Ketsch. Sie zählen seit vielen Jahren zu den Spitzengruppen der Musiktrios und haben ihre Vitalität bis heute bewahrt: die Dörsam-Brüder. Mit ihren Auftritten stoßen sie immer wieder in neue Grenzbereiche vor, deren atemberaubende Spannung beim Publikum große Begeisterung auslöst.
So verwundert es nicht, dass Gabriele Hönig vom Vorstandsteam des Central Kinos in ihrer Begrüßung von einem Glücksgriff sprach, die drei Brüder für ein Konzert in Ketsch gewonnen zu haben. Ihre erstaunliche instrumentale Virtuosität – Adax Dörsam an Zupfinstrumenten, Matthias Dörsam an Klarinetten, Saxofone und Flöten und Franz-Jürgen Dörsam am Fagott – konnten sie einzeln hier schon früher unter Beweis stellen, zusammen umso mehr.
Vom Saal her betraten sie in Frack nacheinander die Bühne, auf ihren Instrumenten den Andrew-Sisters-Hit „Bei mir bist du scheen“ spielend und auf ihren Stühlen Platz nehmend.
Dörsam-Brüder sind humorvolle Entertainer
Im Laufe des Abends zeigte sich, dass sie die unterschiedlichsten Musikrichtungen miteinander verbinden, ebenso wie die verschiedenen Einflüsse der Musikkulturen. Hinter den Musikern stecken aber auch humorvolle Entertainer. Es war faszinierend, den gut gelaunten Brüdern zuzuhören, wie sie sich zwischen den Stücken die Bälle zuwarfen, sich neckten und gegenseitig ihre Instrumente vorstellten in der festen Überzeugung, selbst das beste und schönste Instrument zu spielen.
„Blasinstrumente können immer nur einen Ton zur selben Zeit spielen, das ist ein bisschen wenig, das ist Monotonie“, meinte Axel Dörsam, seinen Bruder Matthias betreffend, und übrigens, „wer möchte schon ein Instrument mitten im Gesicht haben?“.
Matthias hingegen verglich die Gitarre mit einer Zigarrenkiste, überzogen mit Drähten. „Vom Hirn ist sie viel zu weit weg, um Musik mit Niveau zu machen“, spottete er. Das Fagott hingegen sei schon in der Steinzeit zur Jagd erklungen, prahlte Franz-Jürgen, die fehlende Es-Klappe konnte ausgeglichen werden, indem der Fagottist sich am Ohr zog. Er belegte das mit Fagott-Literatur, die auf Steintafeln verewigt und in Steinbach gefunden wurden. Wie das damals klang, davon konnte sich anschließend jeder im Saal überzeugen.
Dass alle drei Musiker Meister ihrer Instrumente sind, daran ließen sie jedoch keinen Zweifel, ihr Solo- oder Zusammenspiel genügte höchsten Ansprüchen. Zusammen veröffentlichten sie bereits einige CDs, und Adax Dörsam sogar drei Bücher, die allesamt zum Verkauf auslagen.
Geboren im Sternzeichen des Löwen, dessen Planet die Sonne ist und sein Element das Feuer, nahmen sie dementsprechend feurig und leidenschaftlich die Zuhörer mit auf eine Klangreise durch die Welt, beginnend mit Eigenkompositionen („Oktobersturm“, „The Song of the Happy Man“ oder „Walzermarsch“), über Klassik, Jazz, Rock und Pop bis hin zu Klezmer und Country. Wie sie die Melodien und Fragmente unterschiedlicher Komponisten zusammenfügten, sie als eigenständige Werke entstehen ließen, war einfach großartig. Das Gesamtwerk von Edvard Grieg gelang ihnen, in einer Kurzversion wiederzugeben und mit der vorzüglichen Interpretation von „Morgenstimmung“ erzeugten sie eine unglaublich atmosphärische Dichte.
Aus Armenien, wo sie zum 80. Geburtstag des bekannten Komponisten Robert Amirkhanyan eingeladen waren, haben sie ein ganz besonderes Blasinstrument mitgebracht, die Duduk, „die keiner außer mir und einigen wenigen Armeniern spielen kann“, wie Matthias versicherte. Sie gilt als armenisches Nationalinstrument und hat, wie Matthias demonstrierte, einen unverwechselbar warmen, tiefen Klang. In einem Medley, in dem sie unter anderen „Smoke on the water“ von Deep Purples und „What ever you want“ von Status Quo verarbeiteten, machten die drei Brüder deutlich, dass Rockmusik auch in Besetzung mit Holzblasinstrumenten statt Schlagzeug und Synthesizer wunderbar rhythmisch klingen kann.
Mit einem ganz eigenen Sound bildeten Fagott und Klarinette den orchestralen Klangteppich für die E-Gitarre. Solchen pulsierenden Rhythmen stellten die Musiker auch ruhige, harmonische Töne gegenüber wie im Stück „Für Edith“. Was normalerweise ganze Orchester spielen, reduzierten sie auf zwei Bläser und Gitarre wie etwa den „Säbeltanz“ des armenischen Komponisten Aram Chatschaturjan, den sie zum Schluss nach lang anhaltendem Applaus als Zugabe präsentierten.
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