Fasnachtsumzug

Fasching in Ketsch: Marschall notiert für den Umzug bis jetzt 73 Nummern

Hartmut Stang blickt auf die bevorstehende 69. Auflage der Ketscher Straßenfasnacht und ist froh, dass das Brauchtum fortgeführt wird. Denn das Thema Ehrenamt bereitet heutzutage häufig Probleme.

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Marco Brückl
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Blick vom Wagen der KG Narrhalla: Der Ketscher Fasnachtsumzug 2020 hat die Bahnhofsanlage eingenommen und erfreut die Fasnachter inmitten des Orts. © Zeuner

Ketsch. Das Brauchtum der Straßenfasnacht sei im Aussterben begriffen – das war vor allem in Rheinland-Pfalz in jünger Vergangenheit zu lesen, wo die Umzüge reihenweise abgesagt wurden. Dazu passt, dass die Narren in Mannheim-Ludwigshafen, Germersheim oder Frankenthal auch 2023 ohne Fasnachtsumzug auskommen müssen. Probleme bereite das Ehrenamt, mancherorts meldeten sich schlicht zu wenige Gruppen an und vor allem die gestiegenen Kosten für die Sicherheit – Stichwort geändertes Polizei- und Ordnungsbehördengesetz – wurden als Gründe angeführt. Da darf es doch überraschen, dass in Ketsch der Umzug stattfindet: Die Auflagen seien bekannt, „wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagt Zugmarschall Hartmut Stang und betont das „sehr große private Engagement“ in Verbindung mit der Unterstützung durch die Gemeinde. Das Miteinander in Ketsch, wo Spenden für den bunten Lindwurm eingesammelt werden, sei intakt.

Stang ist seit 1989 in verschiedenen Funktionen eng mit dem närrischen Straßentreiben verbunden. Der Zugmarschall kündigt für den 69. Ketscher Faschingsumzug am Sonntag, 19. Februar, ab 14.01 Uhr insgesamt 73 Nummern an, wobei der Stand am Montagnachmittag der laufenden Woche widergegeben ist, sodass es bis zur Aufstellung am Sonntag ab 13 Uhr im Bruch noch 76 werden können, womit die Anzahl des vergangenen Umzugs erreicht wäre – 2020 nahmen 76 Gruppierungen teil.

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Fasching in Ketsch: „Entwicklung ist nicht gut“

Der 64-Jährige ist heilfroh, dass die Veranstaltung, die in den bewährten Händen der Interessengemeinschaft Ketscher Vereine liegt, nach zwei Jahren Pause wieder durch die Ketscher Straßen geht. Je länger ein Restart auf sich warten lässt, desto unwahrscheinlicher wird dieser, so die Befürchtung. „Die Entwicklung ist nicht gut für die Fasnacht“, die zunehmend sehr wohl unter der Reglementierung über Gesetze zu leiden habe, findet Stang. Vereine und Veranstalter seien zunehmend mit Auflagen konfrontiert, „die auch Geld kosten“. Dabei sei es in Ketsch nie darum gegangen, mit dem Fasnachtsumzug Geld zu verdienen. „Die IG Vereine ist nicht wirtschaftlich orientiert“, sagt Hartmut Stang, es gehe darum, die Veranstaltung kostendeckend durchzuführen.

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Der Zugmarschall erinnert sich noch an Umzüge, als „zehn bis zwölf Leute“, die den Lindwurm begleiteten, ausreichten, um die Sicherheit zu gewährleisten. Diese Tage sind passé. „Weit über 50“ Personen sind nun damit beschäftigt. Aufseiten der Polizei sei um „fast 100 Prozent“ aufgestockt worden, berichtet Stang, ohne bewusst konkrete Zahlen zu nennen. Dass ein gewisser Fasnachtsumzugstourismus – nicht zuletzt von Krawallmachern – entstehen könnte, die aufgrund von Ausfällen nun eventuell den Ketscher Umzug auserkoren haben, glaubt Stang nicht. In Neckarau, Ilvesheim oder Rheinhausen seien ebenfalls Umzüge, da werde in Ketsch nicht über Gebühr über die Stränge geschlagen.

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Alle Infos zum närrischen Lindwurm in Ketsch

  • Von der Aufstellung im Bruch geht es am Sonntag um 14.01 Uhr den Rheindamm hinauf zur Kreuzung von Brühler und Hockenheimer Straße.
  • Nun führt die Route in die Schwetzinger Straße, zum Kreisel und rechts ab in die Bahnhofsanlage. Passiert wird der Marktplatz bis vor zur Gutenbergstraße, die rechts ab den Weg hinunter zum Ausgangsgelände im Bruch vorgibt.
  • Sieben „Tankstellen“ säumen den Weg: Verpflegung gibt es zweimal am Marktplatz, am Rathaus, in der Schwetzinger Straße, Ecke Bahnhofsanlage/Gutenbergstraße oder beim Café Starke. 

Bedauerlich findet Stang, dass es einen Schwund bei den Musikkapellen gibt. Aus personellen Gründen hätte der Musikverein 1929 seine Teilnahme beispielsweise absagen müssen. Bauchgrummeln hat der Marschall nun nur noch „wegen Putin“ – in Erinnerung an den Golfkrieg, als die Narren auf den Umzug kurzfristig verzichteten, könne der Krieg in der Ukraine noch einen Strich durch die Umzugsrechnung machen.

Thema : Fasnacht rund um Schwetzingen und Hockenheim

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