Ketsch. Das schillernd weiße Festzelt ist zweifellos der Mittelpunkt des Ketscher Backfischfests. Unzählige Biergarnituren, Speisen und Getränke, immer heitere Stimmung. Für die einen sind die Fischbäcker die beliebteste Adresse. Wer es lieber auf die Hand mag, für den ist der Fischbrötchenverkauf Gold wert. Und für wiederum andere spielt sich das wichtigste Geschehen auf der Bühne ab.
Doch für etliche Besucher im Ketscher Bruch ist der wichtigste Fleck des Festgeländes ein ganz unscheinbarer. Ein weiß gestrichener Zaun auf der einen, abgerundete grüne Zaunlatten auf der anderen Seite, dazwischen 23 Biergarnituren – ein Bruchteil im Vergleich zum riesigen Festzelt, in dessen Ecke auf der linken Seite gelegen: die Weinlaube.
Weinlaube beim Ketscher Backfischfest ist eine richtige Erfolgsgeschichte
„Das ist eine richtige Erfolgsgeschichte“, schwärmt Backfischfestorganisator Claus Heim. In den Anfangsjahren hatte die Weinlaube noch geringere Dimensionen und stand außerhalb des Zelts. Über die vergangenen 40 Jahre haben sich Standort und Erscheinungsbild zwar verändert, ihren Charakter jedoch hat die Weinlaube behalten.
„Es war schon immer ein eigener Bereich für jemanden, der dem Trubel entfliehen möchte“, beschreibt Heim. Was nicht heißt, dass bei dem entsprechenden Musikacts nicht auch in dem Kleinod der Bär steppt. Heim erzählt, dass die Gäste inzwischen auch in der Weinlaube auf den Bänken tanzen – wenn etwa die Stimmungsgaranten von Radspitz auftreten.
Gut 180 Gäste finden in der Weinlaube Platz. Einer, der beinahe alle Gesichter kennt, ist Karl-Heinz Stöckler. Er bringt seinen Besuchern seit 27 Jahren die Weine aus der Pfalz an ihre Plätze. Die Weinlaube ohne Kellnerurgestein Stöckler – undenkbar. 270 Festtage hat der Ketscher bei seinen Diensten in der Weinlaube verbracht. Kein Wunder, dass er laut eigener Aussage 90 Prozent der Besucher persönlich begrüßen kann, schließlich zeichnet Stöckler obendrein für die Reservierungen verantwortlich.
Gäste der Weinlaube im Ketscher Festzelt wissen den Service zu schätzen
Seinen Service zu schätzen, wissen Christine Spear und Petra Stehle. Der Besuch der Weinlaube sei für die beiden Frauen seit vielen Jahren ein festes Ritual beim Backfischfest. „Man sitzt schön, wird bedient ist nah am Geschehen“, zählt die Ketscherin Stehle die Vorzüge auf. Besonders für die ältere Generation sei die Weinlaube fernab des Trubels die perfekte Adresse.
Wer dort ausschließlich Senioren vermutet, sieht sich aber getäuscht. Trifft sie sich auf dem Backfischfest mit Freunden, würden sie den Treffpunkt nie vereinbaren. Dass es in die Weinlaube geht, „das ist ein ungeschriebenes Gesetz“, berichtet etwa Tollität Jacky I. von der KG Narrhalla Ketsch. Gemeinsam mit Präsident Danny Wehnes haben sie die Elferratssitzung der Karnevalisten dieser Tage erstmals in die Weinlaube verlegt. Das soll zukünftig Tradition werden. Macht mindestens zwei weitere besetzte Tische für Kellner Karl-Heinz Stöckler.
Am Wochenende ist viel los in der Weinlaube beim Ketscher Backfischfest
An den Wochenenden sind Stöcklers Reservierungslisten bis auf die letzte Zeile gefüllt. An diesem Wochenende sind es nicht nur Freitag und Samstag, auch der Donnerstag ist in der Weinlaube komplett ausgebucht. Wobei ausgebucht nicht heißt, dass die grünen „Reserviert“ Aufkleber an allen 23 Tischen zu finden sind, wie Stöckler verrät. Zwei bis drei Garnituren versuche er immer frei zu halten – für jene, die er noch nicht kennt. Die den Weg in die Weinlaube das erste Mal finden.
Warum ist das unscheinbare Kleinod am Rande des Festzelts ein derartiger Anziehungspunkt? Organisator Claus Heim verrät das Erfolgsrezept. Hinter der vor rund einem Jahrzehnt vergrößerten Theke, wo die von den vielen Gästen bevorzugte Weinschorle gemischt wird, sind sie etwas großzügiger als an den meisten anderen Ausschankstellen. Heim stellt ein Schorleglas auf den Tisch. Es misst 0,4 Liter. Er deutet mit dem Finger auf die halbe Höhe. „Wir füllen mehr als 0,2 Liter Wein ins Glas.“
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