Ketsch. “Toll, dass so viele gekommen sind. Toll, dass es trocken ist. Ich wünsche uns viel Spaß“, gut gelaunt schickte Christine Martus sich und ihre Radsportfreunde auf die Strecke. Es war der Start zu einer besonderen Herausforderung: Am Pfingstsamstag um 14 Uhr an der Brücke zur Rheininsel Ketsch ging es los – zur “24 Stunden-Rheindamm-Challenge”.
Eine verrückte Idee, die sich Christine Martus und ihr radbegeisterter Sportfreund Reiner Fuchs aus Hoffenheim ausgedacht hatten: Sie wollten einmal einen vollen Tag lang den Rheindamm auf- und abfahren. Zu ihnen gesellten sich stundenweise bis zu 50 Rennradfahrer aus der Umgebung, die ihnen auf den Runden zu je 17 Kilometern Beistand leisten wollen. Manche fuhren dann doch viele Stunden mit, Thomas Piston sogar den gesamten Tag.
Auch der Ketscher Bürgermeister ist beim 24-Rheindamm-Radeln am Start
Der Ketscher Bürgermeister Timo Wangler ließ es sich nicht nehmen, die ersten 112 Kilometer mitzufahren. Und weil es ihm so viel Spaß gemacht hatte, fuhr er am nächsten Tag noch einmal über 150 Kilometer mit. Wangler war übrigens früher international erfolgreicher Skispringer, beispielsweise gewann er Bronze bei den Juniorenweltmeisterschaften im Vierer-Team, zu dem auch Sven Hannawald gehörte.
Zu Corona-Zeiten hatte er das Radfahren entdeckt – und da kamen beachtliche 10 000 Jahreskilometer zusammen. „Jetzt als Bürgermeister habe ich nicht mehr so die Zeit.“ „Wenn ich im Odenwald trainiere, erinnert es mich an meine Heimat Schwarzwald“, meint der aus Breitnau stammende Allroundsportler, der auch noch Fußball spielt.
Der Mitinitiator Reiner Fuchs ist begeisterter Rennradfahrer. Der 59-Jährige fährt seit über 40 Jahren Rad, bringt die Erfahrung langer Radeinheiten mit. „Eigentlich komme ich vom Mountainbike-Fahren, inzwischen bin ich viel mit dem Rennrad auf der Straße unterwegs“, berichtet der Inhaber einer Firma für Radsportbekleidung.
Das Radtrikot zu "Ketsch me if you can" ist der Renner
In Fitness-Studios bringt er als Indoor-Cycling-Coach Sportler in Form. „Seit Neuestem bin ich auch gerne mit dem Gravelbike auf Schotterwegen unterwegs.“ So fährt er schon mal 15000 Jahreskilometer. „Ketsch me if you can“ heißt der Rheindamm-Abschnitt auf Strava – Ein Trikot mit der Aufschrift wurde von Fuchs entworfen und produziert, Martus suchte die auffällig fröhlichen Farben aus. Das bunte Radtrikot fand viel Bewunderung bei den Mitfahrern, die es teilweise im Vorfeld schon erworben hatten. Andere wollen das Erinnerungsstück nun nachbestellen.
Christine Martus war die Ideengeberin der Challenge, weil sie den Rheindamm oft als Trainingseinheit im Winter nutzt. Mit der Aktion kam ihr auch die Idee, im Zuge des diesjährigen 75-jährigen Betriebsjubiläums der Firma Martus Schreinereibedarf Spenden für den Schwetzinger Tafelladen zu sammeln.
Alois Martus hatte den Beschlagshandel im Jahre 1949 in der Schwetzinger Scheffelstraße gegründet. Nach ihrem Vater Egon Martus leitet sie die Firma in der dritten Generation. „Anstelle einer Betriebsfeier möchte ich Geld für Bedürftige spenden, die es gebrauchen können“, meint die sportliche Geschäftsführerin.
Ein kurzes Tier hält die Sportler bei "Ketsch me if you can" nicht auf
Martus und Fuchs schafften schließlich 30 Runden – das sind insgesamt 512 Kilometer. Sie hatten nicht geschlafen. „Nur um sechs Uhr morgens hatte ich mal ein Tief und brauchte eine längere Pause“, erzählt Martus. Manche Begleiter kamen auf die Gesamtzahl von 300 bis 400 Kilometern.
Die Gemeinde Ketsch hatte im Vorfeld unbürokratisch die Genehmigung erteilt, unten im Bruch „das Basislager“ aufzubauen. Die 47-jährige Powerfrau hatte dort mithilfe ihrer Freunde und Familie ein Organisationszelt aufgebaut.
Meist wurde alle 50 Kilometer ein kurzer Stopp zur Erholung eingelegt. Hier gab es auf Spendenbasis Essen und Getränke für die Mitfahrer und Fans der besonderen Challenge – beispielsweise eine Auswahl von 26 Kuchen.
In der Spendenbox waren am Ende beachtliche 760 Euro. „Von der Firma stocke ich das auf 2000 Euro auf. Das ist ein Mega-Erfolg“, meint Christine Martus gerührt, „ich hätte nie gedacht, dass diese Challenge so angenommen wird.“
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