanal ab der Kreuzung zur Bahnhofstraße bis in die Gutenberg- und die Schillerstraße ausgetauscht werden. Allerdings laufen hier noch die Planungen und der Gemeinderat muss noch zustimmen – was nicht zuletzt wegen der extrem angespannten Haushaltslage mehr als nur Formsache ist.
Der bisherige Teil der Enderlestraße hat allein knapp 1,5 Millionen Euro gekostet, wovon allerdings nur etwas über 300.000 Euro für den Straßenbau am Gemeindehaushalt hängenbleiben. Der große Rest wird über die Wasser- und Abwassergebühren direkt auf die Bevölkerung umgelegt.
Das Thema Abwasser wird aber sowohl den Ketscher Kämmerer als auch das Team vom Bauamt noch an weiteren Stellen beschäftigen. Neben der perspektivischen Fortsetzung der Kanalsanierung bis zum südlichen Ortsrand sowie in einzelnen Nebenstraßen stehen zeitnah zwei der größten Hebewerke der Enderlegemeinde auf der Agenda: Von den insgesamt rund 15 Funktionsbauten im Ort soll vermutlich schon im kommenden Jahr das Hebewerk an der Hohwiese und danach das im Bruch erneuert werden. „Die sind beide in die Jahre gekommen und wegen ihrer Lage in den besonders tiefgelegenen Ortsteilen sehr wichtig. Das müssen wir also bald angehen“, blickt Ortsbaumeister Nico Rößler in die Zukunft.
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