Kurpfalzwanderer

"Kaiserwetter" bei Wandertag in Ketsch

Die Ketscher Kurpfalzwanderer feiern bei ihrem 57. Wandertag ein besonderes Jubiläum. Dabei genießen die Gäste gemeinsam mit dem Ketscher Bürgermeister Timo Wangler die idealen Wetterbedingungen.

Von 
Noah Eschwey
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Guy Goffin (v. l.), Joegers Pierrol und Isabelle Meunier reisten extra aus Belgien an. Sie wandern 50 Kilometer. © Eschwey

Ketsch. Es ist der erste Advent. Die winterliche Dunkelheit herrscht über Ketsch. Der kleine Zeiger der Uhr springt auf die Sieben. Die Temperatur liegt drei Grad Celsius unter dem Nullpunkt. In den Wohnzimmern der Häuser brennt noch kein Licht. Nicht einmal die erste Kerze des Adventskranzes. Doch die Rheinhalle Ketsch ist schon hell beleuchtet. Menschen, bepackt mit großen Rucksäcken, Wanderstöcken und Taschenlampen sammeln sich im großen Saal der Halle. Sie gehen bei absoluter Dunkelheit in das Gebäude und verlassen sie mit den ersten Strahlen der kalten Dezembersonne. Doch wenn sie die Rheinhalle ein zweites Mal betreten, ist es draußen wieder dunkel.

Ketscher Wanderer sind seit 50 Jahren Mitglied im Deutschen Volkssportverband

Ungefähr so lässt sich die Situation am Sonntagmorgen beim 57. Wandertag der Kurpfalzwanderer Ketsch beschreiben. Doch es ist keine herkömmliche Veranstaltung, die der Verein an diesem Tag gestaltet - die Kurpfalzwanderer feiern ein Jubiläum. Sie sind seit 50 Jahren Teil des Deutschen Volkssportverbands (DVV). „Zu diesem Anlass wollten wir etwas besonderes anbieten und so gibt es heute die Möglichkeit auch 50 Kilometer zu wandern“, erklärt der Vorsitzende der Ketscher Kurpfalzwanderer Peter Nauth. Ein Angebot, das gerne angenommen wird, denn es hätten sich über 100 Wanderer zur 50 Kilometerstrecke vorangemeldet, erklärt der Vorsitzende stolz. Und damit nicht genug: „Es kommen auch Menschen, die sich mit dem guten Wetter heute kurzfristig dazu entscheiden, doch 50 Kilometer zu wandern. Das ist dann etwas teurer. Aber sie dürfen auch teilnehmen.“

Gegen 13 Uhr haben die 50-Kilometer-Wanderer Sabine Prubst und Albert Brickel das Schwetzinger Schloss erreicht. Sie kommen aus der Region Mittelfranken. © Noah Eschwey

Neben der 50-Kilometertour, die zwischen sieben und acht Uhr startet, bietet der Verein auch kürzere Wanderstrecken an, erklärt Nauth: „Wer weniger laufen oder später beginnen möchte, kann bis neun Uhr 30 Kilometer, oder bis 13 Uhr zwischen sechs und 20 Kilometern wandern.“ Für das Souvenierbuch gebe es auch die Möglichkeit, sich die gelaufenen Kilometer mit einem Wertungsstempel bescheinigen zu lassen. „Falls die Gäste einen Aufnäher oder eine Urkunde möchten, können Sie diese kaufen.“ Besonders freut sich Nauth über die Besucher aus dem Ausland: „Die Wanderer des Vereins Elsassstörche und die aus Surburg kamen mit dem Bus zu uns.“ Aus Deutschland seien unter anderem aus Schorndorf, Crailsheim und Unterfranken Busse angereist.

„Würde ich es nicht besser wissen, würde ich glauben, Gott ist ein Kurpfälzer Wanderer“, sagt der Ketscher Bürgermeister Timo Wangler mit Blick auf das „Kaiserwetter“, wie er es nennt. Er gratuliert dem Verein zur 50-jährigen Mitgliedschaft im DVV. Es sei in der immer turbulenter werdenden Zeit besonders wichtig, Beständigkeit zu spüren, findet der Amtsinhaber. Und um diese Beständigkeit, die der Wanderverein mitbringe, weiter zu fördern, hat der Bürgermeister eine Aufmerksamkeit dabei, die Nauth besonders freut. „Zum Jubiläum gibt es einen Förderscheck über 500 Euro.“

Mit den Worten: „Ich wünsche Ihnen dass Ihnen die Sohlen unter den Wanderschuhen niemals abhanden kommen“, beendete Wangler seine Rede.

