Ketsch. In der ältesten Stadt Baden-Württembergs gibt es einen Turm der Superlative: Der TK Elevator in Rottweil bietet die höchste Besucherplattform Deutschlands. Wer da hoch möchte, benutzt den Fahrstuhl, denn dafür wurde der Turm gebaut – als Testturm für den sogenannten „Multi“, ein Fahrstuhl, der ohne Seil auskommt und nicht nur von oben nach unten fahren kann, sondern auch horizontal. Die Erfindung von TK Elevator (früher ThyssenKrupp Aufzüge) arbeitet mit Linearmotortechnik, revolutioniert die Urbanisierung und wird ständig weiterentwickelt.
Zwei Ketscher waren nun verrückt genug, den Fahrstuhl zunächst Fahrstuhl sein zu lassen und stattdessen die 1390 Stufen des Treppenhause zu benutzen, um die 232 Höhenmeter zu erklimmen. Für Tanja und Thorsten Krüger ist das die 100-prozentige Herausforderung – zumal in voller Montur mit Atemschutzgerät, wie es sich für Feuerwehrleute gehört. Wer den TK Elevator Towerrun in Rottweil, den höchsten Treppenhaus-Lauf Westeuropas, schafft, der ist wahrlich zu so etwas wie zum Ritter geschlagen worden.
„Einmalige Stimmung“ beim Treppenlauf der Ketscher
„Es war toll, sehr anstrengend zwar, aber das wollten wir ja schon die ganze Zeit machen“, sagt Tanja Krüger im Gespräch mit unserer Zeitung, die bei der Ankunft oben auf dem Turm mit freilich einmaliger Aussicht ein wahres Glücksgefühl überkam. Beim Treppenlauf in Köln unlängst war die 43-Jährige noch so ehrgeizig, dass sie mit der erreichten Zeit ein wenig im Clinch lag. Das war nun kein Argument mehr. Dabei sein, die Herausforderung zu meistern, das war der Antrieb, dem die beiden Ketscher Feuerwehrleute vollumfänglich gerecht wurden.
„Es ist eine einmalige Stimmung“, beschreibt Tanja Krüger die Atmosphäre, wenn sich die Teams die Stufen mitunter hochquälen, in jedem Fall den inneren Schweinehund eventuell gleich mehrfach überwinden müssen. „Jeder, der einen überholt, motiviert mit Worten und Gesten – das ist schon toll“, weiß Tanja Krüger, dass die – übrigens internationalen – Treppenlauf-Teilnehmer wie eine große Familie beim Event zusammengeschweißt sind. Jeder weiß, was der andere gerade leistet.
Sauerstoff geht aus
Noch rund 30 Höhenmeter fehlte den Ketschern, als der Sauerstoff bei Tanja Krüger ausging. Damit war die Bedingung für die Konkurrenz „mit PA“ – also mit persönlicher Schutzausrüstung – nicht mehr erfüllt. Aber auch das geriet völlig zweitrangig.
Nach 34:23 Minuten kam das Ketscher Feuerwehr-Paar oben an und brauchte damit fast doppelt so lange wie die Kategorien-Sieger. Letztgenannte waren aber auch kein „Mix 80“, sondern ein „Mix 40“, also gewissermaßen halb so alt.
Tanja und Thorsten Krüger haben sich jedenfalls ihren Traum erfüllt und verließen diesen besonderen Rottweiler Turm, der ihre Initialen trägt, mit Fahrstuhl, der einem bei rund 30 Stundenkilometern Abwärtsgeschwindigkeit gefühlt alle paar Meter Druck auf die Ohren gab.
Nach dem Ritterschlag für die Krügers können sich nun andere Ketscher Feuerwehrleute in Sachen Fitness-Beweis beim Treppenlauf hervortun. Tanja Krüger leidet unter moderaten Hüftproblemen, sodass sie vorerst letztmals eine solche Herausforderung angenommen hat. In Rottweil sei Malte Rieger mit dabei gewesen. Er und weitere rund 19 Teilnehmer gehörten zur Sportgruppe der Wehr – ins Training käme aber meist nur ein Bruchteil der Hartgesottenen, die freilich fortan von den Krügers Anleitung erfahren können.
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