Ortskern

Kanalbaustelle in Ketsch: Erster Meilenstein in der Enderlestraße erreicht

Beim Großprojekt im Ketscher Ortskern können Anwohner schon die neuen Parkplätze nutzen, die jedoch um die Hälfte reduziert wurden. Die weiteren Arbeiten laufen noch einige Wochen.

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Benjamin Jungbluth
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Noch fehlen Bäume und Grünpflanzen, aber die Häuser sind wieder anfahrbar und die Technik im Boden ist samt Kanal rundum erneuert: Ortsbaumeister Nico Rößler (l.) und Bürgermeister Timo Wangler im fertigen Teilstück der Enderlestraße. © Benjamin Jungbluth

Ketsch. Freie Zufahrt zu den Häusern, neue Parkregeln und bald auch Grünflächen: Bei der großen Kanalbaustelle in der Enderlestraße ist das erste Teilstück in dieser Woche freigegeben worden. Zwischen Bahnhof- und Herzogstraße können Anwohner den rundum erneuerten Abschnitt wieder nutzen, wenn auch noch einige Wochen nur als Sackgasse. Denn bis zur ehemaligen Bäckerei Flörchinger sind noch bis Ende September weitere Arbeiten notwendig, bevor der gesamte erste Bereich des jahrelangen Großprojekts im Ketscher Ortskern abgeschlossen werden kann.

„Wir sind gut im Zeitplan und sehr froh, dass wir unser erstes Teilstück schon jetzt freigeben konnten“, sagt Bürgermeister Timo Wangler. „Mit dem Projekt gehen wir einerseits ein wichtiges Thema im Untergrund an, indem wir den alten Abwasserkanal nicht nur erneuern, sondern sein Volumen maßgeblich erhöhen und so den Schutz gegen Starkregenereignisse erhöhen. Andererseits ordnen wir den Straßenraum neu, damit es grüner und ruhiger wird.“

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Statt bislang „wild“ auf beiden Seiten zu parken, sollen die Autos künftig vor allem in den durch Pflastersteine deutlich erkennbaren Seitenbuchten abgestellt werden. Dort kann aufgrund der Bauweise außerdem der Regen gut versickern, was der bisherigen Versiegelung entgegenwirken soll. Die versetzte Anordnung der Stellplätze sowie das Weglassen erhöhter Gehwege sollen zudem den Verkehr verlangsamen.

Auf der nördlichen Seite der Enderlestraße (vorne) werden noch Staudenbeete angelegt, weil sich die hier verlaufende Gasleitung nicht mit tiefen Wurzeln verträgt. Auf der Südseite (hinten) werden hingegen im Herbst Bäume gepflanzt. © Benjamin Jungbluth

Hinzu kommen an vielen Stellen Grünpflanzen: Auf der nördlichen Seite Staudenmischbeete, weil sich die hier verlaufende Gasleitung nicht mit tiefen Wurzeln verträgt, auf der Südseite hingegen Bäume. „Die werden wir aber erst im Herbst pflanzen, damit sie gut und ohne Hitze anwachsen können. Noch sieht es hier also etwas trist aus, aber das ändert sich bald“, verspricht Ortsbaumeister Nico Rößler.

Beim Thema Parken ergänzt er, dass keine Beschilderung geplant ist und die Parkbuchten somit nicht verpflichtend seien. „Wenn die Restbreite sowohl der Fahrbahn als auch des Gehwegs es nach der Straßenverkehrsordnung zulassen, kann man sein Auto auch woanders abstellen. Damit wollen wir dem hohen Parkdruck ein bisschen entgegenkommen“, erklärt Rößler. Denn geschätzt fällt durch die lockere und versetzte Anordnung samt der Grünflächen rund die Hälfte der bisherigen Stellplätze weg.

Ketscher Anwohnerin wundert sich über Reduzierung der Stellplätze

Darüber wundert sich Anwohnerin Birgit Perino, an deren Haus Arbeiter gerade noch die Anschlussfuge zum neuen Gehweg auffüllen. „Ich selbst fahre kein Auto mehr, aber für viele Nachbarn könnte das schwierig werden. Die neue Straße sieht ja schön aus, aber ob sie für die direkt betroffenen Menschen auch praktisch ist, muss sich wohl erst noch zeigen. Vielleicht animiert das aber manche, endlich mal ihre eigene Einfahrt zu nutzen“, sagt Birgit Perino.

Eine gewisse Skepsis teilt auch Sabine Schmidt, die seit über zehn Jahren mit „Pauline`s Lädchen“ an der Ecke zur Herzogstraße ein Geschäft für Hundebedarf samt Hundesalon betreibt. „Die letzten fast eineinhalb Jahre waren wirklich hart für uns, weil wir deutlich weniger Laufkundschaft und dadurch weniger Umsatz hatten. Auch viele Stammkunden haben sich schwergetan, uns zu erreichen“, erzählt die Inhaberin.

Zwischen der Herzogstraße und der ehemaligen Bäckerei Flörchinger wird zunächst die provirsorische Asphaltdecke aufgerissen, bevor die restlichen Leitungen verlegt und im letzten Schritt die Oberfläche neugestaltet wird. © Benjamin Jungbluth

Eigentlich habe sie großes Verständnis, dass die Straße und der Kanal erneuert werden mussten. Doch die Infos für die ansässigen Betriebe seien mitunter recht spärlich gewesen. „Wir hoffen außerdem, dass wir künftig vor unserem Geschäft noch einen Parkplatz haben werden, den unsere Kunden tagsüber gut nutzen können. Es gibt zwar außenherum ausreichend Stellplätze, aber wir haben viele ältere Kunden, die nicht mehr so weit gehen können. An die muss man doch auch denken“, mahnt Sabine Schmidt.

Wohl noch bis Ende September wird sie mit ihrem Geschäft von der Baustelle unmittelbar betroffen sein: In dieser Zeit soll das Teilstück zwischen Herzogstraße und Schwetzinger Straße komplett fertiggestellt werden. Dafür muss zunächst die provisorische Asphaltdecke wieder aufgerissen werden, die nach dem Austausch des Kanals aufgebracht wurde. Dann wird die neue Wasserleitung montiert, die aus Platzgründen ungewöhnlicherweise mittig unter der Fahrbahn verlaufen muss. Unter den Gehwegen werden wiederum Leerrohre für den künftigen Glasfaserausbau verlegt, um nicht später noch einmal alles aufreißen zu müssen.

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Im finalen Schritt erfolgt der Ausbau der Oberfläche, die wie im jetzt freigegebenen Teilstück angelegt wird. Damit kommt der erste Teil des Großprojekts, der allein mit rund 1,5 Millionen Euro zu Buche schlägt, zu seinem Abschluss. „Möglichst zeitnah geht es dann weiter bis zur Gutenbergstraße, wo der Kanal einen Schwenk zur Schillerstraße macht. Dort werden wir größere Auswirkungen auf den Verkehr haben, weil die Busse betroffen sein werden“, kündigt Ortsbaumeister Nico Rößler an. „Im jetzt freigegeben Teil bekommen die Anwohner aber schon einmal einen Eindruck, wie die neugestalteten Straßen dann später aussehen werden.“

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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