Gemeinderat

Die Asiatische Tigermücke wird in Ketsch weiter bekämpft

Biologe Hans Jerrentrup und sein Team legen für maximal 93 000 Euro ab kommender Woche mit der Bekämpfung der lästigen Insekten los.

Von 
Marco Brückl
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Die Tigermücke wird nicht nur wegen ihres aggressiven und ausdauernden Stechverhaltens untertags und den dadurch verursachten Hautreaktionen zum gesundheitlichen Problem. © blem

Ketsch. Was tun gegen die Tigermücke? Die Frage beschäftigte den Gemeinderat. Diplom-Biologe Hans Jerrentrup berichtete über die Maßnahmen des vergangenen Jahres und betonte, dass Ketsch die größte Tigermücken-Population innerhalb der 100 Gemeinden beheimatet, die die Kabs – die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Stechmückenplage – betreut.

Jerrentrup geht davon aus, dass man die Tigermücke in Ketsch nicht vollständig ausrotten kann, aber doch bestimmt den „Bestand gut reduzieren“. Die Tigermücke steche in einem Umkreis von 100 bis 120 Metern, sei rund um ihren Schlupfort also nicht sonderlich mobil. Gleichwohl werde in Ketsch ein Gebiet von mittlerweile knapp 200 Hektar beackert. In diesem Ausdehnungszentrum habe die Kabs die Tigermücke zuletzt auf ein Viertel der Menge des Jahres 2021 reduzieren können. Das sei durchaus ein Erfolg. Der Diplom-Biologe ließ kein Zweifel daran, dass man mit den Gegenmaßnahmen, bei denen 2022 in insgesamt 16 000 Begehungen 54 000 Brutstätten behandelt und fast 20 000 Tigermücken-Eier abgesammelt wurden, weitermachen sollte.

Asiatische Tigermücke wird in Ketsch bekämpft: Mit Tropenkrankheiten infiziert

Denn die Tigermücke werde mitunter als eines der gefährlichsten Tiere der Welt vorgestellt. Das Insekt kann Krankheiten wie Dengue- oder Chikungunya-Fieber übertragen. Bei der Kabs verweist man auf über 60 Fälle im Nachbarland Frankreich, in denen sich Menschen dort vor Ort mit Tropenkrankheiten infiziert hatten. In Deutschland wird das Risiko, von einer Mücke mit einem gefährlichen Virus infiziert zu werden, bislang als eher gering eingeschätzt. Aber die Gefahr wächst durch steigende Temperaturen des Klimawandels und zunehmende Populationen auch hierzulande. Solange die Asiatische Tigermücke keine Krankheiten überträgt, wird sie mindestens als Plagegeist wahrgenommen wie andere heimische Stechmücken auch.

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Angesichts der angespannten Haushaltslage war für Alexandra Scalia (Grüne) wichtig, dass die Bürger für das Thema sensibilisiert werden, um „irgendwann selbst in Eigenverantwortung“ tätig zu werden. Jerrentrup betonte, die Erfahrung habe gezeigt, dass es nicht funktioniere, die Bürger bei der Bearbeitung des Tigermücken-Problems sich komplett selbst zu überlassen. „Irgendwann gehen sie in Urlaub oder vergessen eine Gegenmaßnahme wie beispielsweise die Wassertonne abzudecken“, sagte der Experte. Sehr wohl sei es geplant, mehr Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Problematisch seien generell die „Verweigerer“, also jene, die die Kabs-Mitarbeiter erst gar nicht auf ihr Grundstück lassen.

Dieses Weibchen der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) befindet sich auf der Wasseroberfläche beim Schlüpfen aus der Puppenhülle. © Volker Widdrat

Günther Martin (Grüne) hielt es mit Heino Völker (Freie Wähler) und hatte aus dem Bericht Jerrentrups vor allem die Betonung des Aspekts der Tigermücke als Plagegeist herausgehört – und weniger die Gefahr für die Gesundheit. Deshalb solle vor allem die Bevölkerung ihren „Luxus verlassen“ und dafür Sorge tragen, die Brutstätten zu reduzieren. Regenrinnen reinigen oder Wasserfässer bedecken galten als Stichworte.

Asiatische Tigermücke wird in Ketsch bekämpft: Im Ausschuss vorberaten

Jens Kochendörfer (SPD) erinnerte die beiden daran, dass man über die Tigermücke im November im Bau- und Umweltausschuss gesprochen habe und sich einig gewesen sei, weiter gegen die Tigermücke vorzugehen.

Bei drei Enthaltungen von Günther Martin, Heike Schütz und Robert Brusnik (alle Grüne) beauftragte der Gemeinderat die Kabs, für maximal rund 93 000 Euro mit der Bekämpfung der Tigermücke in diesem Jahr fortzufahren. In 2022 waren rund 76 000 Euro bereitgestellt worden, von denen die Kabs nur rund 56 000 Euro benötigte. Die Hoffnung, dass es dieses Mal ähnlich läuft, herrschte im Gemeinderat freilich vor.

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