Ketsch. Nach einer Woche Praktikum war klar: „Hüte zu machen, ist genau das, was ich will.“ Und so wurde Laura Marie Bette aus Ketsch Modistin und schaffte den Bundessieg bei der Deutschen Meisterschaft im Handwerk. Grund genug für Präsident Klaus Hofmann von der Handwerkskammer Mannheim-Rhein-Neckar-Odenwald zu einem persönlichen Empfang der jungen Frau. Sie hatte ihn sich mit einer großartigen Leistung verdient: Die Modistin, die ihre Ausbildung bei Hut Konrad in Mannheim absolvierte, war von der Kammersiegerin über den Landeserfolg bis hin zur Bundessiegerin durchgestartet und zählt damit national zur Topriege in ihrem Gewerk.
Dass sie als Modistin einen Beruf hat, der nicht jedem gleich ein Begriff ist, spornte sie umso mehr an, ihr Handwerk in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Im Dezember war sie in Berlin, um sich Pokal und Urkunde für ihre Leistung abzuholen. „Ein tolles Erlebnis“, erzählt sie. „Preisträger aus so vielen verschiedenen Handwerksberufen kennenzulernen, sich auszutauschen, netten Menschen zu begegnen – das war einfach schön.“
Berufswahl war eher Zufall
Keine fünf Jahre ist es her, da war Bette noch eine Suchende. „Ich wusste nach dem Abitur nicht, was ich werden wollte“, sagt die inzwischen 21-Jährige. Ein an den Abschluss beim Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium in Hockenheim angehängtes Freiwilliges Soziales Jahr brachte nur Klarheit, was es auf keinen Fall sein sollte. Was blieb, war eine immer schon gelebte kreative Ader und das Interesse an handwerklicher Arbeit. „Eigentlich war es dann Zufall, dass es auf die Ausbildung zur Modistin hinauslief“, sagt sie. Ihre Mutter hatte die Anzeige entdeckt, dass Hut Konrad neue Auszubildende sucht.
„Die Begeisterung kam beim Praktikum“, so die junge Frau aus Ketsch. „In dieser einen Woche habe ich gemerkt, dass Hüte zu machen genau das ist, was ich will.“ Die Ausbildung im kleinen Atelier von Hut Konrad eröffnete für Bette eine faszinierende Welt der Möglichkeiten. Drei Jahre lang war es für sie die Kreativzentrale, um ihr Faible für Mode und Design, für Handwerk und Kunst auszuleben.
Dass ein Nischen-Handwerk wie das des Modisten Bestand und Zukunft hat, ist für ihre Ausbilderin und Meisterin ihres Fachs, Isabel Jakel, gar keine Frage. Selbst, wenn auch sie die aktuellen Herausforderungen spürt, vor denen das Handwerk generell steht. Beispielsweise im Bereich der Nachwuchskräfte. „Es ist nicht leicht, Auszubildende zu finden“, sagt sie. „Ich habe immer sehr wenige Bewerbungen und hoffe jedes Mal innigst, dass ich jemand Passendes finde.“
Diesmal hat es wieder geklappt. Nach Laura Marie Bette ist schon wieder eine neue Auszubildende angestellt. Ein bisschen komme es auch darauf an, „wie wir unser Handwerk vertreten und was wir in der Ausbildung bieten“, sagt sie.
Bei der Gesellenprüfung konnte Bette all das Können zeigen, das sie sich während der Lehrzeit aneignete Die drei Gesellenstücke flossen nebst Fachgespräch in die Bewertung beim Bundeswettbewerb mit ein. Alles war offensichtlich überzeugend. Der außergewöhnliche, seitlich eingeschnittene Strohhut in einem hübschen Fliederton mit dunklen Lila Akzenten ebenso wie die asymmetrische, mehrteilig gearbeitete Stoffkappe im Oversize-Look und der zur Nacharbeit vorgegebene Glockenhut aus Filz.
Vielfalt an Möglichkeiten
Eigentlich hätte auch Bette beim Wettbewerb gerne weitergemacht. Denn in einigen Gewerken geht es nach den „German Craft Skills“ weiter mit den „EuroSkills“ und „WorldSkills“. Viele hätten nach der Preisverleihung in Berlin gleich mit dem „Training“ begonnen, erzählt sie Präsident Hofmann. Hört sich komisch an, wenn das „Workout“ nicht mit Sport verbunden ist. Meint aber das Gleiche: „Man will seine Techniken perfektionieren, sich bewusst machen, worauf es ankommt. Dafür muss man üben, üben, üben“, erklärt die Modistin. Für sie war nach dem Bundesentscheid in Sachen Wettbewerb dennoch Schluss. Ihr Beruf war auf internationalem Niveau leider nicht mehr vertreten.
Doch auch ohne Wettbewerb geht es für Laura Marie Bette weiter und weiter. Stehen bleiben und sich auf dem Abschluss als Gesellin auszuruhen, komme jedenfalls nicht infrage. Vielleicht folgt die Weiterbildung zur Meisterin, vielleicht ein Studium in Modedesign und Textil, vielleicht ist auch die Arbeit am Theater eine Option. Die Vielfalt an Möglichkeiten im Handwerk öffnet viele Tore und Pforten.
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