Schwetzingen. Die erste Bürgermeisterin Lisa Schlüter und Mitglieder des Gemeinderates haben am vergangenen Freitag Jugendliche zum „Meet & Greet“ in das Jugendzentrum „Go in“ eingeladen. In entspannter Atmosphäre mit anschließender Pizza konnten sie ihre Wünsche und Sorgen mit den Politikern teilen. Was fehlt in der Stadt, was sollte sich ändern oder neu entstehen? „Demokratie lebt vom Mitmachen“, betonte Bürgermeisterin Lisa Schlüter.
Junge Menschen haben aber oft den Eindruck, dass sie nicht gehört werden, dass viel über sie und wenig mit ihnen gesprochen wird. Das neue Format in Schwetzingen setzt genau hier an. Bei dem Treffen sollten deshalb vor allem sie zu Wort kommen. „Wir wissen noch nicht, wie es nach diesem Abend weitergeht und wie es angenommen wird“, so die Bürgermeisterin. „Es ist ein Versuch, sich mit den Jugendlichen auf Augenhöhe auszutauschen“.
Kommunikation zwischen den Generationen auch in Schwetzingen eine Herausforderung
Von den 26 Gemeinderatsmitgliedern waren mehr als die Hälfte dabei – ein Zeichen dafür, dass ihnen das Thema am Herzen liegt. Einige von ihnen kennen die Einrichtung noch aus ihrer Jugend. Doch wie kann eine Zusammenarbeit genau aussehen? Einer der Gemeinderäte beendete seine persönliche Vorstellung mit einer Provokation, wie er selbst sagte. Er sei traurig, dass die Schwetzinger Jugend nicht in der Lage sei, sich politisch zu engagieren, etwa in einem Jugendgemeinderat. Zustimmung kam von einigen Kollegen.
Doch was bedeutet das für die Zukunft? Braucht Schwetzingen möglicherweise neue und unbürokratische Formen der Beteiligung? Wie können sich die Generationen annähern? Auch diese Fragen standen im Raum. Melanie Rauth-Kästel erinnerte dabei immer wieder daran, dass die Voraussetzung dafür eine wertschätzende Kommunikation ohne Wertung ist. Sie ist Bereichsleiterin für Schulsozialarbeit sowie offene Kinder- und Jugendarbeit beim Friedrichstift, dem Kooperationspartner der Jugendarbeit Schwetzingen.
Die Organisatoren waren darauf vorbereitet, dass es für die Jugendlichen nicht leicht sein würde, in der ungewohnten Runde offen zu sprechen. Um zwanglos in den Austausch zu gehen, konnten sie deshalb ihre Wünsche, Ängste und Sorgen gemeinsam auf weißen Zetteln aufschreiben. Zeitgleich hielten die Bürgermeisterin und die Gemeinderatsmitglieder auf buntem Papier schriftlich fest, welche Themen sie erwarten. Bereits im Vorfeld haben die Betreuer im „Go in“ Stimmen eingefangen. Vom Team der Jugendarbeit waren unter anderem Markus Liu-Wallenstein, Karlheinz Seitz, Patrick Uhrig und Jeremy Dietmann beteiligt und vor Ort. Da der Termin verschoben wurde, konnten die beiden Kolleginnen Daniela Antunes und Celina Motta nicht dabei sein.
Mehr Treffpunkte, sichere Orte und Ladestationen in Schwetzingen
Am Ende wurden die Karten verglichen. Tatsächlich gab es einige wichtige Überschneidungen. Was den jungen Menschen besonders wichtig war, sind Orte, an denen sie sich treffen können, um etwas zu unternehmen oder einfach nur zu entspannen. Das „Go in“ muss seinen Außenbereich wegen der Anwohner bereits um 20 Uhr schließen, gerade im Sommer wären längere Öffnungszeiten schön für die jungen Menschen. Auch andere sichere Plätze in der Stadt sollten geschaffen werden, nicht alle kommen regelmäßig in das Jugendzentrum.
Stattdessen wird beispielsweise der TV Sportplatz abends künftig nicht mehr zugänglich sein. Ein Grund dafür sei der wiederkehrende Vandalismus, erklärten Mitglieder des Gemeinderates. Melanie Rauth-Kästel warf ein, dass der Anteil der jungen Menschen zwischen 14 und 25 Jahren an der Gesamtbevölkerung gerade mal bei acht Prozent liegt, dass sie aber dennoch für viele Probleme verantwortlich gemacht werden und wenig Raum in der Gesellschaft hätten.
Weitere Wünsche der Jugendlichen
Was sich die Jugendlichen unter anderem noch wünschen: freies WLAN, Solarladestationen für Handys an öffentlichen Plätzen, neue Straßenschilder zur besseren Orientierung, Minjobs für Jugendliche, mehr Therapieplätze und ganz praktisch: Sonnenblenden im „Go in“. Ein besonders dringender Punkt für sie waren Ladestationen für E-Scooter. Lisa Schlüter fragte nach, warum E-Scooter statt Fahrrad. Die Antworten und die Dringlichkeit des Anliegens waren nicht für alle Gemeinderäte nachvollziehbar, aber auch hier zeigte sich – man muss nicht einer Meinung sein, sollte aber versuchen, die der anderen ernst zu nehmen. Nach dem offiziellen Teil gab es dann auch die versprochene Pizza und die Möglichkeit, in kleinem Rahmen, vielleicht sogar unter vier Augen, persönliche Fragen zu stellen.
Ein erklärtes Ziel des ersten „Meet&Greet“ war es, die Anliegen der Jugendlichen nicht nur anzuhören, sondern auch weiterzuverfolgen – eine entscheidende Waffe im Kampf gegen Politikverdrossenheit. Die Gemeinderäte bekamen dafür Hausaufgaben mit auf den Weg. Auch wenn sich sicher nicht alle Wünsche umsetzen und Probleme lösen lassen, die Rückmeldung ist unverzichtbar. In welcher Form die Jugendlichen, die erhalten, wird sich zeigen. Möglicherweise war das Treffen ja der Auftakt für eine regelmäßige Reihe mit unterschiedlichen Teilnehmern, die Organisatoren sind jedenfalls offen dafür. Wie auch immer es weitergeht, der Abend war ein erster wichtiger Schritt der Annäherung.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-jugendliche-tauschen-sich-mit-schwetzinger-verwaltung-aus-_arid,2333726.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen.html