Ketsch/Region. „Es war eine wunderschöne Zeit, die wir nicht missen wollen, besonders die vielen schönen Gespräche und die gemeinsamen Unternehmungen werden wir in Erinnerung behalten. Doch schlussendlich ist es nun eine nötige Konsequenz, dass sich auch der Ortsverband Ketsch des Bundes der Vertriebenen auflöst und somit auch der Kreisverband Mannheim Land, dessen Vorsitz ich ebenso innehatte. Es schmerzt, aber alles hat eben seine Zeit“, erklärt Hannelore Kilian bei der finalen Versammlung des Ortsverbandes Ketsch im „Holzkistl“ des Angelsportvereins.
Unter dem Kreisverband Mannheim Land, so berichtet sie weiter, wären in den Jahren zuvor die Ortsverbände Hirschberg, Schwetzingen, Ketsch, Hockenheim und Reilingen vereint gewesen, die sich nach und nach aufgelöst hätten. Zuletzt seien 29 Mitglieder beim Ortsverband Ketsch zusammengefasst gewesen, doch nun ist eine Fortführung gemeinsamer Aktivitäten aus alters- und gesundheitlichen Gründen schlicht nicht mehr möglich.
Die Mitglieder sind nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben worden
„Der deutschlandweite Bund der Vertriebenen besteht seit über 70 Jahren und dort wird die Kultur, die Geschichte und auch das Brauchtum der Deutschen aus den östlichen Teilen Europas, die im Zuge des Zweiten Weltkrieges aus ihrer Heimat vertrieben wurden, gepflegt und erinnert. Damals waren es rund 15 Millionen Deutsche, die von Flucht und Vertreibung betroffen waren“, führt die 71-Jährige aus.
Ihre Familie stammte ursprünglich aus Pommern und sie selbst war gerade mal drei Jahre alt, als sie über Traunstein und Karlsruhe hier in die Region kam. „Meine Mutter war sehr für den BdV in Reilingen engagiert und so bin ich auch dazugekommen. Mich hat die Geschichte immer interessiert und es ist mir wichtig, dass die Heimat nicht vergessen wird. In so vielen Gesprächen habe ich von Älteren erfahren, wie wichtig für sie war, sich an Früheres zu erinnern. Meine Mutter hatte damals zahlreiche Reisen in die Gebiete organisiert, aus denen die Vertriebenen stammten wie beispielsweise das damalige Schlesien oder die ehemalige DDR“, sagt die Reilingerin. An diesen Ausflügen nahmen auch immer wieder Mitglieder teil, die dem Ortsverband Ketsch angehören, der zuerst über 30 Jahre von Adolf König, dann von Maria Schäfer und schließlich nun über 13 Jahre von Herbert Hüpsel geleitet wurde. Gerne erinnert man sich an wichtige Ereignisse wie die Aufstellung von Gedenksteinen in verschiedenen Gemeinden hier im Umkreis.
„Natürlich wird mit der Auflösung des Ortsverbandes Ketsch und der damit verbundenen Situation, dass der Kreisverband nun auch aufgelöst wird, nicht alles enden. Was es nicht mehr geben wird, sind Ausflüge sowie Reisen und auch kleinere Veranstaltungen wie beispielsweise Muttertags- oder Weihnachtsfeiern können nicht mehr organisiert werden. Was mir allerdings persönlich wichtig ist, ist der Kontakt zu den dann ehemaligen Mitgliedern. Den werde ich auf alle Fälle, so gut es geht, aufrechterhalten. In den vielen Jahren haben wir so viele Dinge gemeinsam erlebt und man ist schon sehr verbunden“, sagt Hannelore Kilian und sie erklärt, dass es in früheren Jahren keine Seltenheit war, dass Ortsverbände weit über 100 Mitglieder hatten und somit zu den großen Vereinen in ihren Gemeinden zählten.
Am Sonntag traf man sich nun letztmalig und die Auflösung des Ortsverbandes Ketsch wurde beschlossen. Bei Kaffee und Kuchen wurden viele Geschichten aus der Vergangenheit geteilt und jenen gedacht, die leider schon verstorben sind. Eine für die Menschen, die sich dem BdV verbunden fühlten, wichtige Ära endet nun, doch Erinnerungen, die könne einem eben keiner nehmen. Und so schließe sich der Kreis für den BdV Ortsverband Ketsch, hieß es.
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