Ketsch. Ihr Platz ist der Denkmalfigur des Korbflechters in der Nähe des Rathauses zwar sicher, doch heute versteht sich in der Enderlegemeinde niemand mehr darauf, aus den Kopfweiden, einer besonderen Pflegeform von Weidenbäumen, kunstvolle sowie gleichermaßen praktische Körbe zu flechten.
Seit den 1950er Jahren, so wissen es ältere Ketscher aus der Erinnerung noch zu berichten, gibt es in Ketsch keine Korbmacher mehr. Dieses traditionelle Handwerk stellte in der Ketscher Ortsgeschichte einen ganzen Wirtschaftszweig und in der Hockenheimerstraße wurde sogar eine Art Korbfabrik betrieben.
Unzählige Weidenbäume, für die hier in der Region die Klima-und Bodenverhältnisse optimal sind, wurden einst sogar von der Gemeinde versteigert, was bedeutete, dass die Korbmacher die meterlangen Weidenruten weiterverarbeiten und dadurch mit geringem Wareneinsatz, aber dafür mit viel Geschick, ihr Handwerk betreiben konnten.
Korbflechtertradiotion in Ketsch: An der Hohwiese zu finden
Rund um das Gebiet Hohwiese schneidet Günther Martin dieser Tage wieder die Kopfweiden. „Im Januar ist immer die Zeit, um die Weiden zu schneiden, die dann im Frühjahr wieder austreiben“, erklärt er. Auch dass es reiche, einfach eine Weidenrute in den Boden zu stecken, damit sie dort anwachse und im nächsten Jahr austreibt, lässt er wissen. „Natürlich gibt es heute andere Materialien, aus denen Körbe hergestellt werden. Das Verfahren mit den Kopfweiden, bei denen die Weidenruten erst eingeweicht und wieder getrocknet werden müssen, ist aufwendig und braucht Platz. Doch irgendwie ist es schade, dass keiner mehr, oder zumindest niemand, den ich kenne, hier in Ketsch noch Körbe flechten kann, auch wenn dies nur ein reines Hobby wäre“, so der Ketscher.
Wäre es nicht in der Tat etwas Besonderes, wenn jemand dem Korbflechter-Denkmal so ein Stück Leben einhauchen und dieses traditionelle Handwerk den folgenden Generationen näherbringen könnte? An Kopfweiden jedenfalls mangelt es gewiss nicht, falls jemand das Korbflechten für sich entdecken möchte.
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