Im Bruch

Öffnungszeiten von Ketscher Freibad werden reduziert

Zum Ende der Freibadsaison wird der Betrieb im Ketscher Freibad reduziert, weil Personal fehlt – langfristig drohen sogar weitreichendere Einschränkungen.

Von 
Benjamin Jungbluth
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Die aktuelle Freibadsaison verläuft auch in Ketsch eher ruhiger – zu kühl und nass war der Sommer bislang. Vielleicht fallen die verkürzten Öffnungszeiten ab Ende August deshalb nicht ganz so sehr ins Gewicht. © Benjamin Jungbluth

Ketsch. Das sind traurige Neuigkeiten für eingefleischte Schwimmbad-Fans: Wegen akuten Personalmangels verkürzt die Gemeindeverwaltung ab Montag, 26. August, die Öffnungszeiten des Ketscher Freibads. Die letzten drei Wochen der aktuellen Saison werden dabei unterschiedlich von den Änderungen betroffen sein.

So öffnen die Eingangstore zunächst von Montag, 26. August, bis Sonntag, 8. September, täglich von 11 bis 19 Uhr, damit Kinder und Familien in den letzten Wochen der Sommerferien die Abende nutzen können. Von Montag, 9. September, bis Freitag, 13. September, kann das Bad dann hingegen von 9 bis 17 Uhr genutzt werden, sodass auch die Frühschwimmer noch einmal auf ihre Kosten kommen. Bis zum ersten Änderungstag hat das Freibad noch wie gewohnt täglich von 9 bis 20 Uhr geöffnet.

Gemeinde Ketsch muss die Freibadöffnungszeiten wegen Personalausfällen kürzen

„Die Verkürzung der täglichen Öffnungszeiten ist eine Notlösung, weil wir kurzfristig zwei krankheitsbedingte Ausfälle haben. Leider haben wir dadurch keine andere Wahl, als die restlichen Wochen den Badebetrieb etwas zur reduzieren“, erklärt Bürgermeister Timo Wangler die unumgängliche Maßnahme.

Denn von den fünf festen Mitarbeitern, die zusammen 4,5 volle Stellen im Schwimmbad besetzen, seien zwei Vollzeitkräfte längerfristig arbeitsunfähig. Zwar gibt es seit diesem Jahr auch noch vier von der Gemeinde angestellte Aushilfen und zusätzlich ehrenamtliches Aufsichtspersonal von der DLRG – doch für den komplexen Betrieb des Bades ist eine gewisse Anzahl an ausgebildeten Fachkräften notwendig, was so nicht aufgefangen werden kann.

Um die Becken für die Freibadbesucher sauber und auf dem höchsten Stand zu halten, fallen unterschiedliche Arbeiten an, die eine gewisse Expertise erfordern. © Benjamin Jungbluth

„Da geht es um die chemische Aufbereitung des Wassers, die laufende Kontrolle der technischen Systeme und die Planung aller Abläufe. Dafür benötigen wir eine gewisse Mannschaftsstärke“, erklärt Bauamtsleiter Marc Schneider die anfallenden Arbeiten, für die eine gewisse Expertise vonnöten ist.

Mitarbeiter des Ketscher Freibads haben schon extrem viele Überstunden

Durch den bereits längeren Ausfall eines Kollegen seien aber bei den verbleibenden Mitarbeitern schon derart viele Überstunden angefallen, dass der Betrieb eigentlich ab sofort komplett schließen müsste. Dank der großen Bereitschaft des Teams und weiterer Zusatzschichten könne aber mit einem verringerten Stundenkontingent weitergemacht werden.

Die personellen Engpässe treffen die Verwaltung auch deshalb etwas unerwartet, weil eigentlich extra vorgeplant worden war: So geht der langjährige Bäderleiter Armin Luksch Anfang kommenden Jahres in den Ruhestand.

Um einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten – und eigentlich auch als kleiner Personalpuffer – wurde sein Nachfolger bereits jetzt zum Sommer eingestellt.

Die Änderungen beim Ketscher Freibad betreffen die letzten drei Wochen der Badesaison

„Aber durch den zweiten Wegfall kommt das System dann eben doch in Schieflage. Und nur für die letzten drei Wochen der Saison können wir keine weiteren Mitarbeiter einstellen“, erläutert Schneider die Gründe der Maßnahme.

Der Personalmangel in Schwimmbädern ist bereits seit vielen Jahren ein Dauerthema – in Ketsch ebenso wie in ganz Deutschland. Entsprechend hatte es in der Vergangenheit bereits Einschränkungen in den beiden Bädern der Enderlegemeinde und auch beim Hohwiesensee gegeben.

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Seit dieser als Badestelle ohne Aufsicht geführt wird, hat sich dort die Lage aber beruhigt. Und so dient das Naturgewässer auch in den kommenden Wochen als adäquate Ausweichmöglichkeit für die Freibadgänger.

Die Ketscher Badestelle Hohwiese als Alternativvorschlag

„Die Hohwiese bleibt bis Ende September regulär geöffnet, also täglich von 8 bis 20 Uhr“, betont Bauamtsleiter Marc Schneider diesbezüglich. Ob der Andrang dort und im Schwimmbad noch einmal besonders groß sein wird, hängt wohl entscheidend von der Witterung der kommenden Wochen ab.

Bislang sind die Besucherzahlen im Ketscher Freibad wegen des in weiten Teilen kühlen und nassen Sommers nur unterdurchschnittlich, von einzelnen sehr nachgefragten Tagen, an denen richtig gutes Wetter war, einmal abgesehen.

Wie es langfristig im Schwimmbad weitergeht, wird sich ebenfalls zeigen müssen. Bis zur Öffnung des Hallenbads werde es in jedem Fall wieder eine Pause ganz ohne Schwimmbetrieb geben, bestätigt Bürgermeister Timo Wangler. Und mit Blick auf die kommunalen Finanzen drohen noch ganz andere Szenarien am Horizont des Ketscher Bäderbetriebes.

Kommunen wie Ketsch leiden unter Pflichtaufgaben von Land und Bund

„Wir haben das schon oft gesagt, aber die Lage wird immer schlimmer statt besser: Wir Kommunen bekommen immer mehr Pflichtaufgaben von Land und Bund aufgedrückt, die wir irgendwie finanzieren müssen – zum Beispiel die Kinderbetreuung, die trotz eines enormen Ausbaus weiter steigen soll. Aber ohne zusätzliche Gelder müssen wir irgendwann bei den freiwilligen Ausgaben sparen. Und da ist das Schwimmbad leider unser größter Kostentreiber“, erläutert Wangler, der solche Einsparungen bereits in der Vergangenheit angekündigt hatte.

In der Region gebe es inzwischen bekanntermaßen viele Diskussionen um Einschränkungen bei den örtlichen Bädern. „Wenn sich an der Finanzlage nichts grundlegend ändert, werden wir in Ketsch diese Gespräche auch führen müssen“, kündigt Bürgermeister Timo Wangler an.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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