Ketsch. Einen entspannten Abend mit Club-Atmosphäre durften die Zuschauer im Ferdinand-Schmid-Haus am Freitag erleben. Denn „Salon du Jazz“ gastierte zum zweiten Mal in der Enderlegemeinde. Nachdem Bandleader und Komponist Jochen Ebert an der Gitarre, Moritz Koch am Saxofon, Percussionist Robert Schickle und Dieter Seiferling am Kontrabass schon beim Jazz-Frühstück vor ein paar Jahren überzeugt hatten, boten sie diesmal abends Jazz vom Feinsten.
Das Besondere: Jazzstandards sind bei ihren Auftritten die absolute Ausnahme, denn sie spielen vorwiegend Eberts Eigenkompositionen, die eine große musikalische Bandbreite aufweisen. Oft verarbeitet er Erlebnisse, die er vor den Stücken schildert, sodass das Publikum auf eine musikalische Reise mitgenommen wird. Die Mischung kam gut an.
In entspannter Atmosphäre wird den Jazz-Klängen in Ketsch gelauscht
Kirsten Pavel von der Gemeindebücherei begrüßte die Gäste herzlich, die um Bistrotische saßen, auf denen Kerzen brannten, nachdem sie und ihre Kollegin Nina Schmidt an der Getränkeausgabe keinen Wunsch nach Alkoholischem und Nicht-Alkoholischem offen gelassen hatten. Mit dem Wein-, Sekt- oder Saftglas in der Hand entstand beim Publikum so schnell eine entspannte Atmosphäre, die sich noch verstärkte, als die vier Musiker die Bühne betraten und diese in sanfte Rottöne getaucht wurde. Dabei war es für das Quartett aus Karlsruhe, das sich seit seiner Gründung 2011 nicht zuletzt durch ein Gastspiel beim SWR-Fernsehen auch bundesweit einen Namen gemacht hat, fast ein Heimspiel.
Denn Percussionist Schickle stammt aus Ketsch. Jochen Ebert erläuterte: „Wir sagen immer, wir machen ‚Lounge-Jazz‘, aber es wird auch mal rockig und ‚funkig‘.“ Nach einem gelungenen musikalischen Einstieg, bei dem es auch schon den ersten Szene-Applaus gab, präsentierte die Gruppe ihr neues Stück „Return“, das noch auf keiner ihrer vier CDs zu finden sei.
Beschrieben wurde das Gefühl, von einer Reise zurückzukehren und in den oft hektischen Alltag hinein zu finden, wundervoll dargestellt durch den immer schneller werdenden Rhythmus. Entspannter wurde es bei „Nocturne“, das sich gedanklich an Kompositionen anlehnte, die an Adelshöfen im 18. Jahrhundert für Relaxtheit sorgten. „Ach, war das schön“, entfuhr es einer Dame spontan. Die in Hörweite sitzenden Zuschauer bestätigend nickend.
Darauf folgte mit „Case Mood“ eine Reminiszenz an die Karlsruher Jazzszene. Ein besonderes Highlight war mit Sicherheit „Relikt“, das Titel gebende Stück des letzten Albums, inspiriert vom Werk des Autors Franz Kafka, einem der Lieblingsautoren von Jochen Ebert. Psychedelisch bis „labyrinthisch“ entführte „Salon du Jazz“ in dessen oft surreale Welt. „Früher versuchten auch Miles Davis und Carlos Santana sich am Psychedelischen. Das wollten wir auch“, erklärte der Bandleader.
Egal, ob inspiriert durch eine Radtour ins Elsass, in der die Gruppe in ein Unwetter geriet und Schutz suchte, über eine Wandertour bis hin zum Stück „Somefunk“, ungewöhnlich aber spannend umgesetzt mit den gespielten Instrumenten und nicht, wie üblich, mit E-Bass – die Eigenkompositionen gefielen. Ebenso der Bossa Nova „Manhã de Carnaval“, dem Titelstück der Filmmusik von „Black Orpheus“, der einzige an diesem Abend gespielte Jazz-Standard. Auch bei der Eigenkomposition „Tango“ wurde es südamerikanisch, wobei sich Ebert an dem argentinischen Musiker Astor Piazzolla inspiriert hatte. Er scherzte: „Das Stück ist so neu, es hat noch keinen eigenen Namen. Bis wir einen finden, nennen wir es einfach ‚Tango‘.“
Die Neu-Ketscher Rainer Schwirtz und Partnerin Elisabeth meinten begeistert: „Wir sind neu aus der ‚großen Stadt‘ her gezogen und ganz überrascht, welch hochwertiges Kulturprogramm hier geboten wird.“ Die Musik sei großartig. „Besonders ‚Tango‘ gefiel uns gut, genau wie die Atmosphäre. Das ist ja fast wie ein Privatkonzert.“ Auch Frau Müller aus Ketsch gefiel es, die meinte: „Ich bin kein typischer Jazzfan, finde es aber toll. Auch, da Robert Schickle mitspielt. Den kenne ich persönlich.“ Kirstin Pavel teilte mit, sie freue sich schon auf das nächste Highlight: Klavierkabarett mit Daniel Helfrich und seinem Programm „Trennkost ist kein Abschiedsessen“ am Freitag, 24. November, um 20 Uhr. „Der ist großartig. Wir sind froh, ihn bekommen zu haben.“
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