Ketsch. Bauhofmitarbeiter sollte man sein: Dann hat man ständig neue tolle Fahrzeuge zur Verfügung. So könnte man denken, denn im Juli rollte der „Antonio Carraro“ in italienischem Ferrari-Rot auf den Hof (wir berichteten) und nun folgte der „SF 450“ aus dem Hause „Iseki“ in schnittigem Blau – hat der Bauhof etwa im Lotto gewonnen?
Wie Bürgermeister Timo Wangler erklärt, ist die neuerliche Anschaffung den Erfordernissen des neuen Grünflächenkonzepts (wir berichteten) geschuldet. Die Akzeptanz dafür, eine Synthese aus Arten-, Klima- und Umweltschutz, wozu auch pflegereduzierte Staudenmischungen sowie Extensivierung gehören, sei in der Bevölkerung im Großen und Ganzen vorhanden. Gleichwohl brauche es auch die richtigen Gerätschaften dafür, um im Ergebnis zu überzeugen und womöglich sogar Kosten zu sparen.
Bauhofleiter Klaus Sedlatschek meint, dass sich er und seine Mitarbeiter in Sachen neues Konzept noch im Prozess des „Learning by doing“ (Lernen durch Handeln) befanden. „Wir waren wochenlang mit Mistgabeln unterwegs“, sagt er, um zu verdeutlichen, dass beim Mähen von hohem Gras mit der bisher vorhandenen Ausstattung kein Staat zu machen war. Tatsächlich kann die alte Mähmaschine mangels Zulassung nicht von A nach B im Ort gefahren werden, sondern muss bei A abgeladen und wieder aufgeladen werden, um bei B zum weitern Einsatz wieder ab- und später aufgeladen zu werden. Mit dem Mähen kam der Bauhof so nie und nimmer hinterher.
Nun mit dem neuen Fahrzeug werde nicht nur flugs gemäht, sondern das abgemähte Gras auch gleich in den mitgeführten großen Behälter verfrachtet. Der Grasaufnahmebehälter fasst 900 Liter und verfügt über eine hydraulische Hochentleerung. Auch klassisches Laubsaugen gehört zu den Vorzügen des blauen Helfers, der dem Bauhof von externen Dienstleistern empfohlen wurde. Durch die zentrale Grasaufnahme des „SF 450“ kann das Mähwerk an beiden Seiten kantengenau die Grenzbereiche ausmähen. Und durch das neue Fahrzeug kann der alte Mäher künftig ganz auf dem Friedhof gute Dienste verrichten. Das mache wiederum die zuständigen Arbeiter dort hocherfreut, wie zu erfahren war.
„Das war ein echtes Schnäppchen“, sagt Klaus Sedlatschek derweil. Normalerweise kostet das gute Stück neu über 70 000 Euro, doch die Gemeindeverwaltung hat das „SF 450“-Gefährt im Neuzustand – ganze 2,8 Betriebsstunden hat der „Iseki“ auf dem Behälter – für 39 000 Euro erworben. Eine Firma bei Ulm, die ihre Expandierungspläne wegen der Corona-Pandemie bitter büßen musste, verkaufte den Großflächenmäher zu einem sehr guten Preis. Wie beim zuvor angeschafften „Antonio Carraro“ sind auch beim „Iseki“ die erforderlichen Geldmittel – einmal 50 000 Euro und andermal 70 000 Euro im Haushalt zuvor eingestellt worden.
Einen Auslegarm braucht es noch
Der Bauhof möchte sich aber noch weiter in Richtung des anvisierten Grünflächenkonzepts professionalisieren. Für den „Antonio Carraro“, ein Alleskönner, der nach den Wünschen des Ketscher Bauhofs konfiguriert wurde, solle noch ein Auslegmäharm angeschafft werden. Damit ließen sich Bankette und Pflegeränder bestens bearbeiten. Ferner könnten so beispielsweise Hecken fachgerecht bearbeitet werden.
In Zukunft ist insgesamt davon auszugehen, dass das Grünflächenkonzept mit schärferen Konturen daherkommt. „Wir wollten ein-, zweimal mähen, im Juni und wieder im Herbst“, sagt Wangler, eventuell müsse ein drittes Mal gemäht werden. Auf Basis des durch Erfahrung erlangten Wissens wurden die neuen Maschinen angeschafft. Aufwand und Ertrag stehen nun in einem wesentlich besseren Verhältnis.
Und wie Bürgermeister Wangler erklärt, sind manche Pflegeeinheiten von Grünflächen noch an externe Dienstleister vergeben. Mit der neuen Ausstattung befindet sich der Bauhof in der Lage, solche Aufgaben wieder selbst zu erledigen. Denn Wangler weiß, dass die Kosten für die Pflege der Grünflächen durch die Externen gestiegen sind.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch_artikel,-ketsch-grossflaechenmaeher-ist-fuer-ketsch-ein-schnaeppchen-_arid,2119028.html