Gemeinderat

Weniger Christbäume und Laternen in Ketsch

Neben der Entscheidung, Strom zu sparen stimmte der Ketscher Gemeinderat einer Photovoltaik-Anlage auf dem Anbau der Alten Schule zu, während Bürgermeister Timo Wangler Einsparungen verteidigt.

Von 
Benjamin Jungbluth
Lesedauer: 
Der Christbaum auf dem Marktplatz steht bereits und er wird neben einem weiteren Baum auf dem Friedhof der einzige Weihnachtsschmuck bleiben, den die Gemeinde in diesem Jahr aufstellt – um Strom und Kosten zu sparen. © Jungbluth

Ketsch. Eine weitere Folge der Energiekrise verkündete Bürgermeister Timo Wangler bei seinen Ausführungen am Ende der jüngsten öffentlichen Gemeinderatssitzung: Um Strom zu sparen, werde die Gemeinde in diesem Jahr lediglich auf dem Marktplatz und auf dem Friedhof jeweils einen beleuchteten Christbaum aufstellen. „Ansonsten verzichten wir darauf, also auch an den Ortseingängen und in öffentlichen Gebäuden. Das spart uns nicht zuletzt die Kosten für die Bäume selbst“, betonte Bürgermeister Wangler.

Und während CDU-Gemeinderat Rainer Fuchs darum bat, die geplante Abschaltung von Straßenlaternen im Ort (wir berichteten) aus Gründen der Sicherheit noch einmal mit der Mannheimer Polizei abzustimmen, sah der Bürgermeister dafür keine Notwendigkeit. „Es gibt aus anderen Kommunen positive Erfahrungen bei dem Thema und inzwischen kündigen auch immer mehr Gemeinden ähnliche Schritte an. Gerade beim Thema Einbrüche gibt es unterschiedliche Stimmen aus der Wissenschaft: Manche Untersuchungen zeigen sogar, dass die Zahl der Einbrüche sinkt, wenn Laternen abgeschaltet werden. Die meisten Einbrüche werden ohnehin entgegen der allgemeinen Meinung tagsüber und nicht etwa abends oder nachts durchgeführt. Und wenn die Laternen aus sind, können gerade Autoaufbrecher im Dunkeln weniger sehen, was sie vielleicht von einer Tat abhalten könnte – denn die wollen das ja möglichst schnell machen und nicht lange herumhantieren müssen“, erklärte Bürgermeister Timo Wangler seine Sicht.

Entscheidung steht aus

Das Thema werde aber im nichtöffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung noch einmal detailliert besprochen und dann in einer der nächsten öffentlichen Sitzungen des Rates abschließend entschieden, kündigte der Bürgermeister an.

Mehr zum Thema

Gemeinderat

Ketsch: Bald gibt es Sonnenstrom vom Dach der Alten Schule

Veröffentlicht
Von
Benjamin Jungbluth
Mehr erfahren
Straßenbeleuchtung

Gehen in Ketsch bald die Laternen aus?

Veröffentlicht
Von
Marco Brückl
Mehr erfahren
Volkstrauertag

Ketsch: Timo Wangler erinnert daran, die Hoffnung auf Frieden nie zu verlieren

Veröffentlicht
Von
Volker Widdrat
Mehr erfahren

Um Strom ging es auch beim Beschluss zur Alten Schule: Zwar nicht um dessen Einsparung, dafür um seine klimafreundliche und kostensenkende Erzeugung. Einstimmig beschlossen die Gemeinderäte den Vorschlag der Verwaltung, auf dem Dach des neuen Anbaus eine Photovoltaik-Anlage zu errichten (wir berichteten). Den Zuschlag für 75 Module samt zugehöriger Technik erhielt die Neulußheimer Firma So.Le Energy GmbH für ihren Angebotspreis von 49 408,31 Euro.

„Damit sind erfreulicherweise unter unserer Kostenberechnung geblieben, die bei etwas über 61 000 Euro lag“, erklärte Bauamtsleiter Marc Schneider. „Nachdem sich auf die erste Ausschreibung zunächst keine Firma gemeldet hatte, haben wir eine beschränkte Ausschreibung durchführen können, bei der dann fünf Angebote eingegangen sind. Die Firma So.Le Energy war am günstigsten und ist von uns entsprechend geprüft worden.“

Rainer Fuchs betonte für die CDU, dass es sich bei dem Projekt um „keine kleine Anlage“ handele. „Damit versorgen wir die Schule mit grünem Strom und speisen den Überschuss ins Netz ein. Wir sollten nur tatsächlich nach einiger Zeit prüfen, ob nicht auch noch ein Pufferspeicher sinnvoll wäre“, sagte Fuchs.

Moses Ruppert (SPD) freute sich über die Anlage, weil sie gut für die Umwelt sei. „Aber weshalb sind die fünf eingegangenen Angebote so unterschiedlich hoch ausgefallen“, fragte er mit Blick auf Robert Becker, der als Fachplaner die Elektrotechnik beim Neubau der Alten Schule verantwortet und der in der Sitzung extra als Experte für Fragen zur Verfügung stand.

„Das liegt an der aktuellen Situation der Branche: Viele Firmen haben Wartezeiten für ihr Material von zehn bis zwölf Monaten und müssen entsprechende Risikoaufschläge berechnen. Die Neulußheimer Firma hat hingegen die benötigte Anlage auf Vorrat und kann auf diese Zusatzkosten verzichten“, sagte Fachplaner Robert Becker – und erklärte auf Nachfrage, dass sich die Anlage voraussichtlich nach zehn bis zwölf Jahren amortisiert habe, bei steigenden Stromkosten entsprechend schneller.

Örtliche Handwerker ansprechen?

Robert Brusnik erkundigte sich für die Grünen, ob man nicht örtliche Handwerker gezielt hätte ansprechen können. „Dann wäre vielleicht schon die erste Ausschreibungsrunde geglückt“, so Brusnik. Das verbiete jedoch die amtliche „Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen“, erklärte Bauamtsleiter Marc Schneider. „Wir dürfen nicht einzelne Firmen bevorzugen und informieren, andere aber nicht“, so Schneider.

Für die Freien Wähler betonte Heino Völker unterdessen, dass die Photovoltaik-Anlage in Ergänzung des begrünten Daches auf Initiative des Rates entstanden sei – während es „unter der Vorgängerregierung“ dafür hingegen wenig Gegenliebe gegeben habe, so seine Anspielung auf die Bürgermeisterwahl in diesem Jahr.

Und Chris Brocke verwies für die FDP darauf, dass bei den aktuellen Strompreisen eine frühere Amortisierung der Anlage wahrscheinlich sei. „Gleichzeitig wurde die Kostenberechnung der Verwaltung unterschritten, das Projekt rechnet sich also in jedem Fall“, so Brocke.

Entsprechend positiv fiel schließlich die Abstimmung ab: Einstimmig beschloss der Gemeinderat die Beauftragung des Projekts.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung