Nachgefragt

Reduzierte Öffnungszeiten im Ketscher Freibad: Das sagen Besucher

Die Gemeinde kämpft mit finanziellen Problemen, die dazu führen, dass das Freibad aufgrund von Personalausfällen seine Öffnungszeiten reduzieren muss. Die Meinungen zu den eingeschränkten Öffnungszeiten sind bei den Gästen zweigeteilt.

Von 
Henrik Feth und Noah Eschwey
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Ab 2025 wird Sascha Streit die Leitung des Ketscher Freibades von Armin Lucksch übernehmen, bereits jetzt ist er voll in die Vorgänge involviert. Aber die Einschränkung der Öffnungszeiten konnte er jetzt auch nicht verhindern. Personalengpässe sind der Grund. © Feth

Ketsch. Der Klammergriff des Sparzwangs bereitet der Gemeinde Ketsch schon länger Probleme – Verwaltung und Gemeinderat versuchen mit großem Bemühen und Kreativität, die Löcher im Finanzhaushalt zu stopfen. Entsprechend leiden auch die freiwilligen Leistungen der Gemeinde – von kostenlosen Angeboten bis zu Serviceleistungen. Bürgermeister Timo Wangler bittet gebetsmühlenartig für „Verständnis und Zusammenhalt“. Bisher zeigten sich die Ketscher Bürger flexibel und bewiesen, dass sie sich bewusst sind, wie sehr die Finanzlage – vor allem durch Zusatzaufgaben aus Land und Bund – eingeschränkt ist. Nun werden Geduld und Wohlwollen der Ketscher erneut auf die Probe gestellt, auch wenn das nur indirekt mit den Konsolidierungsmaßnahmen der Gemeinde zusammenhängt.

Denn das Freibad muss – aufgrund von Personalausfällen – für die finale Phase der Saison ab dem 26. August seine Öffnungszeiten reduzieren. „Uns ist es wichtig, mit den Gerüchten aufzuräumen, dass es sich bei den Personalengpässen um Urlaubszeiten handelt. Zwei unserer Vollzeitmitarbeiter fallen längerfristig aus und das ist in diesem Maße nicht aufzufangen“, betont der zukünftige Bäderleiter Sascha Streit (Nachfolger von Armin Lucksch).

Katharina Dörnhoff äußert ein gewisses Verständnis für die Einschränkung. © Feth

Doch wie kommen die geänderten Öffnungszeiten bei den Gästen an? Während das Bad für die restliche Zeit der Sommerferien ab 26. August von 11 bis 19 Uhr geöffnet haben wird, stehen die Becken für die letzten beiden Wochen der Saison vom 9. bis 15. September dann von 9 bis 17 Uhr zur Verfügung – wenn alles gut geht.

Auswirkungen der geänderten Öffnungszeiten auf Badegäste im Ketscher Freibad

Entsprechend werden sich die Öffnungszeiten in den kommenden fünf Wochen auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Badegäste auswirken. Vor allem für die sogenannten „Frühschwimmer“ – die größtenteils aus Senioren bestehen – bedeutet die verspätete Öffnung eine Einschränkung im Alltag. Gerade in der finalen Phase der Badesaison, in der die Temperaturen nochmals auf ein Höchstlevel schnellen, können die Besucher nicht die am Morgen herrschenden und noch auszuhaltenden Witterungen nutzen, um ihre Bahnen zu schwimmen.

Die Gemeinde ist bemüht, diese Einschränkungen auf die Bedürfnisse der Gäste anzupassen, doch ohne Verlierer geht eine solche Rechnung dann nicht auf. Beim Stimmungsbarometer im Freibad – noch vor dem Inkrafttreten der neuen Zeiten – zeigte sich zwar ein überwiegend positives Bild bei den Badegästen, doch es gibt schon auch Kritik. Vor allem aus den Reihen der „Frühschwimmer“. Die Badegäste, die mittags da sind – in den Ferien sind das zumeist Familien mit Kindern – sehen sich weitgehend nicht eingeschränkt.

Familien und Berufstätige betroffen von früherer Schließung des Ketscher Freibades

„Von 11 bis 19 Uhr während der Sommerferien ist für uns als Familie mit zwei Kindern keine spürbare Einschränkung. Wir kommen oft ins Freibad und sind froh, dass das auch in den nächsten Wochen problemlos klappen wird“, berichtet Katharina Dörnhoff aus Ketsch, die sich gemeinsam mit ihrer Familie eine Abkühlung gönnt. Doch ganz zufrieden ist die zweifache Mutter nicht: „Dass das Bad dann vor Saisonende um 17 Uhr schließt, nimmt natürlich den Familien, deren Mütter und Väter berufstätig sind, die Chance, den Abend noch im Bad zu verbringen.“

