Ketsch. Der Einladung in die Rheinhalle zum Neujahrsempfang am vergangenen Sonntag sind die Ketscher gerne und zahlreich gefolgt. Zum einen war es nach der Pandemiepause die erste Veranstaltung dieser Art in der Enderlegemeinde und zum anderen auch die Premiere für Bürgermeister Timo Wangler, der im vergangenen Jahr die Bürgermeisterwahl für sich entschied, seit Juli 2022 sein Amt in Ketsch begleitet und zum Anlass des Neujahrsempfanges die offizielle Amtskette trug.
Er durfte, nachdem ganz traditionell Bezirksschornsteinfeger Stefan Willmers mit einem Kollegen den Besuchern einen kleinen Glücksbringer überreichte, unterstützt von seiner Frau Katja und beiden Kindern jede Menge Hände schütteln, bevor er die große Bühne der Rheinhalle betrat. Dass in Ketsch sprichwörtlich „die Musik spielt“, machte zuvor der Musikverein 1929 unter Leitung von Patrick Wewel gekonnt deutlich.
Wangler indes begrüßte die Ehrengäste und richtete seinen Dank an Ehrenbürger und Amtsvorgänger Jürgen Kappenstein, attestierte ihm eine harmonische Übergabe und bestätigte dessen Leistung in den vergangenen Jahren zum Wohle der Gemeinde. „Der Jahreswechsel war mit viel Ungewissheit verbunden. Gefühlt rutschen wir von einer Krise in die nächste. Ich bin jedoch sicher, wir werden die Herausforderungen der Energiekrise, des Ukrainekriegs und der Pandemie meistern, wenn wir weiter zusammenhalten. Bleiben Sie weiterhin positiv“, skandierte Wangler und erwähnte im Rückblick die Rückkehr ins normale Leben im Laufe des vergangenen Jahres im Hinblick auf Corona, dankte für gelebte Solidarität mit den Flüchtlingen aus der Ukraine und rückte die Energiekrise als Anlass zum Umdenken in Sachen Klimaschutz ins Bewusstsein.
Neujahrsempfang in Ketsch: Doch kein Kredit nötig
Als Wangler das Thema finanzielle Entwicklung in der Gemeinde zur Sprache brachte, war ihm die Aufmerksamkeit in der Rheinhalle sicher, war dies doch vielleicht eine der großen Hoffnungen, die unter anderem bei seiner Wahl zum Gemeindeoberhaupt im Hinblick auf seine Vita eng verknüpft schien. „Die Haushaltslage hat sich im Jahr 2022 gegenüber der Planung deutlich verbessert. Die Anstrengungen der Gemeindeverwaltung und des Gemeinderats machten sich bemerkbar und Sondereffekte wie höhere Gewerbesteuer, ein höherer Einkommenssteuer und höhere Schlüsselzuweisungen sorgten für eine bessere Liquidität. Auf die eingeplante Kreditermächtigung in Höhe von fünf Millionen Euro können wir in diesem Jahr verzichten“, berichtete Wangler und betonte, dass dies jedoch keine Entwarnung darstelle, sondern die stringente Finanzpolitik weiter gelebte Praxis sein müsse, um Maßnahmen und Projekte 2023 weiterzuführen oder zu beginnen.
„Für das neue Jahr können wir nach derzeitigem Stand das Defizit gegenüber dem Vorjahresstand halbieren und auch 2023 ist eine weitere Kreditermächtigung nicht nötig, allerdings bei einem nicht ausgeglichenen Finanzhaushalt und unter der Voraussetzung von konsequenter Priorisierung von Maßnahmen“, betonte der Bürgermeister, bevor er einen Ausblick auf geplante mögliche Projekte gab.
Ob im Bereich Kinder- und Schülerbetreuung, der aus Umweltschutz- und finanziellen Gründen sinnvollen Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED, den notwendigen Sanierungsarbeiten von Kanälen, Wasserleitungen und Straßen und der Fertigstellung der Bauarbeiten an den beiden Ketscher Schulen – überall seien Herausforderungen zu meistern. Auch wären die Neugestaltung der Homepage der Gemeinde und eine deutlich verbesserte Verknüpfung in den sozialen Medien als zeitgemäße Informationsmöglichkeit für Bürger sicher alles andere als „Luxusprojekte“, genauso wie beispielsweise ein moderner und barrierefreier Eingangsbereich im Rathaus.
Neujahrsempfang in Ketsch: Breitband und Verkehr im Blick
„Wer in den vergangenen Jahren im Homeoffice arbeitete, der weiß, wie wichtig der flächendeckende Glasfaserausbau im gesamten Ortsbereich wäre. Hier planen wir die Vergabe an ein Unternehmen, welches dieses Netz eigenwirtschaftlich ausbauen würde, was im Gegenzug allerdings zu zahlreichen Bauarbeiten führt“, stellte Wangler in den Raum, sprach dann noch ein neues Grünflächenkonzept an und kündigte an, dass sich Verwaltung und Gemeinderäte 2023 mit einem weiteren Verkehrskonzept beschäftigen wollten.
Für den Besuch des Wochenmarktes warb der Bürgermeister genauso wie für die Unterstützung der geplanten Calisthenics-Anlage, er lobte die Fortführung des Altennachmittages und bat die Bevölkerung um Hilfe und Bereitstellung von Wohnraum, den die Gemeinde für Flüchtlinge anmieten könne. Die bestehende Städtepartnerschaft mit Trélazé werde, so Wangler, weiterhin gepflegt und intensiviert.
„Ich wünsche uns allen einmal wieder ein ganz normales Jahr, freue mich nun auf Gespräche mit ihnen und schließe mit dem Gruß der Bergleute, der so viel Hoffnung und Glaube in sich trägt: Glück auf!“, schloß Timo Wangler seine Rede, bevor sich der Musikverein 1929 mit einem Michal-Jackson-Medley und dem Badnerlied viel Applaus verschaffte.
Anschießend gehörte die Bühne der Rheinhalle den Sternsingern, die mit ihren Liedern für Freude sorgten. Die Narrhalla zog mit ihrer amtierenden Lieblichkeit Nathalie II. aus dem Hause Schmitt in fasnachtlicher Manier und mit lauten Ahoi-Rufen in die Rheinhalle ein, bevor die Ketscher Prinzessin der aktuellen Kampagne ihre närrischen elf Gebote verlas und später einige Orden verlieh. Unter großem Beifall zeigte die Jugendschautanzgruppe der Narrhalla ihren farbenfrohen Tanz in originellen Kostümen, bevor die Besucher des Neujahrsempfangs Gelegenheit hatten, bei einem Umtrunk, den die Gemeinde organisierte, miteinander ins Gespräch zu kommen.
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