Die Kurpfalz-Wanderer Rolf Dusberger (v. l.), Michael Faleschini und Peter Nauth werden von DVV-Landesvorsitzendem Rudolf Beining (r.) geehrt. © Noah Eschwey

Doch nach der Ansprache ist vor der Ansprache – und so wird einem besonderen Gast des Ketscher Vereins das Wort erteilt. Rudolf Beining, Landesvorsitzender des DVV, reiste extra für die Veranstaltung aus Forst, seinem Heimatort, an. „Covid hat gezeigt, dass wir Wanderer nicht totzukriegen sind“, erklärt Beining, der auch gerne Rudi genannt wird. Nun sei es Aufgabe der lokalen Vereine den Wandersport und die daraus resultierende Gemeinschaft wiederaufleben zu lassen. Für den heutigen Tag möchte der Landesvorsitzende drei Ehrenamtliche in Ketsch auszeichnen. „Bei einem Gebäude wie diesem hier, kann der Verein nicht einfach morgens beim Bürgermeister anrufen und fragen, ob sie sich da treffen dürfen“, scherzt Beining, der aussagen möchte: „Hinter einer solchen Veranstaltung steckt richtig Arbeit.“ Mit der Auszeichnung Bronze gratuliert er dem zweiten Vorsitzenden des Vereins Michael Faleschini. Für den Vorsitzenden Peter Nauth und Kassierer Rolf Dusberger gibt es „Gold in besonderer Ausführung“. Die beiden Wanderurgesteine engagieren sich seit 35 Jahren im Vorstand der Kurpfalzwanderer.

„Wir sind gestern losgefahren und haben hier in der Nähe übernachtet. Unser Wohnort liegt 300 Kilometer entfernt“, erzählt Guy Goffin aus Stavelot in der Provinz Lüttich, Belgien. Der junge Mann habe aus einem Prospekt von dem Wandertag erfahren. Nun freue er sich auf die Herausforderung, befürchtet aber: „Hier ist es bestimmt sehr flach.“ Angereist ist er mit befreundeten Wanderern aus seiner Gegend.

Sogar Gäste aus Köln kommen zum Wandertag nach Ketsch

Pascal Hofmann startet um acht Uhr am Morgen. Sein Ziel sei es vor 18 Uhr wieder an der Rheinhalle zu sein. „Ich bin extra aus Köln angereist“, erklärt Hofmann, der von seiner Wanderpartnerin von der Veranstaltung erfahren habe. „Mittlerweile ist eine Strecke von 50 Kilometern für uns Routine“, sagt Hofmann, der sich als Wanderprofi outet.

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„Für ihn ist das heute ein Heimspiel“, erklärt Peter Nauth lachend mit Blick auf Michael Fütterer. Der Wanderer aus Leimersheim bei Wörth am Rhein bestätigt: „Ja es fühlt sich so an. Ich bin nur eine halbe Stunde mit dem Auto gefahren.“ Er kenne die Kurpfalzwanderer vom Wanderverband DVV. „Nervös bin ich vor so einer Wanderung nicht mehr, aber es ist ein bisschen kalt“, sagt Fütterer schmunzelnd. Doch das mache ihm wenig aus, er sei auch schon bei -20 Grad Celsius gewandert, erklärt das Wanderurgestein.

Alle Wanderer starteten an der Rheinhalle. „Auf den 50 Kilometern gibt es einiges zu sehen“, verrät Nauth. Die Strecke führte unter anderem am Jim-Clark-Denkmal, den Anglerseen und dem Schloss Schwetzingen vorbei. Die letzten Wanderer erreichten Rheinhalle, wie sie diese betreten hatten – bei Dunkelheit.

Für alle, die sich gerne aktiv an der frischen Luft betätigen, haben wir unsere Wandertipps.

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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