Ketsch. „Die Tat allein beweist der Liebe Kraft“, formulierte bereits Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) blumig. Als wäre es nicht schon eine große Herausforderung, fleißig Kilometer im Aktionszeitraum des Stadtradelns zu sammeln, welches am vergangenen Sonntag mit einer Familienradtour in Ketsch eingeläutet wurde, setzen drei ambitionierte Ketscher noch einen drauf.
„Wir geben den Autoschlüssel für eine Woche freiwillig ab“, so das Versprechen von Dietrich Freiburger, Silke Heim und Frank Müller, die nun eine Woche ganz offiziell Autofasten. „Wir haben diese Idee entwickelt und es ist nun eine tolle Sache, dass der Ball sprichwörtlich aufgefangen wurde und nun tatsächlich Ketscher heute hier im Rathaus sind, um uns ihre Autoschlüssel zur Verwahrung zu überlassen. Sich gedanklich damit zu befassen, eine Woche lang mal, egal, wie das Wetter wird oder was kommt, auf das Auto zu verzichten, ist die eine Sache, in letzter Konsequenz dann wirklich den Schlüssel hierzulassen, eine ganz andere. Hier wird ein echtes Zeichen gesetzt“, lobt Bürgermeister Timo Wangler, der unterstützt von der Klimaschutzmanagerin Julia Berberig die Autoschlüssel einsammelte.
Mit dem Lastenrad: Ketscher fährt täglich um die 30 Kilometer
„Ich fahre jeden Tag so um die 30 Kilometer mit dem Lastenrad zu meinen geschäftlichen Terminen und nicht selten bin ich dabei schneller als die Kollegen mit den Fahrzeugen“, erzählt Frank Müller, der Zimmerermeister. Auch für Dietrich Freiburger, der beim Marathon-Team aktiv ist, sei die Nutzung des Fahrrades eine willkommene Abwechslung. „Ich habe zwar kein Lastenrad, aber ein Tourenrad mit genug Taschen, sodass ich damit auch Einkäufe erledigen kann. Sich fit halten, ist das A und O. Und nur laufen wäre mit zu langweilig. Da bringt das Fahrradfahren schon eine schöne Abwechslung“, ergänzt er.
Silke Heim, die in der Gemeindeverwaltung tätig ist, berichtet: „Als ich zu Hause von meinen Plänen erzählte, dass ich für eine Woche den Autoschlüssel abgebe, fand das mein Sohn erst mal seltsam und sagte: Was ist, wenn mir was passiert? Ich erklärte ihm, dass dann theoretisch ein Krankenwagen kommen würde und ich ohnehin nicht mehr fahren wollte, um mich um ihn zu kümmern.“
Timo Wangler, der zuverlässig sein Fahrrad nutzt, ergänzt: „Vieles ist oft reine Gewohnheits- und Willenssache. Man muss es mal ausprobieren und man merkt schnell, wie einfach und gut doch vieles funktioniert.“ Dass Fahrradfahren die Umwelt schont, gut für die Gesundheit ist und fit hält und man dabei sogar noch jede Menge Geld spart, sei unstrittig. „Es entfällt außerdem das Suchen nach einem Parkplatz, was dann auch noch Zeit spart“, bemerkt Silke Heim.
Vom Auto zum Fahrrad: Ketscher Bürgermeister hofft auf ein Umdenken der Bevölkerung
Dass die abgegeben Autoschlüssel nun für eine Woche im Rathaus sicher verwahrt werden, verspricht der Bürgermeister gerne. „Nun wäre es natürlich noch eine ganz tolle Ergänzung, wenn wir noch Ketscher finden, die vielleicht vorher nicht so viel mit dem Fahrrad unterwegs gewesen sind und die nun ebenfalls für eine Woche den Autoschlüssel abgeben, um das Ganze mal für sich auszuprobieren. Diese Aktion ist theoretisch immer möglich, doch aktuell kann man ja gleich die Gelegenheit nutzen, um für das Stadtradeln noch den ein oder anderen Kilometer zu sammeln“, motiviert Julia Berberig.
Alle drei Ketscher, die nun eine Woche lang das Auto komplett stehen lassen, seien bereits beim Stadtradeln angemeldet. Nun bleibt es spannend, ob diese besondere Woche noch mal viele weitere Kilometer für die jeweiligen Teams einbringen wird. „Man kann übrigens noch jederzeit beim Stadtradeln einsteigen, denn jeder Kilometer zählt“, erinnert die Klimaschutzmanagerin der Gemeinde.
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