Ketsch. Eigentlich sind drei Jahre kein Alter für einen Marktplatz – vor allem wenn man bedenkt, wie lange die Planungen und Diskussionen samt Bürgerentscheid rund um die Ketscher Ortsmitte gedauert haben. Doch die Ende 2019 fertiggestellte Anlage in moderner Optik und mit neuem Nutzungskonzept zeigt an manchen Stellen bereits Abnutzungsspuren. Das größte Problem: Rost, der bei Regen aus einigen der Bodenhülsen für die großen Sonnensegel ausgeschwemmt wird und auf dem hellen Granulatboden unschöne und hartnäckige Spuren hinterlässt.
Das Thema kam jüngst in der öffentlichen Gemeinderatssitzung wieder auf, als Heino Völker von den Freien Wählern nach dem aktuellen Stand fragte (wir berichteten kurz). Denn das Problem ist nicht neu: Bereits auf Archivbildern unserer Zeitung vom Juni 2020, also wenige Monate nach der Eröffnung, sind die Rostspuren gut zu erkennen.
Das bestätigt auch Bauamtsleiter Marc Schneider, der selbst erst seit Anfang 2021 die Verantwortung für die Baumaßnahmen der Gemeinde trägt. „Das Problem bestand von Anfang an, weil die Bodenhülsen im Bereich Richtung Sparkasse nicht aus rostfreiem Stahl bestehen. Die Halterungen Richtung Kreisverkehr machen uns hingegen keinen Ärger, die sind nämlich aus Edelstahl“, erklärt Marc Schneider.
Durch Regen sei es innerhalb kurzer Zeit zum Rosten der fraglichen Bauteile gekommen, was an sich noch nicht weiter schlimm sei – ihre Funktion sei dadurch nicht beeinträchtigt und die Hülsen selbst sind auch kaum zu sehen. Doch wenn sich die Vertiefungen bei Regen komplett mit Wasser füllen, fluten sie irgendwann den Rost aus – und hinterlassen die markanten und unschönen Spuren auf dem hellen Belag.
Zunächst sei die Gemeinde von einem Baumangel durch die ausführende Firma ausgegangen. Doch bei der Untersuchung der Vorgänge sei dann festgestellt worden, dass ein Teil der Hülsen tatsächlich in nicht rostfreiem Stahl ausgeschrieben gewesen sei – warum, sei nicht mehr nachvollziehbar. „Und die Firma hat dann eben exakt das ausgeführt, wofür sie beauftragt und bezahlt worden ist“, so Marc Schneider.
Schmutzempfindlicher Belag
Einen Fehler – und damit die Haftung – des Planers gerichtlich feststellen zu lassen, sieht der Bauamtsleiter als ziemlich chancenlos an. Dennoch kam diese Forderung aus den Reihen des Gemeinderates auf, nachdem das Thema jüngst wieder zur Sprache gekommen war. Bürgermeister Timo Wangler verwies auf weitere Beratungen innerhalb der Verwaltung und des Gemeinderates, um das Problem irgendwie lösen zu können.
Doch die Sache ist komplizierter, als man annehmen könnte: Dass die Rostflecken derart auffallen, liegt auch an dem hellen Bodenbelag des neuen Marktplatzes, der sehr schmutzempfindlich ist. „Wir könnten zwar theoretisch die Spuren jedes Mal durch gründliches Reinigen entfernen, doch dann haben wir statt eines auffällig dunklen Bereichs einen auffällig hellen Streifen. Das könnten wir nur verhindern, indem wir den kompletten Marktplatz grundreinigen, was natürlich nicht regelmäßig machbar ist“, erklärt Marc Schneider.
Herbstlaub hinterlässt Spuren
Tatsächlich ist der helle Belag auch an anderen Stellen durch Flecken und Verunreinigungen in Mitleidenschaft gezogen. Bei einem Rundgang fällt auf, dass selbst Herbstlaub deutliche dunkle Spuren hinterlässt, die nicht ohne gezielten Einsatz weggehen. Im Bereich der Wasserspiele, die in der kalten Jahreszeit außer Betrieb sind, ist auf dem etwas dunkleren Pflaster ein weißlicher Belag zu erkennen. Kein Wunder also, dass aus den Reihen der Ketscher Vereine die Nutzung des Marktplatzes für Feste und Veranstaltungen inzwischen teilweise infrage gestellt wird – zu groß sei die Sorge, dass der Boden stark verschmutzt werde und die Vereine dafür geradestehen müssten, ist zu hören.
Auch an anderen Stellen des Marktplatzes zeigen sich beim Rundgang Abnutzungsspuren. Einige der metallenen Bodenleuchten im Parkbereich Richtung Kreisverkehr sind stark weißlich angelaufen. Und die ehemals hellen Holzbänke sind insbesondere in den schattigen Bereichen bereits deutlich verwittert.
Tief im Boden verankert
Zumindest beim größten Problem, den rostenden Bodenhülsen, macht Bauamtsleiter Marc Schneider derweil keine großen Hoffnungen auf eine baldige Lösung. „Die sind tief im Boden verankert, weil sie ja viel Druck aushalten müssen, wenn sie die großen Sonnensegel bei starkem Wind halten. Einfach eine neue, rostfreie Hülle überzustülpen, wird leider nicht funktionieren“, sagt Marc Schneider. „Vermutlich ließe sich das Problem nur lösen, wenn wir die entsprechenden Stellen aufgraben und die problematischen Bauteile komplett ersetzen.“
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch_artikel,-ketsch-ketsch-keine-schnelle-loesung-fuer-rostflecken-auf-dem-marktplatz-_arid,2023880.html