Ketsch. Sie hat einen Weg von über 2500 Kilometer hinter sich und befindet sich nun direkt an der Wand unter der imposanten Marienstatue in der katholischen Kirche Sankt Sebastian in Ketsch. Die Rede ist von einer filigran und aufwendig gearbeiteten Marienikone, die beim Betrachten des Marienaltars in besonderem Maße hervorsticht.
„Diese Ikone stammt aus dem Kloster Kykkos auf Zypern, das als eines der bedeutendsten Klöster in der Region gilt“, weiß Marianne Faulhaber zu berichten. Dieses Kloster, das etwa zehn Kilometer westlich des etwa 1100 Meter hoch gelegenen Bergdorfes Pedoulas liegt, das eine zum Unesco-Welterbe gehörende Scheunendachkirche beheimatet, war eines der Ziele der von Pfarrer Erwin Bertsch organisierten Zypern-Reise, die Ende April bis Anfang Mai dieses Jahres stattfand. Es gilt wegen seiner wundertätigen Marienikone als mächtigstes Kloster Zyperns.
Und bei der aus rund 30 Personen bestehenden Reisegruppe waren Marianne Faulhaber und Günther Martin mit dabei. „Dieses Kloster war schon sehr faszinierend. In einer prächtigen Ikonenwand, umrahmt von unzähligen Lichtern befindet sich dort eine Marienikone, der besondere Kräfte zugesprochen werden. Diese Originalikone wird jedoch unter Verschluss gehalten und kann nicht besichtigt werden“, ergänzt Marianne Faulhaber.
Original der Ketscher Ikone ist unter Verschluss
Der Legende nach sei diese Ikone nach orthodoxer Auffassung vom Evangelisten Lukas zu Lebzeiten der Gottesmutter von ihm selbst auf ein Holzbrett gemalt worden und diente später unzähligen nachfolgenden Bildnissen als Vorbild. Sie sei mit Silber und Gold beschlagen und in einen kostbaren Rahmen gefasst. Im Jahr 1080 war die Ikone ein Geschenk des byzantinischen Kaisers zur Klostergründung. In vielen Jahren soll die Ikone den Landstrichen, die unter Trockenheit zu leiden hatten, den langersehnten Regen gebracht haben.
„Die Originalikone ist wie gesagt im Kloster unter Verschluss, jedoch schaffen die dort lebenden Mönche in sehr aufwendiger Arbeit und mit viel handwerklichem Geschick wunderschöne Replikate, die im Klosterladen verkauft werden. Mich hat diese Ikone sehr angesprochen, insgesamt war das ganze Kloster sehr beeindruckend und so habe ich mich dort spontan dazu entschieden, eine der angebotenen Ikonen zu kaufen und unserer Ketscher Kirche zu stiften. Alle, die bei der Reise dabei waren, haben auf der Rückseite des Bildes unterschrieben, und so ist diese Marienikone nun zum einen eine schöne Erinnerung an diese besondere Reise, ein Ausdruck der Dankbarkeit, ein schöner Anblick in der Kirche und wer weiß, vielleicht hat sie auch eine besondere Wirkung“, führt Günther Martin aus und lächelt.
Als Reisebegleitung dabei
Der Ketscher hat die Marienikone dann in seinem Gepäck als „Reisebegleitung“ durch Zypern mitgeführt und sie schließlich in die Enderlegemeinde gebracht. Seit wenigen Tagen hat sie nun in der Kirche Sankt Sebastian ihren neuen festen Platz gefunden.
„Die Marienverehrung ist etwas, was wir im Glauben teilen, ganz gleich ob orthodox oder katholisch. Ich empfinde es daher auch als etwas Besonderes, dass diese Ikone nun in unserer Kirche ihren Platz gefunden hat. Auch Pfarrer Erwin Bertsch war sofort von der Idee begeistert und hat diesen schönen Platz für die Marienikone ausgewählt. Die Stiftung ist eine wirklich tolle Geste von Günther Martin, für die wir dankbar sind. Jetzt können sich viele Menschen an der Ikone erfreuen und in Kürze wird es auch eine kleine Tafel mit einer Erklärung der Herkunft geben, damit alle Interessierten sich weiter informieren können“, bekräftigt Marianne Faulhaber.
Den Gottesdienstbesuchern, besonders jenen, die dienstags zur Marienandacht kommen, sei die Ikone schon aufgefallen, lässt das Pfarramt verlauten.
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