Ketsch. Das Ketscher Fischerstechen bleibt barbarisch – die 22. Auflage gewannen „die Barbaren“ und haben damit zum zweiten Mal ihren Titel erfolgreich verteidigt. Nach intensiven Wettkämpfen in Halbfinale und Finale, die zeigten, dass die Wachablösung an der Hohwiese dann im nächsten Jahr stattfinden dürfte, sprangen Stecher Manuel Krieger und seine Schergen Michael Christ, Torsten Wörner und Marc Hild jublirend ins Wasser.
Vor allem das Halbfinale zwischen den „Barbaren“ und „Ketsch’s Finest“ zog sich. Mehrfach mussten in der Verlängerung die Stecher getauscht werden, in den fünf regulären Minuten standen Krieger und Lucas Kartmann bei den „Finest“ jeweils wie eine Eins.
Die Entscheidung fürs Weiterkommen war schließlich so dünn, dass die Jury „Finests“ Wassergang gerne als regelkonform nahmen. Wäre die Zeit der Dämmerung nicht langsam, aber sicher näher geschritten, hätte man den Kampf auch noch getrost in der Verlängerung belassen können. Denn die „Barbaren“ waren über die Wettkampflinie gefahren, weshalb Kartmann und Co., die später Dritter wurden, arg protestierten. Sei’s drum, alles nur Spaß. Die „Schnoogerippchen“, die bei den Männern den ersten Kostümpreis einheimsten und Bier durch ihre Saugrüssel laufen ließen, unterlagen im anderen Halbfinale den „Ketscher Buwe“ um Hans Bethge, die sich zum zweiten Mal in Folge unter die letzten Vier gestochen hatten. Im Finale zeigten Bethge, Jan Bergmann und Tobi Bobbe, dass mit ihnen auch in Zukunft zu rechnen ist.
In der Damen-Konkurrenz fand sich das Boot der Vorjahressieger „Bayketsch I“ als bester Verlierer des Halbfinals wider, also auf Platz drei vor „Bayketsch III“. Anna Stähle und Anna Schäfer, die die wenigstens zwölf Damen – „Bayketsch II“ gibt es freilich auch noch – als Fußballerinnen (bei der Sportvereinigung 06 und beim TSV Neckarau) und in freundschaftlicher Verbundenheit auf sich vereinen, waren deshalb aber nicht sonderlich geknickt. „Dann eben wieder nächstes Jahr“, sagte Anna Schäfer, denn heuer „war der Druck zu groß“, sagte Anna Stähle und lachte. Die „Bayketsch“-Frauen hätten den Preis fürs beste Anfeuern verdient gehabt, wenn er denn ausgelobt worden wäre.
Stechen ist in Ketsch Familiensache
So machten die Stecher und Rudergängerinnen von „Poseidons Töchter“ und „Barbie und K’Enderle“ den Sieg unter sich aus. Letztgenannte, die mit den schönsten Kostümen angetreten waren, konnten die Finalniederlage verschmerzen. Und „Poseidons Töchter“, die nicht zum ersten Mal gewannen, liefern die Geschichten, die es zuhauf beim Fischerstechen gibt: Alle sind eine große Familie.
Denn die Stecherin Jasmin Ries ist die Tochter von Klaus „Utz“ Limbeck, dem man am wenigsten etwas übers Fischerstechen erzählen muss. Bei der 22. Auflage war der 55-Jährige zum 22. Mal dabei – immer im Boot für die „06 AH“, also die Fußballer der Sportvereinigung 06. Gewonnen hat er zwar noch nie, aber das tut seiner Freude am Event keinen Abbruch – zumal: „Man muss doch auch mit dabei sein, wenn die anderen Vereine etwas machen.“
Einen Tipp hat der Vorzeige-Fischerstecher an die Organisatoren aus der männlichen Handball-Abteilung der TSG, die Moskitos, mit Ralf Rapp und Konrad Kemptner: „Sie könnten mal überlegen, ob sie das Brett ein wenig dünner machen. Das Stechen lebt doch vom Fall ins Wasser. Aber mittlerweile sind viele so gut darin, dass es manchmal recht lange dauert.“
Apropos: Den wahrscheinlich schönsten Abgang unter insgesamt 50 Vergleichen legte Marek Mehlich hin, weil ihm sein Umhang zum Verhängnis wurde. Als Teammitglied der „Veni Stechi Vici“ im prämierten Römerkostüm kamen einige Faktoren zusammen, ehe nach filmreifem Balanceakt doch nur der Wassergang blieb. Mit seinen Brühler Kollgen, Anton Blattner und Nico Reffert, wird das aber kaum davon abhalten, nächstes Jahr wieder dabei zu sein und die Flagge des Nachbarorts hochzuhalten. Für eine andere Crew hat das Geheimtraining nichts genützt. Die Bootsbesatzung unserer Zeitung schied als Erstes aus und zahlte das berühmte Lehrgeld. Doch das Besondere, das familiäre Element der Spaß-Vergleiche, war durchaus zu schnuppern. Und es zählt ja auch der olympische Gedanke – Hauptsache dabei sein.
Orga-Mann Ralf Rapp war am Samstag derweil zufrieden. „Wir wollten zum eigentlichen zurück: zu den Wettkämpfen. Das ist uns auch gelungen.“ Man überlege, ob nächstes Jahr nicht wieder der Freitag dazugenommen werde.
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