Ketsch. „Es ist fast 25 Jahre her, dass das Stück ‚Intermezzo’ von einem Ensemble des Musiktheaters aufgeführt wurde. Das Stück ist gewachsen und keineswegs alt geworden. Und in diesem Jahr ist es die seit dieser langen Zeit jüngste Gruppe, die ihnen heute das ‚Intermezzo’ präsentiert“, freut sich die Gründerin des Musiktheaters Tatjana Worm. Unterstützt von Regisseurin Franka Hellmann, die selbst vor einigen Jahren als Darstellerin in der lebhaften und von Pantomime geprägten Inszenierung zu sehen war, zeigten in fulminanter Weise zehn junge Darsteller ihr Können, sowohl schauspielerisch, als auch musikalisch. Der Mittelpunkt der Szene, in die das Publikum eintauchen durfte, bildete der große Flügel, der prominent in einer stilisierten Barszene immer wieder in den Mittelpunkt rückte.
Zunächst entlockte David Hauck in seiner Rolle als Kellner dem Instrument erste Klänge, bevor im Laufe des Bühnengeschehens alle Darsteller, jeweils perfekt abgestimmt auf die Szene, sowohl Jazz als auch Tango Rhythmen in gekonnter Weise erklingen ließen. An die weiße Leinwand, welche die Bühne umhüllte, wurde eine schwarz-weiß Barszenerie projiziert und die jungen Künstler hielten sich in ihrer Kleiderwahl ebenso an dieses Farbkonzept.
Das „Intermezzo“ indes stellte sich schnell als ein wahres Spiegelbild der Gesellschaft heraus. Ganz ohne Worte, mit viel Mimik, Gestik und Ausdruck entführten die Darsteller ihr Publikum in eine Welt aus Liebe, Ausgelassenheit, Lebenslust und Freude, aber auch Gier, Traurigkeit, Verletzung und Verzweiflung kamen in dem etwa 30-minütigen Stück aufs künstlerische Parkett.
Immer wieder wurde die Musik am Flügel zur „Stimme“ und Emma Leis als die Geliebte und Leonardo Weiß als der Geliebte ließen zunächst keinen Zweifel an ihrer Verbindung. Doch spätestens als Elif Murat als die Verführerin ins Bühnengeschehen eingriff, wurde es turbulent. Da wurde auch Nico David Scholl als der Macho aus der Reserve gelockt, natürlich nicht ohne auch einen intensiven Blick auf die Unbekannte, gespielt von Jalda Merzal, zu werfen.
Szenerie nimmt Fahrt auf
Anne Janson als die Kluge beobachtete sowohl das Geschehen mit genauem Blick als auch die Brünette (Lisanne Bulst) und die Blondine (Margitta Worm), die sich ebenso in die Bar „verirrten“. Die Szenerie nahm gefühlstechnisch Fahrt auf, es wurde turbulenter und die Musikstücke schneller und kraftvoller.
Schließlich mündete das Wirrwarr um Liebe, Eifersucht und Eigensinn in eine regelrechte Prügelei, die mit reichlich Enthusiasmus dargestellt wurde. Die jungen Talente überzeugten mit viel Engagement und ebenso einer gewissen passenden Komik. Schlussendlich kehrte, nachdem die Besucher die Bar verließen, wieder Ruhe ins Geschehen ein und selbst Marie Baumann als Betrunkene schlief nach einem letzten Stück am Flügel in einen ruhigen Schlaf nach einem turbulent inszenierten Barabend mit jeder Menge musikalischen Höhepunkten aus bekannten Melodien und Improvisationen.
Jeder der Darsteller überzeugte mit seiner Persönlichkeit und verlieh der jeweiligen Rolle „das gewisse Etwas“, was aus einem Bühnenstück erst ein Musiktheater werden lässt. Das Publikum spendete den Darstellern großen und sehr verdienten Applaus für die lebhafte und sehr unterhaltsame Darbietung und das virtuose Können am Flügel.
Tatjana Worm bedankte sich sichtlich gerührt und bewegt bei „ihrem Intermezzo-Ensemble 2023“ mit Blumen und vielen Worten des Lobes für die Leistung der jungen Künstler. Im Anschluss überreichte Dr. Michael Rittmann vom Verein Tonart den zahlreichen Gewinnern des Improvisations- und Kompositionswettbewerbs 2023 (wir berichteten) die verdienten Urkunden, Medaillen und Pokale.
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