Ketsch/Schwetzingen. „Im Grunde würde ich mich eher als unmusikalisch bezeichnen, habe gerade mal als Kind etwas Blockflöte gespielt und Noten lesen kann ich auch nicht“, schmunzelt Joachim Backfisch im Gespräch mit unserer Zeitung. Und doch wird er am Samstag, 4. November, bei der Hubertusmesse in der St. Sebastian Kirche in Ketsch mit der Jagdhornbläsergruppe Schwetzingen seinem Fürst-Pless-Horn harmonische Töne entlocken, denn längst ist ihm das Spiel auf seinem Instrument vertraut.
Der 66-jährige Ketscher kam vor über drei Jahrzehnten zum Hobby Jagd
Zum Hobby Jagd und auch zum Jagdhornblasen kam der heute 66-Jährige vor über drei Jahrzehnten über seinen leider bereits verstorbenen Schwiegervater Jakob Scheer. „Er ging selbst zur Jagd und hat meinen Schwager Frank Müller und mich damals an dieses Hobby herangeführt. Außerdem hatte er ein großes Netzwerk und viele Kontakte, auch zum damaligen Hegeringleiter Schwetzingen, der uns schließlich für das Jagdhornblasen anwarb“, erinnert sich Joachim Backfisch zurück.
Auch dass damals in der Jagdhornbläsergruppe noch rund 30 aktive Bläser spielten. „Heute sind wir noch neun aktive Bläser und über 20 passive, doch es gibt aktuell drei Aspiranten und mittlerweile spielen auch Frauen Jagdhorn. Früher nahm die Gruppe zudem regelmäßig an Landes- und Bundeswettbewerben teil und war sehr erfolgreich. Alle Jagdhornbläser bei uns sind auch Jäger“, berichtet er weiter. An seine ersten Versuche mit dem Jagdhorn erinnert er sich noch genau mit einem breiten Lächeln: „Ich habe mir gleich ein eigenes Jagdhorn angeschafft und zuerst kam tatsächlich nur die sprichwörtliche ‚heiße Luft’, dann der erste Ton und mittlerweile gelingen mir fünf Töne. Es gibt wenige Spieler, die sechs oder sieben Töne am Fürst-Pless-Horn beherrschen, ich selbst habe dies nur einmal bei einem Jagdhornbläser gehört.“
Er habe damals gemeinsam mit seinem Schwager Frank Müller und Carsten Keller, der mittlerweile der musikalische Leiter der Gruppe sei, angefangen. „Man muss sehr viel üben und man bekommt ein halbes Jahr Zeit, um dann vor der Gruppe das Signal ‚Begrüßung’, in welchem alle Töne mit dabei sind, zu spielen. Die Gruppe entscheidet dann, ob man in die Jagdhornbläsergruppe aufgenommen wird. Dies ist uns allen drei glücklicherweise damals gelungen. Ich spiele nach Gehör, was heißt, dass man mir eine Tonfolge vorspielen muss und ich dann nachspiele, wenn es, wie es bei manchen Wettbewerben verlangt wird, eine unbekannte Tonfolge ist. Die ‚gängigen’ Signale, die kennt man natürlich mit der Zeit“, so lässt der mittlerweile fünffache Großvater wissen.
Sowohl bei einer Gesellschaftsjagd als auch bei Hubertusmessen, Beerdigungen und anderen Anlässe käme sein Jagdhorn zum Einsatz. „Unsere Jagdhörner sind B-gestimmt und es gibt auch größere Jagdhörner, die sogenannten Parforcehörner, die etwa 180 Zentimeter lang sind. Diese können unterschiedlich gestimmt sein, entweder auf oder S oder manche sind auch umschaltbar“, weiß der Experte.
Damit allerdings Parforcehörner und Fürst-Pless-Hörner gemeinsam harmonisch klingen, müssten beide gleichgestimmt sein. „Bei der Hubertusmesse in Ketsch spielt der Parforcebläserkreis ‚Diana Weinheim’, eine Gruppe, die nicht gleichgestimmt ist mit unseren Jagdhörnern. Daher werden wir nicht gleichzeitig spielen, sondern immer nacheinander“, erklärt Joachim Backfisch, der mit seiner Gruppe normalerweise einmal in der Woche übt, nun aber, kurz vor dem Auftritt zweimal in der Woche und früher bei Hubertusmessen in Speyer und auch in Schwetzingen mitwirkte.
Die Ketscher Hubertusmesse findet nach 2019 zum zweiten Mal statt
„In Ketsch wird die Hubertusmesse zum zweiten Mal nach 2019 stattfinden. Damals kamen sehr viele Besucher auch aus den umliegenden Gemeinden. Die Kirche wird wieder sehr schön geschmückt sein und es ist wirklich etwas Besonderes. Nach dem Gottesdienst spielen alle rund 30 Mitwirkenden dann noch mal vor der Kirche“, informiert er.
Der Name Hubertusmesse ist dem Heiligen Hubertus gewidmet, der unter anderem als Schutzpatron der Jagd, aber auch der Natur, der Umwelt und der Schützen gilt. Ihm zu Ehren wird rund um den Hubertustag, dem 3. November, eine Messe gelesen. Die über viele hundert Jahre alte Hubertuslegende indes erzählt, wie Hubertus von einem prächtigen Hirsch mit einem Kruzifix zwischen dem Geweih bekehrt wurde. „Für unsere Familie ist die Hubertusmesse am 4. November zudem etwas Besonderes. Mein Schwiegervater Jakob Scheer, an den sich noch viele ältere Ketscher erinnern, hatte an diesem Tag Geburtstag gefeiert und weder mein Schwager noch ich wären ohne ihn damals zum Jagdhornblasen gekommen. Er hat uns sehr unterstützt, dafür sind wir dankbar“, sagt Backfisch.
Die Hubertusmesse findet am Samstag. 4. November, in der St. Sebastian Kirche in Ketsch statt. Beginn ist um 18 Uhr.
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