Gemeinderat

Ketsch plant flächendeckenden Glasfaserausbau – mit vereinten Kräften

Der Gemeinderat von Ketsch hat in einer einstimmigen Entscheidung beschlossen, ein Interessenbekundungsverfahren für den flächendeckenden Glasfaserausbau in Zusammenarbeit mit privaten Unternehmen durchzuführen.

Von 
Marco Brückl
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Glasfaserkabel versprechen schnelles Internet – außerdem ist bei einem solchen Anschluss dann egal, ob sich die vier Kinder gleichzeitig im Homeschooling und die Eltern sich im Homeoffice befinden – „die Leitung“ schafft das. © dpa

Ketsch. Gehören Sie zu jenen, die „Glasfaser Nachteile“ googeln, anstatt darauf zu drängen, dass es endlich auch bei Ihnen verfügbar wird? Die Deutschen, die in Verdacht stehen, dass sie von Ermöglichern zu Verhinderern mutiert sind, tun sich jedenfalls schwer mit dem Ausbau, dabei ist das Glasfaserinternet schneller, sicherer und energiesparender – eigentlich also ein Muss, das in anderen Ländern längst zu fast 90 Prozent (Südkorea), über 80 Prozent (Japan, Spanien), mehr als 70 Prozent (Schweden, Litauen, Island, Lettland) der stationären Breitbandanschlüsse zur Verfügung steht, wie bei „Statista“ für den Zeitpunkt Juni 2022 zu lesen ist.

Deutschland kann einen Glasfaseranteil von rund 8,1 Prozent ins Feld führen und liegt damit im internationalen Vergleich auf Platz 35. Lediglich in drei OECD-Staaten fällt der Anteil der Glasfaseranschlüsse noch geringer aus als in Deutschland.

Glasfaserausbau: Bedeutung für Ketsch und umliegende Kommunen

Für Ketscher, die sich Glasfaseranschlüsse wünschen, ist es eine gute Nachricht, dass der Gemeinderat in seiner öffentlichen Sitzung am Montagabend einstimmig dafür votierte, dass die Verwaltung in kommunaler Zusammenarbeit ein sogenanntes Interessenbekundungsverfahren zum flächendeckenden Glasfaserausbau durchführt.

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Will heißen: Ketsch – mit Schwetzingen, Oftersheim, Plankstadt und Hockenheim, die schon entschieden haben oder im Laufe der Woche ebenfalls darüber entscheiden – wird unter privatwirtschaftlichen Bewerbern den geeignetsten finden, um eine flächendeckende Glasfaserinfrastruktur in genannten Kommunen eigenwirtschaftlich – also ohne Aufwendungen der Gemeinden und der Stadt – aufzubauen.

Glasfaserausbau in Ketsch: Synergieeffekte durch kommunale Zusammenarbeit

Bürgermeister Timo Wangler, dessen Gemeinde im vergangenen halben Jahr von verschiedenen Unternehmen wegen eines Glasfaserausbaus auf eigene Kosten angesprochen wurde, sieht in der kommunalen Zusammenarbeit verschiedenste Synergieeffekte. Das fange beim Verwaltungsaufwand an. „Wir versprechen uns insgesamt bessere Leistungen.“ Beispielsweise auch bei der Umsetzung, wenn die Kolonnen durch die Orte zögen und der Baufortschritt zu bewerten sei. Stichwort ist etwa ein „Sorgentelefon“, denn ein flächendeckender Ausbau kostet mindestens die Behinderungen der Bürger durch die diversen Baustellen.

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Um diese wichtige Zukunftsentscheidung möglichst transparent und wohldurchdacht zu treffen, fanden verwaltungsübergreifend zwei Workshops statt, in denen technische Fragen geklärt sowie Risiken und Chancen eingeschätzt wurden.

Interessenbekundungsverfahren: Chancen und Herausforderungen

Ziel der Kommunen werde es sein, allen Haushalten, Gewerbetreibenden und Wohneinheiten, die noch nicht mit einem Glasfaseranschluss (FTTH-Anschluss) versorgt sind, mindestens ein Übergabepunkt im Gebäude anzubieten. Wichtiger Bestandteil einer Vereinbarung soll die Sicherung bereits erfolgter Investitionen und die Mitnutzung bereits bestehender kommunaler Infrastruktur – beispielsweise in den Gewerbegebieten – sein.

Das Interessenbekundungsverfahren ist – wie es in der Beschlussvorlage heißt – zweistufig angedacht. In einer ersten Stufe können sich alle Anbieter, die über entsprechende Referenzen wie etwa die Deutsche Glasfaser, Marktführer in Deutschland für den Glasfaserausbau außerhalb von Großstädten, und die Leistungsfähigkeit für die Umsetzung des flächendeckenden Glasfaserausbaus in den genannten Kommunen nach öffentlicher Ausschreibung bewerben.

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Zeitplan und Aussicht auf Glasfaseranschlüsse in Ketsch

Dann werden maximal vier Bewerber ausgesucht, mit denen eine Kooperationsvereinbarung verhandelt wird. „Der aus Sicht der gebildeten Auswahlgremien geeignetste Bewerber wird sich dann in einer Gemeinderatssitzung mit dem Entwurf einer Kooperationsvereinbarung vorstellen. Das Verfahren wird technisch wie fachlich durch den Zweckverband High-Speed-Netz Rhein-Neckar begleitet“, heißt es.

Bürgermeister Timo Wangler gibt eine grobe Einschätzung, wonach ein Partner im Sinne einer „Win-win-Situation“ frühestens bis Ende des Jahres auserkoren ist. Bis Erreichen der vom Anbieter geforderten Vermarktungsquote könnten dann vielleicht Ende 2024, Anfang 2025 erste weitere Glasfaseranschlüsse in Ketsch zur Verfügung stehen.

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