Ferdinand-Schmid-Haus

Fitnesstest in Ketsch: Senioren lassen ihre Physis kontrollieren

Die Senioren aus der Gemeinde Ketsch können im Ferdinand-Schmid-Haus ihren physischen Zustand bei einem Fitnesstest kontrollieren – dank vieler ehrenamtlicher Helfer.

Von 
Noah Eschwey
Lesedauer: 
Das Ferdinand-Schmid-Haus ist gut präpariert: An der Wand haben die Ehrenamtlichen Tische aufgebaut, um mit den Senioren die Tests durchzuführen. © Eschwey

Ketsch. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das menschliche Leben in vielen Bereichen um 180 Grad gedreht. Während ein Großteil der Gesellschaft in früheren Zeiten harte, körperliche Arbeit verrichten musste, sitzen heute die meisten Deutschen in der Arbeitszeit vor Bildschirmen. Physische Belastungen sinken, parallel dazu steigt der psychische Stress. In einer Welt, die sich rasend schnell voranentwickelt, scheint die Zeit für die Pflege des eigenen Körpers knapp. Mahlzeiten werden durch hochkalorische Riegel ersetzt, Bücher durch Podcasts, auf die der Hörer sich nicht so sehr konzentrieren muss.

Neben der menschlichen Psyche leidet unter dieser Entwicklung nicht selten auch die Physis. Allerdings meistens nicht in den jungen Jahren, die Quittung für ein ungesundes Leben lässt sich oft Zeit bis ins hohe Alter. Manchmal sogar so unterschwellig, dass der Betroffene selbst nicht merkt, wie schlecht es um den eigenen Körper wirklich steht.

Fitnesstest für Senioren: Ketsch gilt als Vorreiter in der Region

Gerade deshalb entscheiden sich in der frühen Vergangenheit immer mehr Gemeinden, Fitnesstests für Senioren anzubieten. Die Gemeinde Ketsch ist auf diesem Gebiet ein Vorreiter – Hier gibt es schon seit vielen Jahren einen jährlichen und kostenfreien Fitnesstest für Senioren. So auch in diesem Jahr im Ferdinand-Schmid-Haus. „Die Gemeinde organisiert den Termin. Wir führen den offiziellen Test des Badischen Sportbunds mit den Senioren durch“, erzählt die ehrenamtliche Helferin Ellen Mutterer. Mit verschiedenen Übungen prüfen die Helfer, wie belastbar und beweglich die Muskulatur der Teilnehmer noch ist. Die Durchführenden sind dabei ausschließlich ausgebildete Übungsleiter mit Lizenz. Kontrolliert wird die Bein- und Armkraft, die Ausdauer, Hüft- und Schulterbeweglichkeit und zuletzt die Geschicklichkeit der Best Ager.

Dr. Wolfgang Kraus (rechts) bespricht mit einer Teilnehmerin ihr Ergebnis. Außerdem bekommt sie jede Menge Unterlagen mit nach Hause. © Eschwey

„Ich fahr gerne Fahrrad und wenn nötig auch mit dem Auto. Da möchte ich eine objektive Rückmeldung, ob das noch geht“, sagt die 71-jährige Gabriele. Was Trainer Dr. Wolfgang Kraus bei ihr zu bemängeln hat, überrascht die Rentnerin wenig: „Dass nicht mehr alles geht wie früher, ist ja klar. Ich bin trotzdem zufrieden mit meinem Ergebnis.“

Dass die Senioren den Test machen, um zu sehen, ob sie noch Autofahren können, sei eher selten, sagt Ellen Mutterer: „Der Großteil möchte eine allgemeine und professionelle Meinung zum Zustand der eigenen Physis. Im Alter spürt man ja selbst, dass einiges nicht mehr so gut geht.“ Hier könnten sich die Rentner auf eine objektive Meinung verlassen, ohne die Hürde des Arztes überwinden zu müssen.

Der Fitnesstest ist bei den Ketscher Senioren oft ein Weckruf für mehr sportliche Betätigung

Das Wichtigste, das die Ehrenamtlichen den Teilnehmern mitgeben könnten, sei, dass nichts von alleine besser werde, sagt Kraus. „Bei Männern sind oft Hüfte und Schultern kaputt. Das geht nur mit Gymnastik weg.“ Die Erfahrung zeige aber auch, dass der Fitnesstest zu mehr körperlicher Betätigung der Teilnehmer führe. „Viele melden sich danach auch bei unserer Gymnastikgruppe an. Ich glaube, dass einige nur den Weckruf brauchen“, vermutet Trainer Norbert Mutterer.

Mehr zum Thema

Aktion

Turnbeutelbande-Motoriktest: Kinder in Ketsch zeigen Fitness und Eifer

Veröffentlicht
Von
Caroline Scholl
Mehr erfahren
Seniorenbeirat

„Schwätzbänkle“ in Ketsch ist beschlossene Sache

Veröffentlicht
Von
Caroline Scholl
Mehr erfahren
Charity-Tour

Spendenaktion in Ketsch: Mit dem Rad 1654 km bis nach Kroatien

Veröffentlicht
Von
Henrik Feth
Mehr erfahren

Die Teilnehmer an diesem Tag sind größtenteils keine Unbekannten. Einige würden jedes Jahr kommen, manche sogar mit den Unterlagen der vergangenen Tests, bestätigt Ellen Mutterer. Neben den Bewegungsübungen und einem Fragebogen, bekommen die Senioren einen Auswertungsbogen an die Hand. Dieser kann dann direkt im Anschluss besprochen und analysiert werden. „Auf dem Bogen gibt es für die Tests einen Durchschnittswert, je nach Alter und Geschlecht. Die Teilnehmer können dann sehen, ob sie sich im besseren oder schlechteren Bereich befinden“, sagt Dr. Wolfgang Kraus.

Rosemarie Stang macht den Ketscher Fitnesstest heute zum wiederholten Male. „Ich möchte meine Knochen in Bewegung halten. Immerhin bin ich 87 Jahre alt und keine Couchpotato“, sagt Stang mit einem Schmunzeln. Sie sei dankbar, dass es in Ketsch eine solche Möglichkeit gebe. Und vor allem für die vielen Ehrenamtlichen, die ihre Freizeit für die Aktion opfern.

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke