Ketsch. „Vor 35 Jahren, als wir aus Syrien kamen, habe ich als Kind mit meiner Familie ein paar Monate in der Wohnung über dem Johanneskindergarten gewohnt“, erinnert sich Rascha Baydun. Gemeinsam mit ihrer Cousine Kristina Charif-Katerji ist sie nun in den Johanneskindergarten gekommen und beide Frauen sind überwältigt, als sie die Menge der Spenden sehen, die sich in Kartons verpackt im Turnraum der Einrichtung in der Hildastraße stapeln.
Auch Kindergartenleiterin Andrea Winkler und Karin Sommer-Groß vom Team können es kaum fassen, was binnen weniger Tage von den Eltern und vielen, die sich der Einrichtung verbunden fühlen, gespendet wurde, als das Johanneskindergarten-Team mit dem Elternbeirat einen Spendenaufruf startete.
„Als wir die Bilder aus den Erdbebengebieten in Syrien und der Türkei gesehen haben, wollten wir aktiv etwas tun. Über eine syrische Elternfamilie haben wir den Kontakt zu der Spendenaktion von Pastor Paul Bedenian aus Weinheim mit dem Namen ,Neues Leben Orient’ erhalten und wissen, dass alle gespendeten Waren direkt und unmittelbar in Syrien ankommen“, erklärt Andrea Winkler.
Ketscher Kindergarten unterstützt Erdbebenopfer: Nur Kleider am Leib geblieben
Kristina Charif-Katerji aus Nußloch, die ehrenamtlich die Spendenaktion mitkoordiniert, hat selbst viele Kontakte nach Syrien und weiß, wie schwierig die Lage dort für die Menschen ist: „Nach zwölf Jahren Krieg hat die Menschen nun auch noch dieses schreckliche Erdbeben getroffen. Vielen sind gerade mal die Kleider geblieben, die sie am Leib tragen und Hilfsgüter kommen kaum oder selten über die Grenzen. Benötigt wird von Kleidern und Schuhen, über Medikamente, Babynahrung, Hygieneartikel oder auch Decken, Kissen und Schlafsäcken praktisch alles. Pastor Paul Bedenian, der Vorstand der Hilforganisation, hat nun einen Schiffscontainer organisiert, der alle Artikel auf direktem Weg von Hamburg nach Syrien bringt, und wird sich dort selbst mit einem Helferteam um die Verteilung der so dringend benötigten Sachen kümmern. Den Menschen dort zu signalisieren, dass man sie nicht vergessen hat und ihnen und besonders den Kindern wieder etwas Hoffnung zu schenken, ist unser Ziel.“
Vor 40 Jahren kam ihre Familie aus Syrien nach Deutschland. Genau wie ihre Cousine Rascha fühlt sie sich ihrem früheren Heimatland stark verbunden und möchte helfen.
Ketscher Kindergarten unterstützt Erdbebenopfer:„Die Angst ist groß“
„Man kann sich nicht wirklich vorstellen, was die Menschen dort gerade erleben. Nach wie vor gibt es Nachbeben und die Angst ist groß. Bei Verwandten von mir steht zwar noch deren Haus, aber es ist einsturzgefährdet, und so musste die ganze Familie derzeit in einer Kirche mit Hunderten von Menschen gemeinsam Zuflucht suchen. In Syrien ist es derzeit sehr kalt und es fehlt an allem“, berichtet Rascha Baydun.
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Für die Spendenbereitschaft sind alle Beteiligten unglaublich dankbar und bestätigen, dass es sehr wichtig ist, dass vertrauliche Hilfsorganisationen hinter den Spendenaufrufen stehen.
„Vorrangig sind aktuell die Sachspenden. Und nach wie vor werden viele Artikel wie wintertaugliche Kleidung und Schuhe benötigt. Auch medizinische Hilfsmittel wie Krücken oder Rollstühle, Windeln für Babys, Feuchttücher oder Damenbinden. Wer noch etwas geben möchte, kann sich gerne bei mir unter der Rufnummer 0176/43 52 59 74 melden. Allerdings bitten wir darum, dass nur das gespendet wird, was man auch einem guten Freund geben würde – also nichts Verschmutztes oder Zerrissenes“, informiert Kristina Charif-Katerji.
In wenigen Tagen soll sich dann der Schiffscontainer auf den Weg machen.
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