Pressegespräch

Kiesabbau im Entenpfuhl bei Ketsch: IHK-Initiative fordert mehr Akzeptanz für derartige Projekte

Vier Kammern starten eine Initiative für mehr Rohstoff-Akzeptanz. Im Fokus: regionaler Kiesabbau, weniger Abhängigkeit – und das Projekt Entenpfuhl in Ketsch.

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Benjamin Jungbluth
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Das Stammwerk der Firma Krieger in Neckarsteinach: Hier werden Sand und Kies per Schiff angeliefert und in einem Transportbetonwerk für den Einsatz in der nahen Region weiterverarbeitet. © Benjamin Jungbluth

Ketsch. Das geplante Kieswerk im Schwetzinger Gewann Entenpfuhl war zwar nur am Rande Thema, doch die Argumente für einen verstärkten Abbau von Rohstoffen in der Metropolregion Rhein-Neckar umrissen exakt die Linie der Befürworter des Projekts im Süden von Ketsch: Bei einem Pressetermin haben die vier Industrie- und Handelskammern (IHK) Rhein-Neckar, Darmstadt, Pfalz sowie Rheinhessen den Auftakt für eine neue Initiative präsentiert, mit der sie mehr Akzeptanz für das Thema gewinnen möchten. Gastgeber der Auftaktveranstaltung war dabei die Krieger-Gruppe, die das Projekt im Entenpfuhl umsetzen möchte.

Bereits der Ort des Pressetermins war für das Thema passend: Das traditionsreiche Familienunternehmen Krieger sitzt seit 1891 im südhessischen Neckarsteinach, ist dabei aber nicht nur komplett von baden-württembergischen Nachbarn umgeben, sondern hat auch den größten Teil seiner Aktivitäten und Abbaustätten im Nachbarbundesland. „Das macht unseren Gastgeber zu einem guten Beispiel für die komplexe Situation von Unternehmen in unserer Metropolregion, die über drei Landesgrenzen reicht. Deshalb treten wir bei dieser Initiative mit unseren Kammern gemeinsam auf: Am Ende sind nämlich die Interessen unserer gesamten Wirtschaft betroffen“, erklärte Dr. Daniel Theobald von der IHK Darmstadt.

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Dabei habe sich die Situation in Deutschland und Europa in den vergangenen Jahren noch einmal deutlich verschärft: Gestörte Lieferketten, umfassende Konflikte, unberechenbare Zölle und nicht zuletzt der Klimawandel würden ganz neue Herausforderungen mit sich bringen – „selbst bei den einfachsten Rohstoffen wie Sand und Kies, die für Bau und Industrie essenziell sind“. Eine Antwort darauf könne der Ausbau der Kreislaufwirtschaft und des Recyclings sein. Doch auch hier gebe es Grenzen in der Umsetzbarkeit und vor allem neue Probleme, die gelöst werden müssten, weil dadurch oft zusätzliche Flächen und mehr Energie benötigt würden.

Entenpfuhl bei Ketsch: IHK wünscht sich mehr Akzeptanz

„Die dabei widerstrebenden Interessen können wir nur ausgleichen, wenn wir beim Thema Rohstoffe eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung schaffen“, so Dr. Theobald. In den kommenden Monaten würden die vier IHK deshalb verschiedene Formate mit unterschiedlichen Unternehmen aus der Metropolregion organisieren, um die Vielfalt und die spezifischen Probleme der einzelnen Branchen besser verständlich zu machen.

Die Firma Krieger konnte hierbei den Auftakt liefern. „Deutschland ist in vielen Bereichen rohstoffarm, doch bei den grundlegenden Baustoffen ist genau das Gegenteil der Fall. Der bis in die Metropolregion hineinreichende Oberrheingraben ist die größte Lagerstätte Europas für Kies und Sand. Und trotzdem werden in der Rhein-Neckar-Region aktuell 70 bis 80 Prozent dieser Rohstoffe von weiter weg zugefahren“, erläuterte Geschäftsführer Michael Krieger die aktuelle Situation.

Diese Quote habe sich in der Vergangenheit sogar noch weiter verschlechtert, weil bestehende Abbaustätten nicht verlängert worden seien und bei neuen Planungen oftmals Konflikte um Bauland, Landwirtschaft und Naturschutz im Wege stünden. Zudem benötige man im Schnitt zehn bis 15 Jahre Vorlauf, bis alle Genehmigungen für einen neuen Abbau erteilt seien.

Wollen Verständnis für Projekte wie im Entenpfuhl vergrößern (v. l.): Andreas Kempff (IHK Rhein-Neckar), Dr. Daniel Theobald (IHK Darmstadt), Michael Krieger und Steffen Blaga (IHK Pfalz) im Gespräch über die Initiative zur regionalen Rohstoffsicherung in der Metropolregion Rhein-Neckar. © Benjamin Jungbluth

Zwar seien die umfassenden Voruntersuchungen grundsätzlich wichtig und sinnvoll, und die meisten Behörden seien auch sehr bemüht, die Entscheidungen möglichst schnell umzusetzen. Doch die ausufernde Bürokratie, sich immer wieder ändernde Vorgaben sowie die umfangreichen Klagemöglichkeiten von Gegnern eines Projekts würden viele Initiativen gefährden.

„Wir wünschen uns etwas mehr Vertrauen mancher Bevölkerungsteile in unsere rechtsstaatlichen und verwaltungstechnischen Institutionen, die ja bereits von sich aus sehr hohe Hürden setzen und umfassend alle Auswirkungen prüfen. Am Ende müssen solche Projekte aber auch noch irgendwie wirtschaftlich umsetzbar sein“, so Krieger.

Dabei verwies er auf den Entenpfuhl, der bereits 2014 im Regionalplan als Vorranggebiet für den Kiesabbau ausgewiesen worden sei, bei dem aber erst jetzt die endgültige Prüfung des Antrags begonnen habe. „Bei derart langen Zeiträumen entstehen nicht nur Planungskosten in Millionenhöhe, sondern es ändern sich dann in der Zwischenzeit oft auch Normen, während die Daten irgendwann als veraltet gelten und wieder neu erhoben werden müssen. Wenn das alles durch ist, können noch einmal bis zu 50 Institutionen als Träger öffentlicher Belange einbezogen werden, was das Verfahren erneut sehr in die Länge zieht“, erläuterte Krieger das umfangreiche Prozedere.

IHK-Geschäftsführer: Oftmals Zustimmung, solange nicht selbst betroffen

Andreas Kempff, Geschäftsführer der IHK Rhein-Neckar, verwies darauf, dass Projekte wie die nachhaltige und regionale Versorgung mit Rohstoffen oder auch die Nutzung erneuerbarer Energien wie Windkraft bei vielen Menschen auf Zustimmung stoße – aber nur, solange sie selbst nicht von der Umsetzung betroffen seien.

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„Wir hoffen, dass wir durch unsere Argumente mehr Verständnis für solche Projekte erzeugen können. Denn am Ende hängen an der regionalen Rohstoffversorgung Arbeitsplätze, Wertschöpfung und wichtige Investitionen in unsere Region und den kriselnden Wirtschaftsstandort Deutschland“, so Kempff.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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