Central Kino

Die Nachtigallen in Ketsch: Ein ungewöhnliches Musiktrio erobert die Bühne

In Ketsch wird Musik neu definiert, wenn "Die Nachtigallen" auftreten. Das unkonventionelle Trio verwandelt bekannte Songs in einzigartige Interpretationen und überrascht das Publikum.

Von 
Marco Brückl
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Martin Haaß, Jutta Werbelow und Rolf Schaude sind „die Nachtigallen“ – und die gefielen im Central Kino bestens. © Brückl

Ketsch. Wann und wie singt die Nachtigall? Die beste Zeit dafür ist der Mai. Bereits Mitte April kehren die Nachtigallen aus ihrem Winterquartier im tropischen Afrika zurück – Wikipedia befindet sich hier eindeutig auf dem Holzweg, denn „die Nachtigallen“ singen in Ketsch nach 20 Uhr, sehr wohl im Oktober noch und das ganz hervorragend und hoch unterhaltsam.

Besonders typisch für den Vogel sind die nachts zu hörenden Pfeifstrophen, besonders typisch für Rolf Schaude, Jutta Werbelow und Martin Haaß ist das mitunter schön-schräge Covern, mit dem das Trio es schafft, beispielsweise „Paranoid“ von Black Sabbath in eine Rumba-Version zu packen.

"Die Nachtigallen" nehmen in Ketsch die Angst vor brachialem Metal

Zuvor muss man natürlich treffend einleiten, weshalb Jutta Werbelow die Angst vorm brachialen Metal-Genre nimmt, indem sie „die Nachtigallen“ ins Kleid als „leiseste Heavy Metal Band“ packt, wobei Martin Haaß sein Lieblingsinstrument, die Gitarre, aus Versehen fallen lässt, als wolle er unterstreichen, dass ihm für seine Saiten jede Musik recht ist.

Schnell wird im Ketscher Central Kino jedenfalls klar, dass hier nicht nur gute, sondern sympathische Musiker am Werk sind. Das ist für die Gesamtkomposition durchaus wichtig bei dem Trio, das heuer sein 30-jähriges Bühnenjubiläum feiert.

„Your my“ Dieter Bohlen mit der Band "die Nachtigallen" im Central Kino Ketsch

Denn wenn man die Menschen mag, dann verzeiht man ihnen auch den einen oder anderen Faux-pas. Und dann dürfen die beispielsweise „You’re My Heart, You’re My Soul“ von Modern Talking so darbieten, dass eine lieb-gemeinte Abrechnung mit dem Blonden und dem Ketten-Behangenen mitklingt. „Die Nachtigallen“ zählen – so hört man – den Song nicht zu ihren Lieblingsstücken. Aber viele Menschen tun das, nachdem er 1984 veröffentlicht und weltweit mehr als acht Millionen Mal verkauft wurde.

Von den Liebhabern saßen sicher auch einige im Ketscher Kino. Die werden den „Nachtigallen“ deren Version aber sicher wohlwollend abgenommen haben, zumal bei „You’re My Heart, You’re My Soul“ auch ein Hauch „Cheri Cheri Lady“ mitschwingt. Und wer etwa Dieter Bohlen nicht mag, dem die Grundidee zu „You’re My Heart, You’re My Soul“ auf Mallorca am Strand gekommen ist, wie er in seiner Biografie gesteht, der hat über die „Nachtigallen“-Version sowieso frohlockt – sind wir mal ehrlich, der Refrain hat sich tief ins musikalische Bewusstsein verirrt.

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„Die Nachtigallen“, die aus Rauenberg und Wiesloch kommen, sind als Wiederholungstäter ins Kino gekommen, waren 2017 schon mal da. Rolf Schaude berichtet, dass für ihn das Kino per se etwas Besonderes ist. Zu seinen Lebenszielen habe gehört, mit ausreichend Hanuta und Kino-Besuchen gesegnet zu werden – das sei in jungen Jahren klar geworden und das habe er auch geschafft.

Als Musiker hat „mein Chef“, wie Jutta Werbelow Schaude nennt, nicht nur ein Instrument gelernt, sondern diverse. Dazu gehört das Didgeridoo, das im „Hotel California“ ein wenig Wüstenatmosphäre erzeugt, sowie auch die aus der Schweiz stammende Handpan, mit der er samt Gitarrenspiel von Martin Haaß ein instrumentales Hörvergnügen erzeugt.

Jutta Werbelow ist Sängerin, Schlagzeugerin, Schauspielerin, Moderatorin, Texterin und Kommunikatorin. Ihre schöne Stimme kommt an diesem Abend bei „Smooth Operator“ von Sade ebenso zur Geltung wie beim Titanic-Klassiker „My heart will go on“. Depeche Mode geben ihr das „Everything Counts“ vor, zu dem sie so inbrünstig tanzt, wie man in ihrer Pfälzer Heimat schon zu jener Zeit zu tanzen pflegte – reichlich Lacher waren ihr jedenfalls sicher. „Die Nachtigallen“ dürfen nicht nur im April, Mai oder Oktober, sie dürfen in Ketsch jederzeit wieder singen.

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