Gemeinderat

Ketsch ist 103 Millionen Euro schwer

Nach der Reform des Haushaltsrechts beträgt die Eröffnungsbilanz bei Aktiva und Passiva diese Summe zum 1. Januar 2019.

Von 
Marco Brückl
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Ketsch vom Anglersee aus betrachtet: Regelmäßig lassen sich vom Ufer aufseiten des Seehotels derlei Aussichten mit Postkartencharakter genießen – dem Ketscher ist sein Ketsch einiges wert, das die nun von der Verwaltung in mühevollster Kleinstarbeit ermittelte Euro-Summe wohl locker übersteigen könnte. © Brückl

Ketsch. Wenn man Ketsch klauen könnte, verfügte der Dieb über einen Gegenwert von rund 103 Millionen Euro. So hoch fällt jedenfalls die Eröffnungsbilanz zum 1. Januar 2019 mit entsprechender Bilanzsumme in Aktiva und Passiva aus. Der Gemeinderat musste diese Summe feststellen (die Abstimmung erfolgte einstimmig), nachdem Ketsch das bisherige kamerale Rechnungswesen eben zum 1. Januar 2019 auf das Neue Kommunale Haushalts- und Rechnungswesen (NKHR) umgestellt hat.

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Die vorwiegenden Ziele dieser Umstellung sind die Darstellung des Gesamtressourcenaufkommens und -verbrauchs (anstelle einer reinen Liquiditätsbetrachtung), die Darstellung des Gesamtvermögens, der Gesamtschulden und des Eigenkapitals (anstelle bisheriger Vermögensrechnung mit teilweise fehlender Fortschreibung des Anlagevermögens und ohne Darstellung des Eigenkapitals), die Beschreibung der Ziele und Ergebnisse des Verwaltungshandelns – Darstellung von Produkten (Outputorientierung) – sowie die Unterstützung einer flexiblen Mittelbewirtschaftung. Ferner liegt ein einheitlicher Rechnungsstil im „Konzern Kommune“ zugrunde, der aus Kernverwaltung sowie Sondervermögen (Eigenbetriebe Wasserversorgung und Abwasserentsorgung) besteht.

Genauer und gerechter

Bürgermeister Timo Wangler, vormals Kämmerer in Sandhausen, sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass insgesamt viel genauer bilanziert werde und – vor allem – viel gerechter, generationengerechter. „Früher sind Abschreibungen nicht berücksichtigt worden. Man hat mehr Geld ausgegeben, als man tatsächlich hatte.“ Wenn man heute eine Schule baue, müssten auch die Folgekosten berücksichtigt werden, ebenso Abschreibung und Verzinsung. „Es ist wichtig, den Ressourcenverbrauch darzustellen.“ Jede Generation solle seine Lasten selber tragen. Das bedeute gleichsam für das Entscheidungsgremium, dass es nun schwerer sei, für eine Maßnahme zu votieren, letztlich aber auch ehrlicher. In Ketsch machten die Abschreibungen, das Mehr an Generationengerechtigkeit, grob gerechnet rund zwei Millionen Euro pro Jahresabschluss aus. Demnächst würden die Jahresabschlüsse seit 2019 verabschiedet. Zuvor muss die Gemeindeprüfanstalt noch die ermittelten 103 Millionen beäugen.

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