Ketsch. „Wir fahren zusammen“ – unter diesem Motto fanden in 117 deutschen Städten Streiks für den öffentlichen Nahverkehr und das Klima statt. Dazu aufgerufen hatten die Bewegung „Fridays for Future“ (FFF) und die Gewerkschaft „Ver.di“. Von einer „historischen Allianz für soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz“ ist diesbezüglich in einer Pressemitteilung von FFF die Rede. Doch nicht nur in den erwähnten Städten zeigten sich die Menschen solidarisch – auch in Ketsch hat Birgit Ackermann, Begründerin von „Parents for Future Kurpfalz“, an diesem Freitag zum nun schon dritten Klimastreik in der Enderlegemeinde auf dem Marktplatz aufgerufen.
Für klimafreundliche Mobilität und das individuelle Umdenken, hin zu nachhaltigen Alternativen zum Auto – dafür war auch Florian Reck von der Schwetzinger Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) mit einem Redebeitrag und jeder Menge Informationsmaterial vor Ort. „Es ist extrem wichtig, dass das Thema des Klimaschutzes und der damit verbundenen Mobilitätsalternativen nicht in Vergessenheit gerät und im Fokus der Menschen bleibt“, so Ackermann bei ihrer Begrüßung.
Trotz wichtigem Thema: Ketscher Marktplatz nur wenig gefüllt
Diese konnte sie allerdings nicht an sehr viele Besucher richten, trotz des ohne Frage wichtigen Themas blieben die Ketscher eher „streikmüde“ und auf dem Marktplatz fanden sich nur rund ein Dutzend Besucher ein. Die Organisatorin lässt sich dennoch nicht von ihrem Weg abbringen und wandelte den Klimastreik spontan in eine offene Gesprächsrunde um.
Zuvor richtete Florian Reck das Wort an die Besucher: „Wir freuen uns sehr über die Einladung, erstmals ist der Schwetzinger ADFC-Ortsverband in Ketsch. Uns liegt das Thema der klimafreundlichen Mobilität am Herzen, wir wollen gute Radwege in der Region – eine ordentliche Infrastruktur für einen richtigen intermodalen Verkehr. Es muss ein Umdenken hin zur vermehrten Nutzung von Verkehrsmitteln wie dem Fahrrad stattfinden. Dafür müssen die Voraussetzungen aber zunächst geschaffen werden.“ Ketsch sei hier auf einem guten Weg, so Reck weiter. Er bezog sich auf das von dem Ortsverband der Grünen initiierte Radwegekonzept, das bei dem Klimastreik von Gemeinderäten des Ortsverbandes ebenfalls vorgestellt wurde.
„Es besteht die Gefahr, dass auch unsere Kinder eines Tages zu Klimaflüchtlingen werden, umso wichtiger sind die Proteste für die rasche Umsetzung von Maßnahmen. Es ist unsere Generation und unser Job dafür zu sorgen“, stellte Ackermann klar. Deshalb hat sie auch die Idee der „Parents for Future“ in die Kurpfalz übertragen und baut derzeit eine Bewegung auf.
Ketscherin möchte die Kinder und Jugendlichen von "Fridays for Future" unterstützen
„Wir wollen den Kindern und Jugendlichen von ’Fridays for Future’ den Rücken freihalten und sie mit aller Kraft unterstützen“, so Ackermann, die auf reichlich Mitstreiter hofft. Obwohl auf dem Marktplatz nicht die erhoffte Anzahl an Mitstreikern erschienen ist, war die Passion, mit der die Anwesenden für den Klimaschutz einstehen, zu spüren.
Fridays for Future
Fridays for Future ist eine globale soziale Bewegung, ausgehend von Schülern, die sich für Maßnahmen im Klimaschutz engagieren.
Die Bewegung entstand 2018 aus einem Schulstreik der damals 15-jährigen Schwedin Greta Thunberg.
Im Februar 2019 formierten sich auch in Deutschland einige Ortsgruppen der Bewegung.
Ab diesem Zeitpunkt gingen Schüler freitags statt in den Unterricht auf die Straße, um zu demonstrieren.
Hauptorganisatorin der Bewegung in Deutschland ist Marie-Luisa Neubauer. hef
Mit dabei war auch Michael Scherer, der mit „Solawi Ma-Süd“ das Konzept der solidarischen Landwirtschaft in der Region eingeführt hat. Dort wird die allgemeine Versorgungskette Erzeuger-Handel-Verbraucher durchbrochen und eine lokale Partnerschaft zwischen Konsumenten und landwirtschaftlichen Produzenten angestrebt. „Damit halten wir auch die Transportwege so kurz wie möglich und leisten einen Beitrag zur nachhaltigen Mobilität“, erklärte der Landwirt.
Unter den zahlreichen Flyern und Broschüren zu diesem Thema fand sich indes auch etwas, das direkt aus der Enderlegemeinde stammt: die Mobile Fahrradwerkstatt. „Ein Angebot, das Radfahrern auch spontan helfen kann und ein Beispiel, dass sich in Ketsch beim Thema Mobilität etwas bewegt“, erläuterte Ackermann.
Während sich auf dem Marktplatz die Gespräche zu den beim Streikaufruf vorherrschenden Themen Mobilität und Klimaschutz bereits entwickelten, kamen nach und nach interessierte Bürger dazu und brachten sich mit ein. Doch es war klar: Nicht die Menge der Besucher war entscheidend beim Streik in Ketsch, sondern die Nachricht, die dabei deutschlandweit von FFF und vor Ort von Ackermann und ihren Mitstreitern überbracht wurde: Klimaschutz geht alle Menschen an und ist unumgänglich für den Weg in die Zukunft.
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