Brauchtum

„Ketscher Maiboombuwe“ lösen sich auf: kein weiteres „Baum auf“-Kommando

Eine schöne Tradition geht in der Enderlegemeinde zu Ende, denn die „Ketscher Maiboombuwe“ verkünden ihre Auflösung.

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zg/mab
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Die „Ketscher Maiboombuwe“ – hier 2012 mit dem damaligen Bürgermeister und Ehrenbürger Jürgen Kappenstein in der Mitte – sind nach ihrer Auflösung Geschichte. © Sturm

Ketsch. Die Tradition begann im Jahr 2000 durch die Freie Wählervereinigung Ketsch mit Frank Müller und Jakob Scheer als Organisatoren. Begonnen hat es mit ganz einfachen Mitteln und einem Teil engagierten Helfern aus den Besucherreihen, die zum Aufstellen des Maibaums gekommen waren. Damals wurde die erste frisch geschlagene Douglasie mit vereinten Kräften auf dem Marktplatz aufgestellt.

Nach dieser Aktion wurde schnell klar, dass dieses Prozedere einer besseren Organisation und Vorbereitung bedarf und auch den Sicherheitsaspekt berücksichtigen soll. Daher wurden 2003 die „Ketscher Maiboombuwe“ gegründet. Eine Gruppe aus rund 35 Männern verschiedener Altersgruppen entstand. Die etwas Stärkeren mussten sich an den langen Stangen, die zum Stellen verwendet wurden, beweisen. Eine andere Gruppe war für die Hilfsstangen eingeteilt. Die Älteren fanden ihren Einsatz an den Sicherungsseilen und die ganz jungen durften beim Marsch zum Marktplatz die Clubtafel tragen. Jeder fand seinen Platz in der Gruppe.

„Ketscher Maiboombuwe“ lösen sich auf: Frank Müller verantwortlich

Diese Verantwortung lag viele Jahre in der Hand von Frank Müller. Er war auch für das eigentliche Stellen des Baumes verantwortlich. Schlechtes Wetter und auch zu starker Wind stellten ihn immer wieder vor andere Herausforderungen, die zu bewältigen waren. Von der Seestraße aus ging es jährlich am 30. April im gemeinsamen Outfit bestehend aus gelben Schutzhelmen, gelben T-Shirts bedruckt mit dem Namen eines jeden Einzelnen sowie der Aufschrift „Ketscher Maiboombuwe“ mit dem rund 30 Meter langen Baum auf zwei Rollwagen und den ganzen Holzstangen, Hilfsmitteln durch die Straßen von Ketsch zum Marktplatz. Unter den kritischen Blicken der Zuschauer wurde der Baum mit vereinten Kräften und dem immer wiederkehrenden Kommando von Frank Müller „Baum auf – Baum auf“ in etwa einer Stunde gestellt.

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Ende Mai wurde der Baum wieder umgelegt. Eine feste Ruhestätte unterm Jahr fand der Maibaum in der Halle der Ketscher Kleintierzüchter. Hier wurden in der Vergangenheit auch die Vorbereitungen für das jährliche Baumstellen durchgeführt. Doch 2018 kam die Renovierung des Marktplatzes ins Spiel und das Aufstellen musste pausieren. Im Anschluss trug die Corona-Pandemie dazu bei, dass auf das Stellen des Baumes wiederum verzichtet werden musste.

„Ketscher Maiboombuwe“ lösen sich auf: Aus den Augen verloren

Im Ergebnis verlor sich die Gruppe immer mehr aus den Augen. Zwischenzeitlich war auch der Baum ins Alter gekommen und wurde aus Sicherheitsgründen zersägt. Die Aufgabe, einen neuen Baum zu besorgen und die Frage, wann dies geschehen solle, standen lange im Raum, wurde aber nicht mehr umgesetzt. Dies führte letztendlich zu dem Entschluss, die Gruppe aufzulösen.

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Es ging noch um das Geld in der Clubkasse. Der Vorschlag eines Kameraden, es dem Berufsbildungswerk Mosbach (BBW) zur Verfügung zu stellen, fand Anklang unter den „Maiboombuwe“. Bei dem BBW handelt es sich um eine Einrichtung, die Menschen mit Einschränkungen die Möglichkeit gibt, einen Beruf zu erlernen und Fuß in der Gesellschaft zu fassen. Die Spende von 1250 Euro ging an die Abteilung Blumen und Zierpflanzenbau.

Die „Buwe“ sind sich indes einig, dass es eine schöne unvergessene Zeit mit tollen Momenten war. Die wichtigen Gegenstände wie Einführhülsen, Baumübergangshülsen, Kranz, Rollwagen und dergleichen werden bei den Kleintierzüchtern Ketsch eingelagert. Es bleibe die Hoffnung zurück, dass sich vielleicht wieder mal eine Gruppe Idealisten findet, die bereit ist, ein Stück Kultur hochleben zu lassen, teilen die „Buwe“ mit. 

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