Ketsch. Für viele Kinder und Jugendliche sieht die Realität des Lebens ganz anderes aus, als es sich die Schüler der Ketscher Neurottschule vorstellen können. Auf der Straße leben? Ganz ohne Familie? Auch hier im Rhein-Neckar-Kreis gibt es Straßenkinder, die wegen Streitigkeiten von zu Hause abgehauen sind oder ihren Familien aufgrund anderer Probleme den Rücken gekehrt haben.
Doch wie können diese Kinder und Jugendliche ihren schweren Alltag bewältigen? In Mannheim gibt es seit 1997 den Verein „Freezone“, der für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bei Sorgen, Nöten und Problemen aller Art eine wichtige Anlaufstelle ist. Oft gehe es gerade in der kalten Jahreszeit darum, einen Ort zu finden, wo man sich aufwärmen kann. So kommen die Mitarbeiter dort mit den Straßenkindern ins Gespräch, es gibt eine Grundversorgung mit Lebensmitteln und auch Notübernachtungsplätze. Die Mitarbeiter von „Freezone“ erleben tagtäglich, wie schwer es Kinder und Jugendliche haben, die auf der Straße leben und möchten ihnen Perspektiven aufzeigen. Auch einen Schulabschluss zu machen, wird durch „Freezone“ möglich.
Seit einigen Jahren unterstützt die Neurottschule in Ketsch den Verein zur Weihnachtszeit. Vertrauenslehrerin Stefanie Gehrlein und die Schüler sammeln hierzu über alle Klassen hinweg haltbare Lebensmittel und Hygieneartikel, eben alles, was die Straßenkinder benötigen, die dann von „Freezone“ an der Neurottschule abgeholt werden. „Es haben sich auch in diesem Jahr wieder ganz viele an dem Projekt beteiligt, sodass nun einiges zusammengekommen ist. Dafür danken wir den Eltern der Schüler, die hier großzügig unterstützt haben“, so Stefanie Gehrlein.
Die Schüler der Neurottschule packten dabei gerne mit an und so wurden in fleißiger Gemeinschaftsarbeit Karton um Karton in den „Freezone“-Bus geladen, der sich mit den Spenden auf den Weg nach Mannheim machte. Die Schüler waren sichtlich zufrieden, dass auch in diesem Jahr wieder viele Kartons zusammenkamen. Da sich „Freezone“ weitestgehend aus Spenden finanziert, ist jede Zuwendung willkommen.
Beratung inklusive
Die gespendeten Lebensmittel finden auch in den sogenannten „Esspunkten“ Verwendung. Hier können sich beispielsweise in der Neckarstadt an aufzusuchenden Stellen Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 21 Jahren mit einem warmen Mittagessen versorgen und es besteht die Gelegenheit zu einer sozialpädagogischen Beratung auf niedrigschwelliger Ebene mit dem Ziel, ein weiteres Abrutschen auf die Straße zu verhindern. Hier seien den Verantwortlichen ein respektvoller und wertschätzender Umgang miteinander, eine gewaltfreie Kommunikation und eine drogenfreie Atmosphäre weitere Hauptanliegen.
Immer größere Relevanz
Leider nehme die Zahl der Straßenkinder im Rhein-Neckar-Kreis tendenziell nicht ab, sodass die Anlaufstelle „Freezone“ nach wie vor eine große Relevanz hat.
Auch die 2010 gegründete Straßenschule sei in Mannheim als wichtiges Projekt genannt. Hier können sich junge Menschen in schwierigen Lebenssituationen auf einen schulexternen Haupt-, oder Realschulabschluss vorbereiten. Abendunterricht und ein Lernen nach individuellem Lernstand sind Teil des Angebots, das sich an junge Erwachsene richtet, die nicht mehr der Schulpflicht unterliegen, aber durch ihre Lebenssituation bisher keinen Schulabschluss erreicht haben. „So kann diesen jungen Menschen eine Perspektive eröffnet werden, die von der Straße wegführt“, betonen die Verantwortlichen.
An der Ketscher Neurottschule ist unterdessen geplant, auch in den kommenden Jahren die Spendenaktion in der Weihnachtszeit für „Freezone“ durchzuführen.
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