Ketsch. „In den Straßen von Ketsch kann man demnächst Fußballgolf spiel“ oder „Da sehen die Straßen auf Sizilien fast besser aus“ – solche Kommentare machten sich vor kurzer Zeit in der Ketscher Gruppe in den sozialen Medien breit. Thema dabei war der Unmut über tiefe Schlaglöcher in einigen Straßen der Enderlegemeinde, unter anderem in der Mannheimer Straße. Doch ist der Vorwurf, dass die Gemeinde in diesem Bereich zu nachlässig ist, berechtigt?
Bürgermeister Timo Wangler, Bauamtsleiter Marc Schneider und Nico Rößler von der örtlichen Bauverwaltung weisen dies von sich und geben im Gespräch mit dieser Zeitung Einblicke, in die Maßnahmen der Gemeinde bezüglich der Ketscher Straßen.
Die Ketscher Straßen sollen dank einer innovativen Technik bald wieder besser aussehen
Denn die Verwaltung ist keineswegs untätig und hat bereits eine neue und innovative Möglichkeit gefunden, um den Schlaglöchern Herr zu werden: die sogenannte „Patch-Technik“. Bauamtsleiter Marc Schneider beschreibt die aktuelle Lage: „Wer unseren Haushalt kennt, der weiß, dass wir nicht die finanziellen Mittel haben, um alle Straßen neu zu machen. Früher haben wir die Schäden mit Kaltasphalt behoben, der allerdings relativ kurzlebig ist und sich nicht bewährt hat. Nun nutzen wir in Zusammenarbeit mit der Firma Schollenberger die sogenannte ,Patch-Technik’ für größere Schadflächen. Danach werden die Straßen auch wesentlich sauberer aussehen.“
Folgendermaßen läuft die genannte Technik ab: Die Schadstelle wird mit Druckluft von Schmutz und Staub gereinigt und lose Teile werden entfernt. Eine integrierte Wassersprüheinrichtung unterbindet eine eventuelle Staubbildung. Die gereinigte Schadstelle wird mit polymermodifizierter Bitumenemulsion angespritzt. Die Emulsion wird in ausreichender Menge gleichmäßig verteilt, was dazu führt, dass eine optimale Verbindung mit dem Untergrund entsteht.
Die Schadstellen werden anschließend mit dem Bitumenemulsions-Splitt-Gemisch unter Verwendung von Druckluft gefüllt. Entstehender Überschuss wird dann direkt entfernt, sodass ein angenehmes Straßenbild entsteht. „Wir haben diese Technik schon im vergangenen Jahr in der Seestraße getestet und sie hat sich bewährt. Die Arbeiten werden dann zeitnah in Auftrag gegeben. Die Technik wird den Straßenzustand erheblich verbessern“, lässt Bürgermeister Timo Wangler wissen. Gleichzeitig appelliert das Gemeindeoberhaupt auch an die Bürger und hofft, dass diese aufgrund der finanziellen Lage Verständnis zeigen und weiterhin mit der Verwaltung an einem Strang ziehen.
Chip-Fill-Verfahren: Ketscher Bauhof nutzt Thermoplastik aus recyceltem Marterial
Nico Rößler, der bei der Gemeinde unter anderem für die Themen Hoch- und Tiefbau zuständig ist, gibt Einblicke in die Maßnahmen, die der örtliche Bauhof aktuell durchführt: „In der Mannheimer Straße haben wir das ,Chip-Fill-Verfahren’ getestet, bei der Thermoplastik aus recyceltem Material auf bis zu 220 Grad Celsius aufgeheizt wird und sich dadurch hervorragend mit den Bitumen im Asphalt verbindet.“ Dadurch können Schlaglöcher in kurzer Zeit und nachhaltig entfernt werden. Die Mitarbeiter des Bauhofs seien sehr positiv gestimmt, dass man mit diesem Verfahren Abhilfe beim Thema Straßenzustand leisten kann, so Rößler weiter.
Beim Thema Komplettsanierung verweist die Verwaltung auf das aktuell laufende Großprojekt in der Enderlestraße, wo gleichzeitig eine Kanalsanierung läuft. Bezüglich von Straßensanierungen waren sich Verwaltung und Gemeinderat bereits vor langer Zeit einig, dass man bei Projekten den Grundsatz verfolgen werde, immer auch die Kanäle mit zu sanieren.
Diese Devise soll vor allem auch dem Starkregenschutz zugute kommen, der hohe Relevanz in der Enderlegemeinde hat. Aufgrund der direkten Nähe zum Rhein sind sich die Verantwortlichen bewusst und einig, dass Überflutungen und Hochwasser mit allen Mitteln verhindert werden müssen.
Radfahrer in Ketsch in Gefahr? Bürgermeister Timo Wangler widerspricht
Da die Schlaglöcher in den sozialen Medien ebenfalls als große Gefahr für Radfahrer bezeichnet wurden, stellt Bürgermeister Wangler klar: „Die Verkehrssicherungspflicht auf den Ketscher Straßen ist definitiv bewahrt.“ Tatsächlich sind einige der Schlaglöcher zwar recht tief, doch ein Radfahrer müsste schon sehr unaufmerksam sein und zudem in der Mitte der Straße fahren, um dadurch zu stürzen.
Außerdem ist die Gemeinde auch in der Analyse der Straßenzustände aktiv geworden, wie Rößler erklärt: „Seit Juni haben wir eine Software im Einsatz, die bei einer Straßenbefahrung mit Hilfe einer Künstlichen Intelligenz etwaige Schäden erkennt und diese dokumentiert.“ So kann die Gemeinde noch besser auf Schlaglöcher oder andere Schäden reagieren und auch Prioritäten setzen. Eine ähnliche Technik wurde beispielsweise schon in Hockenheim erfolgreich eingesetzt.
„Wir sind also an dem Thema dran und ich kann versprechen, dass wir uns finanziell so weit wie möglich strecken“, so Bürgermeister Wangler abschließend.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Supergau vermeiden