Ketsch. Wer kennt es nicht? Volle Reihen, Popcorn und ein von Action durchzogener Blockbuster mit Stars wie Bruce Willis oder Arnold Schwarzenegger, kurzum der Stereotyp eines Kinobesuchs. Doch wer mehr von der filmischen Traumfabrik und Unterhaltung erwartet, darf sich auf den Freitag, 24. Juni, freuen.
Denn hier kommt Ralph Turnheim um 19.30 Uhr mit seiner Leinwand-Lyrik in das Central Kino Ketsch und präsentiert den Besuchern ein völlig neues Erlebnis rund um die Geschichte des Films und der Popkultur.
In Zentrum von Turnheims Werken stehen klassische Stummfilme aus dem frühen 20. Jahrhunderts, die er mit einer Live-Synchronisation und Wienerischem Dialekt in neuer Pracht erscheinen lässt. Mit dem Thema „Sherlock Holmes und die Stimme des Stummfilms“ bringt Turnheim die legendäre Figur von Sir Arthur Conan Doyle in ungewohnter Weise nach Ketsch.
Der Österreicher wohnt seit mittlerweile 20 Jahren in Wiesbaden, war früher als Schauspieler tätig und hat seine Liebe zum Stummfilm zum Beruf gemacht. Die Idee kam dem 46-Jährigen bereits in seiner Jugendzeit, wo er seinen Klassenkameraden bereits Filmhandlungen mit Gestik, Mimik und Stimmvariationen erklärte. „In der Anfangszeit des Kinos gab es Filmerklärer, die die stummen Werke mit Ton begleiteten. Diese Tradition habe ich wieder aufgenommen und bin seit 2005 mit der Leinwand-Lyrik deutschlandweit unterwegs“, erläutert der Wiener.
Hybrid aus Film und Literatur
Doch was ist Leinwand-Lyrik genau? Turnheim verbindet eine der klassischen, literarischen Gattungen mit der Geburtsstunde des Kinos. Der Künstler nimmt die obligatorische Hintergrundmusik des Stummfilms heraus und untermalt die bewegten Bilder stattdessen mit zur Szene passenden Reimen. „Es ist eine Synchronisation, ohne wirklich eine Synchronisation zu sein. Der Begriff der Sprachmusik oder Sprachmelodie trifft den Charakter der Leinwand-Lyrik besser. Der Stummfilm bleibt ein Stummfilm, wird trotzdem neu und witzig vertont“, erklärt Turnheim das Wesen seiner Kunst.
Das Ganze vollführt der Österreicher live und in Anwesenheit der Zuschauer. Er steht hierbei vorne neben der Leinwand an einem Tisch, ist aber in Dunkelheit gehüllt, damit der Fokus des Publikums auf dem Film bleibt. Nichtsdestotrotz ist Turnheim aktiv bei der Sache und stets in Bewegung. Der Ablauf des Films bleibt ihm dabei stets im Auge, damit er seine Reime punktgenau anpassen kann.
Als weltweit einziger Künstler seiner Art besitzt der 46-Jährige ein Alleinstellungsmerkmal, das den Zuschauern eine besondere Erfahrung in den Kinosälen beschert. Eine Zielgruppe hat sich der Österreicher nicht explizit herausgesucht: „Die Leinwand-Lyrik ist für jeden geeignet. Ob Cineasten, Freunde der Live-Unterhaltung, Popkultur Interessierte oder einfach Leute, die an einem spannenden Abend etwas Neues erleben wollen. Grundsätzlich können sich die Besucher vorab gar nicht vorstellen, was sie erwartet und sind danach umso mehr überrascht, dass Stummfilme eben auch mehr sein können als alte und tonlose Kinoschmuckstücke.“
In Ketsch dürfen sich die Zuschauer auf gleich drei klassische und weitestgehend unbekannte Fälle des genialen Detektivs Sherlock Holmes einstellen. Die präsentierten Filme wurden damals noch zu Lebzeiten von Holmes-Schöpfer Doyle aufgenommen und bringen den berühmten Ermittler aus der 221B Baker Street, London dank Turnheims Interpretation in völlig neuer Weise auf die Leinwand. Berühmte Charaktere der Popkultur sind Turnheim Spezialgebiet: Frühere Programme behandelten bereits den rosaroten Panther, Mary Shelleys Frankensteins Monster oder die erste Verfilmung von Edgar Rice Burroughs berühmter Figur Tarzan. Und auch Legenden der Kino-Frühzeit wie Buster Keaton, der auch beim Sherlock-Programm in Ketsch eine Rolle spielen wird oder Douglas Fairbanks sind immer wieder Teil von Turnheims Vorstellungen.
Für Unentschlossene nennt Turnheim drei Gründe, am 24. Juni zum Central Kino nach Ketsch zu kommen und sich auf sein selbst erschaffenes Genre einzulassen: „ Die bekannte Figur der Sherlock Holmes wird in einer Art und Weise zu sehen sein, wie sie nie zuvor gezeigt wurde. Außerdem dürfen sich die Zuschauer auf eine der besten Stummfilm-Komödien aller Zeiten freuen, die ihre heutigen Pendants weit in den Schatten stellt. Selbstverständlich gibt es für das Publikum eine völlig neue Art der Unterhaltung zu entdecke. Wer also auch offen für Neues ist, ist bei der Leinwand-Lyrik absolut richtig.“
Hier gibt es ein Video von Turnheim, wie er in der BR-Abendschau über seine Arbeit spricht:
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