Ketsch. Eines vorweg: Wer dachte, dieses Konzert der Sängereinheit, das als das letzte des seit 138 Jahren bestehenden Traditionsvereins in Ketsch angekündigt war, sei ein Anlass zur Wehmut, der wurde eines Besseren belehrt. Wunderbare Melodien, damals so aktuell wie heute, Lebensfreude pur, zu Recht etwas Stolz auf das Erreichte und Dankbarkeit für Jahrzehnte gemeinsamen Schaffens im Verein ließen keinen Platz für Trübsinn.
22 hochmotivierte Sänger reif an Jahren, ein Chorleiter, der mit Esprit und Energie das Publikum begeistert, zwei Solisten, die mit Stimme oder Spielkunst am Saxofon überzeugten, ein gut organisierter Veranstaltungsrahmen und ein Repertoire, welches zu keiner Minute langweilig war – so lautete das erfolgreiche Konzept für einen kurzweiligen Konzertnachmittag.
Bestuhlung reicht nicht aus
Schnell war klar: Die vorbereitete Bestuhlung im Pfarrheim reichte keineswegs. Am Ende waren es rund 300 Gäste, die der Einladung zum „Schön war die Zeit“-Konzert der Sängereinheit folgten. Wer sich in irgendeiner Weise dem Verein verbunden fühlte, den hielt es am vergangenen Samstag nicht zu Hause. Unter den Gästen befanden sich einige früher aktive Sänger der Sängereinheit und auch Bürgermeister Timo Wangler war mit seiner Frau zum Konzert gekommen. Fleißige Helfer stockten das Platzangebot auf. Elvira Werner als Vereinsvorsitzende begrüßte die Besucher und immer wieder hörte man von den Chormitgliedern: „Dass heute so viele Leute kommen, das hätten wir nicht gedacht.“
Doch was man von der Sängereinheit erwartet, wird geliefert – deutschsprachige Lieder voller Emotionen, mehrstimmig intoniert, zum Mitsingen, zum Mitträumen und überaus authentisch. Ein großer Teil der Sänger hatte schon zahlreiche Auftritte bei Seniorennachmittagen, Kirchenveranstaltungen und weiteren Gelegenheiten gemeinsam erlebt und diese kleineren Auftritte, die werde es auch weiterhin geben, verspricht Elvira Werner, bevor sich der Chor aufreiht.
Ob man nun steht, sich aufstützt oder sitzt: Wer in diesem Chor singt, der macht dies mit Herzblut und größter Leidenschaft. Dies wird schnell hörbar und das Lied „Heimweh“ avancierte direkt zur Hymne des Nachmittags, von unzähligen Stimmen aus dem Publikum mitgesungen.
Ein Ohrenschmaus ergoss sich, als Solist Thomas Berzel mit seiner samtigen, kräftigen Stimme ins Konzertgeschehen eingreift. Elias Dorn am Saxofon erfreute die Zuhörer mit seinem Spiel. Im zweiten Teil trat der Chor teils gemeinsam mit Berzel auf. Lieder wie „Du machst mir Mut“ rührten das Publikum genauso, wie einige Titel aus dem Musical „Tabaluga“ von Peter Maffay. „Über sieben Brücken“ ging es dabei genauso musikalisch, wie zu den „Ufern der Nacht“. Zum Abschluss schließlich durfte erneut „Heimweh – schön war die Zeit“ nicht fehlen.
Vom Applaus getragen
„Wir können uns nicht verbeugen, da einige Sänger es doch mit dem Rücken haben“, witzelte Chorleiter Konrad Knopf, doch mit frohem Winken verabschiedete sich die Sängereinheit von der großen Konzertbühne. Im Publikum war man sich einig, dass jeder Einzelne hier Hochachtung verdient. Die Frauen und Männer der Sängereinheit, die sich mit teils über 80 Jahren vor ein Publikum stellen, zwölf Lieder textsicher und mit einem Lächeln auf dem Gesicht darboten, die müssen sich nicht verbeugen, sondern haben es mehr als verdient, vom Applaus, der minutenlang gespendet wurde, getragen zu werden.
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