Ketsch. Es ist eine Geschichte, die im wahrsten Sinne des Wortes das Herz berührt: Der Ketscher Verein „Baobab“, der sich dem Humanismus verschrieben hat und Familien aus dem Senegal zu einem besseren Leben verhilft, sammelte Spendengelder für die fünfzehn Monate alte Seynabou, die aufgrund eines Herzfehlers dringend eine Operation benötigte. Nun ging es für das senegalesische Mädchen per interkontinentalem Flug von Dakar nach Stuttgart und von dort weiter nach Tübingen, wo diese erfolgreich durchgeführt wurde.
Doch bis zu dem nun erfolgten Happy End war es eine Zerreisprobe: Seynabou sollte gemeinsam mit ihrer Begleitperson und Betreuerin Sophie am 8. Februar mit „Air France“ nach Deutschland fliegen. Doch der Gesundheitszustand des fünfzehn Monate alten Mädchens war dermaßen besorgniserregend, dass die Fluggesellschaft einem Transport nur in Begleitung einer Ärztin und entsprechender medizinischer Versorgung zustimmte. „Das hat natürlich nochmals erhebliche Mehrkosten von knapp 10 000 Euro mit sich gebracht, war aber dringend notwendig“, berichtet „Baobab“-Vorsitzender Rolf Stalf.
Über sieben Stunden nach Europa
So ging es für Seynabou dann auf den etwas mehr als sieben Stunden dauernden Flug in Richtung Stuttgart, mit durchgehender Sauerstoffversorgung unter ärztlicher Beobachtung. Während die Medizinerin am Folgetag zurück in den Senegal flog, brachte ein Krankentransport der Johanniter das fünfzehn Monate alte Mädchen in das Universitätsklinikum Tübingen, wo die rettende Herzoperation für den 14. Februar angesetzt war.
Die ausführliche Eingangsuntersuchung sorgte dann erneut für Bangen: Der Herzfehler von Seynabou war nicht wie ursprünglich gedacht dreifach, sondern vierfach. Aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustandes entschieden die Ärzte, dass das Mädchen bis zur Operation auf der Intensivstation des Klinikums bleiben musste. Umso dringlicher wurde der knapp sechstündige Eingriff, bei dem der ausführende Chirurg nicht nur Seynabous vierfachen Herzfehler behob, sondern dies auch ohne weitere Vergütung tat.
„Die Operation hat die Kleine gut überstanden und konnte bereits nach zwei Tagen auf die Überwachungsstation verlegt werden“, freut sich Stalf über den gelungenen Eingriff. Und seitdem blüht das Mädchen förmlich auf, ist bereit für ihr zukünftig gesundes Leben. „Die Genesung ist so gut fortgeschritten, dass Seynabou schon am 23. Februar und damit neun Tage nach der Operation entlassen wird“, berichtet Stalf.
Erleichterung und Freude
Dem „Baobab“-Vorsitzenden ist die Erleichterung und Freude förmlich anzusehen und er lobt die hervorragende Betreuung im Tübinger Universitätsklinikum. Für ihn und „Baobab“ schließt sich damit ein langer Prozess voller Engagement und Leidenschaft, der einem senegalesischen Kind nun ein gesundes Leben ermöglichen wird.
Doch für Seynabou wird die Reise bis dahin noch anspruchsvoll. Zunächst wird die Kleine in Ketsch bei den Stalfs weiter aufgepäppelt – der Rückflug von Stuttgart über Paris bis nach Dakar ist für den 1. März geplant. Bis es für das Kleinkind zurück in die Heimat geht, wird jedoch schon mit den notwendigen Maßnahmen zur Rehabilitation begonnen.
Physiotherapeut Markus Müller hilft
Aufgrund ihrer Krankheit konnte Seynabou bisher nicht laufen: Die Beinmuskulatur des Mädchens ist entsprechend nicht ausgeprägt. Dies soll sich nun ändern – und zwar noch in Deutschland. Dafür hat sich der Ketscher Physiotherapeut Markus Müller von „Osteokids“ bereiterklärt, schon vor Ort mit der Behandlung zum Aufbau der Muskulatur von Seynabou zu beginnen und das Kind auf zukünftige Maßnahmen vorzubereiten.
Dies soll der Start für weitere physiotherapeutische Behandlungen im Senegal sein, sodass das Kind bald seine ersten Schritte gehen kann und erstmals das Gefühl einer stabilen Gesundheit haben wird. Doch auch die weitere medizinische Betreuung ist gesichert, wie Stalf berichtet: „Ein Kardiologe wird im Senegal für die Überwachung und Nachbetreuung von Seynabou sorgen.“
Vor ihrer Rückkehr wird das Mädchen noch abschließend von einem deutschen Kinderkardiologen untersucht und für den interkontinentalen Flug entsprechend vorbereitet.
Und so verhilft „Baobab“ einem weiteren senegalesischen Kind zur Grundlage für ein besseres Leben. Ganz nebenbei bracht Seynabous Aufenthalt noch weitere freudige Nachrichten mit sich: „Sowohl für das Mädchen als auch für ihren vierjährigen Bruder Mansour konnten wir eine Patenschaft organisieren“, freut sich Stalf. Die Paten unterstützen die Kinder mit 25 Euro monatlich, die die Kosten für Kindergarten, Schule sowie Ernährung größtenteils abdecken.
Doch bei „Baobab“ geht es direkt weiter: Ein 18-jähriger senegalesischer Jugendlicher mit einer Aortaverengung soll es Seynabou gleichtun und zwischen Ende April und Anfang Mai für eine Operation nach Tübingen kommen. Der Junge war bereits zweimal für Eingriffe in Deutschland und kommt jetzt aufgrund des Wachstums vom Kind zum Erwachsenen für eine dritte Operation nach Europa. Damit steht bereits also bereits die nächste Hilfsaktion von „Baobab“ an und ein weiteres Leben steht vor der Rettung.
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