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"Bunt und aktiv": Das sagen Bewohner zur Dorfpride in Ketsch

Die Dorfpride bringt zum fünften Mal eine Demonstration in die Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis, um das queere Leben sichtbarer zu machen. Am 7. September findet sie in Ketsch statt. Das sagen die Bewohner dazu.

Von 
Caroline Scholl
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Die Initiative Dorfpride organisiert queere Paraden auf dem Land. In Ladenburg bringen sie vor zwei Jahren rund 1000 Teilnehmer auf die Straße. Die Initiative setzt sich für die Rechte und Sichtbarkeit der queeren Menschen auch im Kleinstädtischen ein. © Jaschke

Ketsch. In großen Städten wie beispielsweise Mannheim, Stuttgart, Frankfurt oder Köln ist der Christopher Street Day (CSD) seit vielen Jahre eine etablierte Veranstaltung – als Demo für die Rechte queerer Menschen und auch als Event, bei der Vielfalt gefeiert wird. Zum fünften Mal bringt das Team von Dorfpride die Pride-Demonstration in kleinere Städte und Gemeinden im Rhein-Neckar-Raum.

Pride steht für Selbstbewusstsein und mit der Dorfpride soll, so lässt es das Organisationsteam wissen, das queere Leben auf dem Land mehr Sichtbarkeit in positiver Weise bekommen. Dabei soll gleichzeitig ein Zeichen für mehr Toleranz, gegen Hass und für die Vielfalt gesetzt werden.

Bei der Dorfpride in Ketsch geht es auch um die Rechte der Community

Nach Mühlhausen, Ladenburg, Oftersheim und Wiesloch wird die Dorfpride nun am Samstag, 7. September, in Ketsch stattfinden. Auch wenn die Dorfpride möglicherweise auf den ersten Blick bunt und schrill erscheinen mag, hat diese Veranstaltung einen politischen Charakter, denn es geht ebenso um die Rechte der LGBTQ*-Community – LGBTQ* steht dabei für lesbisch, schwul (gay), bisexuell, transgeschlechtlich oder intergeschlechtlich, queer und mehr – kurzgefasst alle nichtheteronormativen Lebensweisen.

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LGBTQ* stehe für Liebe, sexuelle Orientierung, aber vor allem für Identität und komplette Lebensentwürfe. Das Dorfpride-Team (wir berichteten) rechnet mit gutem Zuspruch, Interesse und Akzeptanz in Ketsch, ganz so, wie es in bei früheren Veranstaltungen in den vergangenen Jahren im Rhein-Neckar-Kreis der Fall war. Und auch wenn manche Gruppierungen aus Ketsch bereits mutmaßen, dass die Dorfpride einzig von Menschen aus anderen Orten unterstützt werde, zeigen viele Bewohner der Enderlegemeinde bereits jetzt, dass sie mitmarschieren wollen – auch ohne schrille Exoten zu sein.

Teilnehmer und Programm bei der Dorfpride in Ketsch

Rund 1000 Teilnehmer nahmen 2023 bei der Dorfpride in Wiesloch teil, eine Zahl, die in der Enderlegemeinde durchaus noch getoppt werden könnte. Eingeladen zur Dorfpride sei jeder, denn die Vielfalt sei es schließlich, die das Miteinander ausmache. In Ketsch beginnt die Dorfpride mit einem „Meet and Greet“ um 12 Uhr auf dem Marktplatz.

Queer sein ist kein Phänomen großer Städte. Das sogenannte „Anderssein“ ist auch keine Laune oder leichtfertige Entscheidung. © Peter Jaschke

Um 14.30 Uhr beginnt die Demo mit einer Startkundgebung und verschiedenen Redebeiträgen, bevor sich die Parade planmäßig etwa gegen 15.30 Uhr in Bewegung setzt. Gegen 18.30 Uhr endet die Dorfpride mit einer Abschlusskundgebung.

Es wird mehrere Stände geben und alle seien zum Mitfeiern auf den Straßen eingeladen.

Das sagen die Bewohner zur Dorfpride in Ketsch

Wir haben bei einigen Ketschern nachgefragt, weshalb die Dorfpride in der Enderlegemeinde wichtig ist und warum man bei der Dorfpride dabei sein sollte:

Gregor Ries: „Ich lebe hier in Ketsch gemeinsam mit meinem Mann Uwe und wir haben darüber gesprochen, ob es wirklich notwendig ist, überall mitzumachen. Wir kamen zu einem Entschluss: Ja, es ist wichtig, denn immer noch sind wir schon an der ein oder anderen Stelle mit unnötigen Kommentaren konfrontiert gewesen, wobei wir, und dies ist positiv, doch mehrheitlich auf Akzeptanz stoßen. Liebe ist nicht falsch und Toleranz, Akzeptanz und Vielfalt kann eine Gesellschaft nur bereichern. Hoffentlich nehmen viele Ketscher teil oder interessieren sich für die Dorfpride.“

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Heike Schütz: „Queere Menschen sind Teil unserer Gesellschaft, die bunt und vielfältig ist. Mir ist es wichtig, dass dies so bleibt und auch in Ketsch sich alle wohl und sicher fühlen. Die Dorfpride setzt sich für die Sichtbarkeit und Akzeptanz queerer Menschen ein und das ist für Ketsch relevant. Am 7. September haben nun alle die Möglichkeit, ihre Solidarität zu zeigen, indem sie zum Marktplatz kommen und die Zug-strecke säumen und somit verdeutlichen, dass hier queere Menschen willkommen sind. Ich bin auf alle Fälle dabei und hoffe, dass ganz Ketsch da sein wird.“

Meinung zur Dorfpride: Ketsch "immer sehr liberal und offen"

Dirk Berger: Ich bin auf alle Fälle dabei und freue mich, dass die Dorfpride nach Ketsch kommt, und zwar nicht, weil ich denke, die Ketscher müssten in Sachen LSBTIQ* Community oder Diversity etwas lernen. Ketsch hat eine Nähe zu den Großstädten und dies hat Ketsch schon immer sehr liberal und offen gemacht, so habe ich es erfahren. Ketsch kann nun über die ‚Dorfgrenzen’ hinaus allen zeigen, wie liberal es ist und wie weltoffen. Menschen, die nichts mit Queeren anfangen können, wird es immer geben und auch überall, da muss man sich nichts vormachen. Wenn hier allerdings durch eine Dorfpride jemand erreicht wird, der vorher weniger liberal war um so besser. Doch Ketsch ist aus meiner Erfahrung tolerant, aufgeschlossen und liberal. Deshalb wird die Dorfpride bunt, schrill und laut.“

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Helen Ryan: „Ketsch ist keine große Stadt und die Menschen, die hier leben, sind gut durchmischt und vielfältig. Ich erlebe Ketsch als bunt und aktiv und es ist wichtig, dass sich alle uneingeschränkt willkommen und wohlfühlen. Deshalb ist die Dorfpride wichtig, denn sie zeigt, jeder ist richtig, so wie er ist und alle zusammen sind eine große und starke Gemeinschaft, in der es keinen Platz für Ausgrenzung oder Rassismus gibt. Der Marktplatz ist ein toller Ort mitten in Ketsch und für die Kundgebungen bestens geeignet.“

Freie Autorin Freie Journalistin für die Region Rhein-Neckar

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