Ketsch. Rainer Wedler, der in Karlsruhe geboren und aufgewachsen ist, hat viele Teile der Welt bereist, gesehen und in sich aufgenommen. Die meisten seiner literarischen Werke, die als Romane, Kurzgeschichten, Essays und Gedichte verfasst sind, seien jedoch in Ketsch entstanden, wo er mit seiner Frau seit den 1980er Jahren eine Wahlheimat gefunden hat, so berichtet es der 81-jährige Autor.
Sein inzwischen 28. Buch, ein Lyrikband mit dem Titel „Was sind wir mehr als Buchstaben“, stellt Wedler nun am Donnerstag, 4. Mai, bei Buch- und Manufakturwaren in der Enderlegemeinde vor. Die Liebe zur Sprache, seine Sprachsensibilität und seine auf das Wesentliche und somit sehr „Inhaltsgehaltvolle“ reduzierte Ausdrucksweise prägen die neueste Gedichtsammlung, so wie es Wedler-Kenner an dem mehrfach ausgezeichneten Autor schätzen.
Rainer Wedler liest in Ketsch: Schon früh mit Lyrik beschäftigt
„Mich hat Sprache schon früh fasziniert und ich erinnere mich unter anderem an einen Lehrer, Walter Helmut Fritz, durch dessen Engagement ich mich, damals als Schüler am Gymnasium in Durlach, erstmalig intensiver mit Lyrik beschäftigt habe. Möglicherweise wurde hier der Grundstein für mein Interesse gelegt“, erinnert sich Rainer Wedler im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Entstehung seiner Gedichte indes beschreibt Wedler als sehr umfassenden Prozess: „Ich setzte mich nicht an einen Schreibtisch mit dem Vorsatz, jetzt ein Gedicht zu schreiben, dies funktioniert nicht. Ein Gedicht ist das Ergebnis intensiven Nachdenkens, wenn Gedankengänge und Sinnhaftigkeit sorgfältig geprüft wurden und schließlich eine gewisse Notwendigkeit entsteht, diese in Worte zu fassen und dies so reduziert wie möglich.“
Rainer Wedler liest in Ketsch: Objekte der Inspiration
Seit den Anfängen des neuen Jahrtausends hat Rainer Wedler ebenso die bildende Kunst für sich als Ausdrucksform entdeckt. Manche Objekte, die er bewusst und der vielfältigen Interpretationsfreiheit, welche eine Fremdsprache bietet, als „objets trouvés et transformés“ bezeichnet, machen, so der Autor, ein Gedicht notwendig.
Daher werden bei der Lesung aus dem Lyrikband auch jene Objekte ausgestellt, welche diese besondere Inspiration in ihm auslösten. Die Einführung in den Abend übernimmt Dr. Sandra Schuppert, eine Sprachwissenschaftlerin, und musikalisch wird der Abend von Charlotte Steinberger begleitet.
Das interessierte Publikum erwarten rund anderthalb Stunden, in denen die Intensität, die Sensibilität und die Wirkung der ausgewählten Sprache zelebriert werden darf und Hörgenuss auf unterschiedlichen Ebenen erlebt werden kann. Dass es dieser feinen und sensiblen Herangehensweise an die Sprache gerade aktuell bedarf, daran lässt Wedler mit aufmerksamem und vielleicht besorgtem Blick auf jüngste Sprachentwicklungen keinen Zweifel. Für Wedler-Kenner verspricht diese Lesung nun Vorfreude. Für Interessierte, die sich auf eine Exkursion in diese Form der Lyrik gerne einlassen möchten, eine Gelegenheit mit vielleicht unerwarteter hoher Sprachintensität in Berührung zu kommen.
Rainer Wedler liest in Ketsch: Von Jurek Becker fasziniert
„Ich freue mich auf diesen Abend bei Gabriele Hönig von Buch- und Manufakturwaren und stehe nach der Lesung gerne für Fragen und für den gedanklichen Austausch zur Verfügung“, ergänzt Rainer Wedler. Auf die Frage, welches Buch ihn persönlich in seinem Leben fasziniert habe, hat der lebenserfahrene und belesene Autor eine spontane Antwort: „,Jakob der Lügner’ von Jurek Becker hat mich in besonderem Maße begeistert. Diesem Autor gelingt es auf für mich genialer Ebene das schwere Kapitel der Judenverfolgung zu beschreiben.“
Die Vorstellung seines eigenen jüngsten Werkes bei Buch-und Manufakturwaren beginnt am Donnerstag, 4. Mai , um 19.30 Uhr. Der Eintritt beträgt 10 Euro für Erwachsene (ermäßigt 6 Euro).
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch_artikel,-ketsch-rainer-wedler-stellt-in-ketsch-sein-buch-was-sind-wir-mehr-als-buchstaben-vor-_arid,2078339.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch.html