Freiwillige Brandbekämpfer - Sechst starke Frauen / Der Anteil steigt / Interessierte stets willkommen

Die Frauen der Freiwilligen Feuerwehr Ketsch

Von 
Caroline Scholl
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Ketsch. Sie sind Regionalleiterin, Assistentin der Geschäftleitung, IT-Studentin, im sozialen Bereich tätig oder Lagerlogistikerin in unterschiedlichen Firmen. Zwei von ihnen sind Mütter und eine von ihnen disponiert in der Leitstelle Rhein-Neckar-Heidelberg hauptberuflich die Einsätze. Doch eines haben alle sechs Frauen gemeinsam: Sie engagieren sich als Aktive ehrenamtlich bei der freiwilligen Feuerwehr in Ketsch und tragen ihre „Piepser“, die sie jederzeit zum Einsatz rufen können, stets bei sich.

„Natürlich sind viele erst mal sehr verwundert, wenn man erzählt, dass man bei der Feuerwehr ist und dies mit vollem Einsatz. Doch dann überwiegt der Respekt und die Bewunderung und man wird direkt gefragt, was man schon alles erlebt hat“, berichtet Pia Grenzemann (37), die vor vier Jahren zur Feuerwehr kam. Damals sei sie beim Tag der offenen Tür quasi von jetzt auf gleich dazugekommen, ihr Sohn war zu diesem Zeitpunkt schon längst bei der Jugendfeuerwehr. „Dies ist nicht untypisch, wir haben sehr viele Quereinsteiger bei unseren mittlerweile 52 aktiven Mitgliedern. Einige kommen ganz klassisch aus der Jugendfeuerwehr, doch dies ist keine Grundvoraussetzung“, erklärt Elke Schäfer, die 1996, damals als erste Frau, zur Feuerwehr kam.

Ihr folgte, klassisch aus der Jugendfeuerwehr Jessica Junghans. Mittlerweile sind es sechs Frauen, die sich alle 14 Tage zu den Übungen treffen und an Fortbildungen teilnehmen – eine weitere wird in Kürze hinzukommen. Alle haben die einjährige Ausbildung und weitere absolviert und rücken aus, wenn ein Brand- oder Hilfeleistung ansteht.

Rund 25 Kilogramm Material

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Sowohl physische und psychische Fitness sind dabei Grundvoraussetzung und jede Menge Teamfähigkeit. „Wir übernehmen jegliche Einsätze, teils mit Atemschutzgeräten, wenn nötig, da hat man mit voller Montur schon mal rund 25 Kilo Material mit sich herumzutragen“, berichtet Tanja Krüger, die nach einer Tätigkeit bei der Flughafenfeuerwehr vor sechs Jahren nach Ketsch kam und, wie ihr die Kolleginnen attestieren, „Feuer im Blut“ hat.

Genauso ist es bei Sophie. Die 22-jährige IT-Studentin denkt an ihren ersten Einsatz und sagt: „Es kostet zunächst etwas Überwindung, doch danach spürt man, dass man stark und selbstbewusster ist.“ Niemand werde bei den Einsätzen zu etwas gezwungen. „Es ist entscheidend, dass man als Einsatzleiter erkennt, wer für was beim Einsatz geeignet ist. Dies hat zum einen etwas mit der Feuerwehrdienstvorschrift zu tun, aber ist immer auch Tagesform. Wichtig ist, wer zur freiwilligen Feuerwehr kommt, ist willkommen und wird nach seinen Stärken eingesetzt. Ab 18 Jahren kann man in den aktiven Dienst gehen und vorher zur Jugendfeuerwehr, bei der einige Mädchen dabei sind“, sagt Elke Schäfer. Von den männlichen Kollegen seien die Frauen voll anerkannt und der Zusammenhalt enorm, schließlich gehe es beim Einsatz immer um das gemeinsame Ziel. „Wir Frauen haben vielleicht an der ein oder anderen Stelle andere Herangehensweisen, doch dies bereichert. Bevor wir vielleicht ein Fenster einschlagen, bemerken wir eher, wo eines bereits offen steht“, sagt die 21-jährige Leonie Pielorz. Auch seien Betroffene oft dankbar, wenn in einer Ausnahmesituation eine Frau zur Seite stehe, denn nicht selten sei die Feuerwehr noch vor dem Rettungsdienst oder Seelsorgern vor Ort.

„Die Menschen wissen es wertzuschätzen, dass man ihnen hilft und oft erreicht uns im Nachhinein der Dank“, bestätigt Pia Grenzemann. Als Mutter, genau wie Tanja Krüger, weiß sie, wie wichtigt es ist, dass die Familie hinter dem Ehrenamt steht.

Wenn man zum Einsatz gerufen werde, müsse alles schnell gehen. Da schnappe man sich, wenn man aus dem Schlaf gerissen werde, einfach irgendwas zum Anziehen. Man übe zwar Routinen, doch sei es stets anders und werde einem erst bewusst, wenn der Einsatz vorbei sei. Bereut, bei der Feuerwehr tätig zu sein, habe bisher noch keine – im Gegenteil. „Ich kann nur alle Mädchen, Jungs, Frauen und Männer motivieren, Teil unseres Teams zu werden“, betont Elke Schäfer und die fröhliche Runde stimmt ihr zu.

Freie Autorin Freie Journalistin für die Region Rhein-Neckar

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