Ketsch. Es gab kein Halten an diesem Freitagabend im Central-Kino. Das preisgekrönte Duo – bestehend aus dem in Heidelberg lebenden Niederländer Hubertus Weijers, genannt Huub Dutch, und dem Schwaben Christian Oettinger, liebevoll als „Herr Oettinger aus Baden-Württemberg“ angekündigt, begeisterte die zahlreichen Besucher mit anspruchsvoller musikalischer Unterhaltung.
Zum zweiten Mal „Musikentertainment der Extraklasse“
Gabriele Hönig vom Central-Kino strahlte, dass sie das Duo erneut begrüßen durfte. Schon Anfang 2024, als es zum ersten Mal hier aufgetreten ist, betitelte die Schwetzinger Zeitung ihre Darbietung mit „Musikentertainment der Extraklasse“. „Heute Abend dürfen Sie sich erneut auf einen weiteren unterhaltsamen Abend mit Huub Dutch und Chris Oettinger freuen“, sagte sie. Und sie hatte nicht zu viel versprochen: Das Huub-Dutch-Duo verwandelte das Central-Kino in einen Ort der guten Laune und reiner Spielfreude. Unter dem Motto „Jetzt kübelt’s!“ verbanden Huub Dutch – Sänger und Instrumentalist – sowie Chris Oettinger – Pianist und Background-Sänger– Witz, Virtuosität und Musikalität zu einem hochkarätigen Vergnügen. Der Hang zum Unkonventionellen zieht sich wie ein roter Faden durch alle ihre Programme, sei es „Life is Fine“, „Swinging Busch“ oder „Jetzt kübelt’s!“.
Letzteres spielt auf das ungewöhnliche Arsenal an Klanggeräten an, insbesondere auf den Bass, ein selbstgebautes „Wäscheleinofon“, das ein auf den Kopf gestellter Kübel ist, versehen mit einem Besenstiel und einer Wäscheleine. Auf dem Klangteppich, den dieses toll klingende Instrument, das Flügelhorn, der Trichterschlauch oder die Rassel Maracas webten, entfaltete sich Huub Dutchs markante rauchige Stimme mit charmanten humorvollen Texten aus eigener Feder. Mit schwarzem Hut, blauem Anzug und Krawatte steppte, raunte und groovte sich Dutch durch einen Mix aus Blues und Swing, Soul und Jazz, Chanson und Pop.
Funkelnde Pianoläufe und augenzwinkernde Eleganz
Virtuos zupfte und rupfte Dutch an der Wäscheleine, blies, rasselte und trommelte, während „Herr Oettinger aus Baden-Württemberg“ ihn hinter der Sonnenbrille mit funkelnden Pianoläufen und augenzwinkernder Eleganz begleitete. Hier waren zwei Künstler am Werk, die einander blind vertrauten. Die Zuhörer ließen sie in Walzer-, Boogie-, Rumba- und Blues-Rhythmen schwelgen – wippend und klatschend. Von Anfang an band Dutch das Publikum in seine Show ein, animierte es zum Mitmachen und lobte es: „Ihr habt wunderbar mitgesungen, sogar mehrstimmig.“
Singen, meinte er, sei gesund und mache glücklich. Ihn mache vor allem die Liebe glücklich, gestand er, wobei Oettinger trocken erwiderte: „Mich die Sportschau.“ Die Finnen hingegen sind glücklich, wenn sie sich „an einem kalten Winterabend zu Hause auf der Couch in Unterwäsche besaufen“. Auf charmante Weise brachte Dutch dem Publikum zudem einige niederländische Wörter bei oder ließ es mit melancholischen Weisen in Nostalgie schwelgen.
Sogar Comedian Harmonists „klauen von uns Melodien“
Sie sangen Lieder über die Liebe – „Is es“, „Du bist alles, was ich brauche“ – über das „Wäscheleinofon“, das sie auf der Melodie, die die Comedian Harmonists „leider von uns geklaut haben“ für „Mein kleiner grüner Kaktus“ geschrieben haben. „Bin ich mal verstimmt und gar nichts mehr gelingt, dann nehm ich meinen Kübel und der swingt …“, brachte Dutch auf unwiderstehliche Weise zu Gehör, natürlich mit charakteristischer Eigennote wie auch alle anderen Songs auf Französisch, Italienisch oder Deutsch. Nebenbei plauderte er von seiner Familie, der Ehe und den Kindern, die schon „als Babys nachts zum Tramp“ wurden, und empfahl allen seine eigene Lebensphilosophie. Sie würde jedem guttun: „Ich hab‘ mich schon jung dafür entschieden, mein Leben so zu gestalten, dass es Spaß macht“, meinte er und plädierte mit dem Song „Ich lass’ mich heut mal gehen“ für einen gesetzlich fixierten „Kein-Bock-Tag“, der in Holland selbstverständlich sei.
Umwerfend gaben sie einige Streiche aus ihrer „Max und Moritz“-Show zum Besten, laut Dutch, von einem gewissen „Dabbelju Busch“ gedichtet. „Als ich vor neun Jahren nach Deutschland einwanderte, schenkte mir meine Frau einen Kulturbeutel“, erzählte der gebürtige Niederländer. Im Beutel habe er auch Texte von Wilhelm Busch gefunden, voll von lautmalerischem Witz und unerwarteten Reimen.
Kongeniales komödiantisches Talent der Klangpoeten
Oettingers Vertonung der Geschichten über die Streiche der berühmtesten bösen Buben der Literaturgeschichte, die den meisten im Saal bekannt waren, begeisterte ebenso wie Dutchs kongeniales schauspielerisches Talent, sich in die Bengel und ihre Opfer hineinzuversetzen. Die Zuhörer vernahmen förmlich das Gackern der Hühner, das Krähen des Hahns und das Jammern der Witwe, sahen vor ihrem inneren Auge den Pfeife rauchenden Lehrer Lämpel und wie ihn dann eine Explosion aus den Träumen riss, fühlten das Entsetzen von Onkel Fritz nach beim Hervorkrabbeln der Maikäfer. Rhythmisch abgewandelt, sangen die beiden Klangpoeten, assistiert vom Publikum, den Refrain „Meines Lebens schönster Traum hängt an diesem Apfelbaum“.
Die enthusiastische Reaktion des Publikums entlockte dem Duo einige Zugaben, darunter den Song „Mackie Messer“ aus Bert Brechts Dreigroschenoper oder „What a Wonderful World“, das unter diesen Abend einen leuchtenden Schlusspunkt setzte.
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