Ketsch. Die steigenden Kosten für Strom und Wärme aufgrund der aktuellen Energiekrise machen auch vor Ketsch nicht halt: Gleich an mehreren Stellen beschäftigte sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mit Konsequenzen aus der angespannten Lage im Land.
Das zeigte sich sinnbildlich schon am Sitzungsort: Statt in der großen und damit energieintensiven Rheinhalle tagte das oberste Gremium der Gemeinde bereits zum zweiten Mal wieder im deutlich kleineren Ratssaal im Obergeschoss des Rathauses. Das hatte indes vor allem mit den zurückgefahrenen Corona-Vorgaben zu tun, die seit Beginn der Pandemie das Ausweichen auf eine luftigere Örtlichkeit notwendig gemacht hatten. Und doch passte es gut in die veränderte Krisensituation: Die Priorität liegt inzwischen auf dem Einsparen von Energie, weil die Preise dafür deutlich angestiegen sind.
Die Auswirkungen werden die Ketscher Bürger ab 1. Januar 2023 bei ihren Schmutzwassergebühren spüren. Diese steigen nach dem einstimmigen Beschluss des Gemeinderates von derzeit 2,12 Euro pro Kubikmeter um 93 Cent auf 3,04 Euro – was einer stolzen Erhöhung um rund 44 Prozent entspricht. Deshalb bat ein Parteivertreter der Freien Wähler in der Bürgerfragerunde zu Beginn der Sitzung darum, den Einwohnern diese deutliche Kostensteigerung im Detail und nicht nur pauschal zu erklären.
Dem kam Kämmerer Gerd Pfister vor der Abstimmung des Gremiums nach. „Die Erhöhung ergibt sich aus den steigenden Energiekosten, die wir bei der Abwasserbeseitigung im kommenden Jahr aller Voraussicht nach haben werden. Bislang beträgt die Umlage unserer Gemeinde an das Klärwerk des Zweckverbands jährlich rund eine Million Euro. Ab 2023 werden es wegen der steigenden Stromkosten aber 1,5 Millionen Euro sein. Und damit liegen wir sogar noch ganz gut, denn aktuell muss die Gemeinde für ihre eigenen Stromkosten in anderen Bereichen sogar drei- bis viermal so viel zahlen, wie bislang“, erklärte Pfister.
Niederschlag wird günstiger
Weil die Kommunen bei ihren Abwassersatzungen verpflichtet sind, kostendeckend zu arbeiten, bedeuten derartige Preisanstiege automatisch eine Weitergabe an die Kunden. Das geschieht allerdings auch in die andere Richtung, wie Kämmerer Gerd Pfister als kleines Trostpflaster betonte: Weil in den Vorjahren die Gebühren für das Niederschlagswasser ein wenig zu hoch angesetzt waren und außerdem wegen des deutlich geringeren Behandlungsaufwands keine Kostensteigerungen zu erwarten seien, könne hier eine Senkung erfolgen.
Statt 54 Cent pro Quadratmeter werden beim Niederschlagswasser künftig nur 49 Cent fällig, was immerhin rund zehn Prozent weniger entspricht – wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau als beim Schmutzwasser, sodass die Bürger insgesamt mehr zahlen müssen.
Michael Kapp signalisierte in den Aussprachen der Fraktionen dennoch Zustimmung für die CDU. „Der Kämmerer hat eine aufwendige und plausible Kalkulation für das nächste Jahr vorgelegt, die sich auf die massiv gestiegenen Strompreise bezieht. Weil sich die Gebühren nach der Nutzung durch die Verbraucher richtet, gibt es leider keine Alternative zu den Anpassungen“, erklärte er.
Auch Michael Rößler von der SPD sah keine andere Möglichkeit, als den Kostensteigerungen zuzustimmen. „Immerhin bleiben die Gebühren für das Trinkwasser gleich“, betonte er. Günther Martin von den Grünen erinnerte zudem daran, dass die Schmutzwassergebühren seit 2015 nicht mehr angepasst worden seien. „Zurzeit wird alles teurer, also sind die Steigerungen grundsätzlich plausibel“, so Martin.
Für die Freien Wähler gab Tarek Rihawi ebenfalls seine Zustimmung, wie auch Chris Brocke für die FDP. Und so konnte Bürgermeister Timo Wangler schließlich feststellen: „Der Gemeinderat stimmt einstimmig für den Vorschlag der Verwaltung, die Gebühren für Schmutz- und Niederschlagswasser anzupassen.“
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