Ketsch. Mit dem Weltwassertag an diesem Montag, 22. März, rufen die Vereinten Nationen dazu auf, sich Gedanken über die lebenswichtige Bedeutung von Wasser zu machen. „Gemeinsam für Wasser und Wald“ steht auf dem Banner, das die Bürgerinitiative „Rettet den Entenpfuhl“ (BI) in dem Gewann zwischen Schwetzingen und Ketsch aufgehängt hat. „Das Interesse der Bevölkerung ist groß, wir haben immer wieder Anfragen“, sagt BI-Sprecher Heinz Eppel beim Spaziergang mit unserer Zeitung.
Der 42 Hektar große „Entenpfuhl“ sei weiterhin durch den geplanten Kiesabbau bedroht. Alle Wahlkreis-Kandidaten hätten sich im Landtagswahlkampf gegen das geplante Kies- und Zementwerk der Firma Krieger ausgesprochen. Auch bei Treffen mit der BI vor Ort seien die Probleme erörtert worden. Wie es jetzt weitergehen soll und welche Regierungskoalition die bessere wäre, das weiß Eppel nicht. Er ärgert sich nur noch über die lapidare Antwort von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, man könne den Wald doch woanders wieder aufforsten (wir berichteten). Diese Aussage sei doch recht frustrierend gewesen.
Den Bäumen fehlt noch ihr Blätterkleid. Von der Autobahn her ist starker Lärm zu hören. „Der Wald ist doch nicht minderwertig“, meint Eppel und zeigt auf einige alte Bäume, die durch das Kiesprojekt unwiederbringlich verloren gehen würden. Norbert Weiher vom Umweltstammtisch Ketsch verweist auf den weltweiten Tag des Baumes am 25. April, der die Bedeutung des Waldes für die Menschen bewusst halten soll: „Vielleicht werden wir an diesem Tag einen Baum pflanzen.“
Eine Auskiesung im Gewann „Entenpfuhl“ gefährdet das Wasserschutzgebiet Schwetzinger Hardt. Der Zweckverband Wasserversorgung Kurpfalz (ZWK) möchte eine Neuausweisung und hat dazu einen Antrag gestellt. Das steht dem Vorhaben der Firma Krieger entgegen.
Neues Wasserschutzgebiet
„Das Landratsamt entscheidet“, meint der BI-Vorsitzende. Ob die Politiker dabei Einfluss haben, weiß er nicht. Der Rhein-Neckar-Kreis wird eine neue Rechtsverordnung zum Schutz des Grundwassers im Einzugsgebiet der Wassergewinnungsanlage erlassen, betont Eppel. Die Abgrenzung des Wasserschutzgebietes aufgrund der Erhöhung der möglichen Wasserentnahmemengen muss neu berechnet werden. Der Entwurf der Verordnung und die weiteren Unterlagen mit den dazugehörigen Schutzgebietskarten sowie das hydrogeologische Abschlussgutachten und das Wasserrecht können vom 22. März bis 22. April auf der Homepage des Rhein-Neckar-Kreises unter www.rhein-neckar-kreis.de bei den Bekanntmachungen des Wasserrechtsamtes eingesehen werden. Zusätzlich werden die Unterlagen bei der Stadtverwaltung Schwetzingen und beim Bürgermeisteramt Ketsch öffentlich ausgelegt. Bedenken und Anregungen können jedoch ausschließlich beim Landratsamt während der Auslegungsfrist vorgebracht werden.
Wenn die Corona-Pandemie nicht wäre, hätte die BI auch mehr Veranstaltungen durchführen können, erklärt Eppel. Die Gründungsversammlung war im Oktober 2019, im September vergangenen Jahres trafen sich die Arbeitsgruppen zum letzten Mal. Seitdem gibt es einen regen Online-Austausch der Vorstandschaft: „Weitere Veranstaltungen sind in Planung, etwa Bürgerinformationen in den Gemeinden oder Waldbegehungen mit anderen Bürgerinitiativen, wenn es die Corona-Bestimmungen wieder ermöglichen.“
Der Wald ist für Spaziergänger, Jogger, Radler und Hundebesitzer da. Eppel und Weiher treffen auf Jürgen Zimmermann. Der 65-jährige Ketscher hat seinen Hund „Ella“ dabei. Angeleint, wie es sich gehört. Er sei entsetzt, dass hier ein Kieswerk gebaut werden soll: „Der Wald muss erhalten bleiben. Ich drücke euch die Daumen, dass das klappt.“ Zimmermann schimpft auf unliebsame Zeitgenossen, die ihren Müll hier abladen: „Letztens habe ich eine komplette Küche gefunden.“
Mit Pferdeäpfeln übersät
Immer mehr Menschen nutzen das 42 Hektar große Gebiet, weiß Eppel, der mindestens zweimal jede Woche im „Entenpfuhl“ unterwegs ist. „Waldweg gesperrt für Motorfahrzeuge, Gespanne und Reiter“ steht auf dem Schild am Zugang. Pferde sind nicht erlaubt. Der mit Pferdeäpfeln übersäte Weg sagt etwas anderes. Am Waldsaum haben Stadt Schwetzingen und Landschaftserhaltungsverband ein Biotop angelegt, das einen Lebensraum für bedrohte und gefährdete Tierarten bieten soll (wir berichteten). Die Hecken zum Schutz von Rebhühnern, Haubenlerchen und Insekten dürfen nicht betreten werden. Nur wenige Hundebesitzer halten sich daran. Viele lassen ihre Vierbeiner ohne Leine durch das Gelände hetzen und dabei die sensiblen Bodenbrüter aufscheuchen.
Eppel beobachtet das oft. Er plädiert dafür, dass der Wald wieder in seinen ursprünglichen Zustand kommt. Die BI „Entenpfuhl“ bleibe auf jeden Fall kämpferisch: „Am schlimmsten wäre die Genehmigung zur Rodung. Dann sind wir sofort vor Ort. Die Mehrheit der Bevölkerung will, dass der Wald erhalten bleibt. Das sollten die politischen Entscheider akzeptieren.“
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