Schlösser und Gärten

Kultur in Ketsch: „Heute Abend bei Michelfelders“ mit Versailles-Vortrag

Gabriele Hönig, Organisatorin der Kulturreihe "Heute Abend bei Michelfelders", freut sich über die Erfüllung des Publikumswunsches nach einem Folgevortrag von Dr. Ralf Wagner über die Gärten von Versailles.

Von 
Caroline Scholl
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Interessierte lauschte das Publikum den Ausführungen von Dr. Ralf Wagner zu den Gärten von Versailles – diese Anlage gilt als Kronjuwel der absolutistischen Landschaftsarchitektur. © Bild. scholl

Ketsch. „Erfüllt ist erfüllt – auch wenn es zwei Jahre gedauert hat“, freut sich Gabriele Hönig, Inhaberin von Buch- und Manufakturwaren sowie Organisatorin der monatlich stattfindenden Veranstaltungen aus der Reihe „Heute Abend bei Michelfelders“. Im Mai 2022 brillierte Dr. Ralf Wagner, Konservator der staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, mit einem imposanten und sehr gut recherchierten Bildervortrag unter dem Titel „Versailles – Palast der Sonne“ in Ketsch. Schon dieser Vortrag begeisterte die Gäste des abwechslungsreichen Kulturformats derart, dass noch ehe das letzte Dia auf der Leinwand erschienen war, das Publikum sich einen Folgevortrag dieses Experten über die Gärten von Versailles wünschte.

Diesem Wunsch kam Wagner nun nach und hatte in bekannter Manier vielseitige Informationen in einer Mischung aus historischen Werken, aktuellen Bildern sowie interessanten Geschichten und Dokumentationen mit in die Räumlichkeiten in der Schwetzinger Straße gebracht.

Die Geschichte hinter der Pracht von Versailles

Versailles und die Gärten entstanden genau dort, wo der Vater von Sonnenkönig Ludwig XIV. früher sein Jagdschloss hatte“, eröffnet der Experte seinen Vortrag. Dabei lässt er das Publikum zudem wissen, dass vermutlich eine Mischung aus fraglicher Identität, Aufständen und Bürgerkriegen sowie schierer Neid die treibenden Kräfte waren, die diesen absoluten Monarchen zu der Errichtung dieser einzigartigen Anlage auf einer Fläche von 715 Hektar bewegten.

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„Wenn man dann noch die weiteren Außenflächen hinzunimmt, steigt die Größe der Anlage noch einmal, aber es wurde stets bemängelt, dass alles nicht groß genug sei, da die Flächen für die Jagd dem Sonnenkönig zu gering erschienen. Ludwig XIV. hatte damals gegen das Gerücht anzukämpfen, dass sein Vater nicht sein leiblicher sei. So galt es den Aufständischen der sogenannten „Fronde“ etwas entgegenzusetzen. Der Sonnenkönig wollte zudem – so ist es überliefert – ein größeres Schloss haben, als der damalige Finanzminister Fouquet, der mit Schloss Vaux-le-Vicome noch vor Versailles das vielleicht damals imposanteste Gebäude nebst Gärten unterhielt.

Die Kunst der Wasserspiele im Schloss Versailles

„Ludwig XIV. ließ Fouquet verhaften und beauftragte die prägenden Künstler von Vaux-le-Vicomte mit dem Um- und Ausbau von Versailles“, so Wagner. Prägend und sehr wichtig in dieser Zeit war Wasser, denn es galt, so lässt der Experte wissen, als besonders gefragt, wenn in einem Garten nicht nur Pflanzenelemente und bildhauerische Kunstwerke zu sehen, sondern ebenso aufwendige Wasserspiele vorhanden waren, die den Betrachter verzückten.

Doch die Wasserversorgung dafür stellte in jener Zeit die gelehrten Köpfe vor große Herausforderungen. So mussten Wassermassen über viele Kilometer in einem ausgeklügelten System transportiert werden, um dann bestenfalls mit viel Druck die Wasserspiele quasi zum Leben zu erwecken.

Großer Aufwand beim Wasser

„Ludwig XIV. veranstaltete insgesamt drei große Gartenfeste in den Jahren von 1664 bis 1674 und er schrieb unter anderem einen handschriftlichen Gartenführer. Er lustwandelte gleich einer Choreographie immer die gleiche Strecke von acht Kilometern und kam dabei an 25 Stationen vorbei. Die Wasserspiele indes konnten niemals alle gleichzeitig laufen, sodass jeweils Boten vorausgeschickt wurden, welche die Wassermeister informierten, wann sie das jeweilige Wasserspiel in Gang setzten mussten“, erläutert der Konservator dem Publikum.

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Auch heute noch seien die Wasserspiele in den Gärten von Versailles nur am Wochenende im Sommer und auch nur für viereinhalb Stunden pro Tag zu sehen. Man müsse sich als Besucher schon sputen, wolle man in der großflächigen Parkanlage, in der ein Kanal mit einer Länge von 1650 Metern in Anbetracht der vielen verschiedenen Bereiche der Gärten zwar durchaus eindrucksvoll, jedoch auch wieder nur ein Detail eines großen und durchdachten Ganzen sei, die wichtigsten Element sehen.

Innovation und Inspiration: Wasserspiele in Schwetzingen

„Unter anderem hat Verschaffelt, der in Schwetzingen wirkte, im Auftrag von Carl Theodor die Anlage, mit der die Wasserspiele in Versailles betrieben wurden, inspiziert und eine verbesserte Form im Schlossgarten umgesetzt. Wasser aus dem Kraichbach trieb die Schaufelräder an und Grundwasser wurde hinauf befördert. So laufen die Wasserspiele hier immerhin zwölf Stunden am Stück“, lässt Dr. Ralf Wagner wissen.

Mit Applaus honoriert das Publikum den Vortag und auch diesmal wird der Abend bei Michelfelders nicht ohne die Aussicht beendet, dass Wagner mit einem weiteren Vortrag wiederkommen könnte. So stehen nun die Paläste von St. Petersburg oben auf der Wunschliste der Gäste.

Freie Autorin Freie Journalistin für die Region Rhein-Neckar

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