Ketsch. „Sie bewegen sich etwas hektischer als unsere heimischen Ameisen und sind unterschiedlich groß“, berichtet Daniela Wagner aus Ketsch im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie ist keine Expertin für die Ameisenart „Tapinoma magnum“, die seit langer Zeit zu eine regelrechte Plage rund um den Ketscher Friedhof geworden ist, sondern betroffene Anwohnerin.
„Unser Grundstück grenzt direkt an den Friedhofsweg und an der Außenmauer entlang befindet sich eine Ameisenstraße. Da diese Mauer sehr weit vom Wohnhaus entfernt ist, haben wir keine Probleme mit den Ameisen, denn für diese Art sind Steingärten und Steinböden anscheinend attraktiv und dies haben wir in unserem Garten nicht. Von daher befürchten wir auch nicht, dass uns die Ameisen zu nahe kommen“, führt sie weiter aus.
Die vielen Informationen bekam die Ketscherin vom Umweltbeauftragten der Gemeindeverwaltung, Dominique Stang, der Anfang Mai mit der Grundstücksbesitzerin eine Begehung vor Ort machte. „Da ich nicht genau wusste, ob es sich bei den Ameisen um heimische oder die invasive Art ,Tapinoma magnum’ handelt, habe ich mich im Rathaus gemeldet. Kurze Zeit später wurde ein Termin mit mir vereinbart, bei dem sich dann herausstellte, um welche Art es sich handelt“, sagt Daniela Wagner.
Genauso machte es Dieter Schmidt aus der Rheinstraße. Bei ihm wurde allerdings festgestellt, dass die Ameisen im Garten nicht zu einer der Superkolonien der eingeschleppten Ameisenart gehören, sondern heimische sind, wie er unserer Zeitung mitteilt. „Die heimischen Ameisen wiederum werden, so hat man es mir erklärt, von diesen auf dem Friedhof vorherrschenden Ameisen regelrecht bekämpft und zurückgedrängt“, ergänzt Daniela Wagner. Doch was wird nun seitens der Gemeinde konkret gegen die Ameisenplage in Ketsch unternommen? Dies wurde in einer Pressekonferenz am Mittwoch mitgeteilt. „Zunächst wurden insgesamt über 60 Haushalte im Gebiet von der Karl-Marx-Straße bis zur Gartenstraße und von der Nelkenstraße bis zur I. Rheinstraße angeschrieben. Die meisten haben sich zurückgemeldet und wir hoffen, dass noch weitere folgen, damit wir mit der Bekämpfung möglichst flächig beginnen können“, erklärt der Umweltbeauftragte Stang.
Keine Kollateralschäden
Die Bekämpfung solle – so erklärte es Diplom-Biologe Björn Kleinlogel von der beauftragten Schädlingsbekämpfungsfirma aus Darmstadt – ab Mitte Juni mittels dem Heißwasser-Schaumverfahren versucht werden. „Dies hat zum Vorteil, dass es umweltfreundlich ist, einen kurzfristigen Effekt zeigt und keine Kollateralschäden zu befürchten sind. Man hat allerdings noch keine wirklichen Erfahrungswerte, ob diese Methode funktioniert. Vorherige Versuche mit dem Insektizid Permethrin zeigten wenig Erfolg, so haben wir uns nun für diesen Weg entschieden“, sagt Kleinlogel. Praktisch gesehen würden die Wege der Ameisen mit heißem Wasser, das mit einem Tensidschaum, der aus Proteinen aus der Kokosnuss gewonnen wird, geflutet. Durch die Hitze würden die Ameisen verenden und die Oberflächenspannung des Wassers so verändert, dass dieses auch in kleinste Gänge vordringen kann.
„Der Schaum wirkt wie ein Hitzeblocker, baut sich rückstandslos nach kurzer Zeit ab und ist nicht umweltschädlich. Dieses Verfahren wird beispielsweise auch bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners eingesetzt“, sagt der Experte, der für diese Aktion über ein Budget von 2000 Euro pro Hektar verfügt. Insgesamt hat die Gemeinde 30 000 Euro für die gesamte Aktion veranschlagt. Derzeit seien etwa acht Hektar betroffen. Und dies sei nun ein experimenteller Ansatz, der bis zum Jahresende immer wieder durchgeführt werden soll. Danach werde man Bilanz ziehen. Vergleichbare Invasionen der „Tapinoma magnum“, die Superkolonien bildet, und deren Eindämmung seien derzeit nirgendwo dokumentiert – diese Art sei bisher nicht auf der Liste der invasiven Arten geführt.
„Das wir etwas unternehmen müssen, ist unstrittig, denn diese Art eliminiert nicht nur die einheimischen Ameisenarten, sondern die Schäden, die durch die Superkolonien entstehen, sind immens. Sie untergraben alles und die schiere Masse der Ameisen ist erschreckend“, ergänzt Bürgermeister Jürgen Kappenstein.
„Wichtig ist außerdem, dass die Bevölkerung beispielsweise darauf achtet, möglichst keine Pflanzen vom Friedhof in den heimischen Garten umzusetzen und somit diese Ameisenart weiter verbreitet“, sagt der Umweltbeauftragte Stang. Grundsätzlich bevorzuge diese Ameisenart vegetationsarme Bereiche, also Pflasterflächen und unbewachsene Stein- und Schotterflächen. Auch hier sei ein Ansatz, um künftig die Ausbreitung dieser Ameisenart zu verringern.
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