Patrick Kwoszalla. © Feth

Für Patrick Kwoszalla, der mit seiner Frau und den drei Kindern sogar aus Mannheim für den Badespaß nach Ketsch kommt, sieht die Situation ähnlich aus: „Wir kommen her, weil das Freibad viel besser ist als die Alternativen, die wir in Mannheim haben. Meistens gehen wir gegen 18 Uhr heim, weil die Kinder noch recht jung sind. Dass das Bad dann im September um 17 Uhr schließt, ist natürlich auch für uns blöd.“

Frühschwimmer kritisieren neue Öffnungszeiten im Ketscher Freibad scharf

Explizit bei den sogenannten „Frühschwimmern“ fällt die Kritik harscher aus. Schon einige Minuten vor der Öffnung um 9 Uhr diskutieren zahlreiche Stammgäste in der Schlange vor dem Eingang. „Das kann doch nicht sein, dass immer alle krank sind. Früher ist man halt auch noch mit einem Schnupfen zur Arbeit gegangen“, erinnert sich Maria. Eine Freundin der Rentnerin, Mechtild, glaubt eine Ursache zu kennen: „Die Einstellung zur Arbeit hat sich einfach bei vielen Menschen geändert. Aber so kann eine Gesellschaft nicht funktionieren.“ Einen Vorwurf könne man zwar niemandem machen, wenn Personalmangel herrsche, bisher haben die Rentnerinnen allerdings nicht das Gefühl, dass die Verwaltung wirklich versucht, eine andere Lösung als die Verkürzung der Öffnungszeiten zu finden: „Dass es Engpässe gibt, hat sich ja sicherlich angebahnt. Bisher wurde das aber nicht publik gemacht“, sagt Mechtild, die sich nun bei der Gemeinde melden will: „Ich bin Rentnerin, ich kann sehr gerne ein paar Stunden in der Woche aushelfen.“

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Sybille und Ralf beobachten die Diskussion zunächst. „Das ist doch immer noch eine bessere Lösung als eine Schließung“, relativiert der einzige Mann in der Runde. Wenn es eben nur die Möglichkeit gebe, die Öffnungszeiten zu beschränken, sei die nun gefundene Lösung eigentlich die naheliegendste: „Gegen 11 Uhr kommen langsam Familien, also der große Ansturm, der Geld bringt. Abends kommen dann alle von der Arbeit. Morgens sind eben nur wir ,Frühschwimmer’ betroffen.“

Renate erfährt an diesem Morgen zum ersten Mal von der Änderung: „Ui, ui, ui“, stöhnt die Dame. „Um 11 Uhr ist es heutzutage schon richtig heiß.“ Für die Oftersheimerin, die jeden Morgen ins Ketscher Bad gehe, ein Nachteil: „Wenn ich mich morgens auf den Weg mache, hat es noch 20 Grad Celsius. Eine Stunde später sind es schon 32“, sagt Renate, die das kritisierte Freibad trotzdem für das schönste und beste in der Region hält.

Ehrenamtliche Helfer sollen Bäderbetrieb in Ketsch unterstützen

Den Kopf in den Sand stecken – das ist jedoch auch bei vielen der Stammschwimmer im Ketscher Freibad nicht das Motto. „Einige der treuen Badegäste sind auf uns zugekommen und haben einen Vorschlag unterbreitet“, lässt Hauptamtsleiter Ulrich Knörzer unsere Zeitung auf Nachfrage wissen. Denn die eingeschworene Gemeinschaft hat spontan eine Aktion ins Leben gerufen: Die Suche nach ehrenamtlichen Helfern, die dazu beitragen könnten, den Bäderbetrieb wie gewohnt fortzuführen.

Der Aufruf zur Suche nach Helfern hängt jetzt am Eingang des Ketscher Freibades. © Feth

„Das ist eine tolle Initiative und zeigt den Stellenwert des Freibades in der Gemeinde. Wir warten jetzt einmal ab, auf welche Resonanz der Aufruf trifft und werden uns dann zusammensetzen und über die Einsatzmöglichkeiten beraten“, so der zukünftige Bäderleiter Sascha Streit. Dabei würden sich unterschiedliche Möglichkeiten ergeben. „Je nach Expertise der Freiwilligen werden wir diese in den Betrieb einbinden. Das kann von der Grünflächenpflege bis zur Aufsicht über die Liegewiese gehen. Wir sind flexibel und freuen uns über jeden, der mit anpacken möchte“, sagt Streit über die Aktion.

Was dabei herauskommt und wie viele Menschen sich beim Ketscher Freibad einbringen möchten, werden die kommenden Tage zeigen und eventuell können sich dann sowohl die „Frühschwimmer“ als auch die Familien doch noch über einen uneingeschränkten Zugang zum Ketscher Freibad freuen.

Ansonsten bietet übrigens auch die schöne Badestelle Hohwiese noch eine adäquate Alternative, wie Bürgermeister Timo Wangler schon öfters betonte.

Redaktion Verantwortlicher Redakteur für die Gemeinde Ketsch

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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