Heimat- und Kulturkreis

„So voll war es noch nie“

Ausstellung „100 Jahre Radio“ gefällt ein letztes Mal

Von 
Marco Montalbano
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Ketsch. Zu keinem passenderen Zeitpunkt hätte die im Heimatmuseum in der „Alla hopp“-Anlage gezeigte Ausstellung „100 Jahre Radio und Medien“ enden können. Denn im Oktober 1923 gab es die erste offizielle Radiosendung in Deutschland. Zu diesem Jubiläum war letztmalig die eindrucksvolle Sammlung von historischen Radio-, Video- und Tonbandgeräten zu sehen. Im Rahmen eines Tages der offenen Tür am zweiten Sonntag im Monat trat in diesem Jahr erstmals das Trio „Bellamista“ auf und zog mit seiner Musik zusätzliche Besucher an.

Diese konnten entweder an den Ständen der Hobbykünstler stöbern, sich die Ausstellungen ansehen oder sich mit einem kräftigen oder süßen Imbiss und einem kühlen oder heißen Getränk stärken.

Denn auch in diesem Jahr hatten die Vereinsmitglieder wieder gut im Museumsgarten vorgesorgt. Zeitgleich mit der Veranstaltung begann um 11 Uhr an der Altrheinbrücke eine Kräuterwanderung mit Veronika Kraus, die später am Heimatmuseum endetet, wo sie mit ihrem Ehemann an einem eigenen Stand ihre Produkte vorstellten und anboten.

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Schon 1904 hatte der Italiener Guglielmo Marconi erfolgreich sein Patent zur drahtlosen Tonübertragung angemeldet. Doch es dauerte noch 19 Jahre, bis die erste Radiosendung in deutschen Landen zu hören war. Und Empfänger gab es da noch nicht viele. Denn diese waren, auch später noch, ziemlich teuer. Eines der ausgestellten Grundig-Radios, Modell 1004 W aus dem Jahr 1921, kostete damals nämlich rund 248 D-Mark, was ungefähr dem Monatslohn eines Arbeiters entsprach. Heute sind Radioempfänger fast omnipräsent.

Tonbandgerät des Vaters

Die Idee zur Ausstellung hatte Vereinsmitglied Peter Scholz, die er zusammen mit der stellvertretenden Vorsitzenden Iris Rohr umgesetzt habe. Stolz zeigte er auch das tragbare Butoba MT5 Tonbandgerät. „Das gehörte meinem Vater“, verriet er und ergänzte: „Damit interviewte er Leute in Ketsch und vertonte die ‚Ketsch wie es leibt und lebt‘-Filme, die einmal im Jahr öffentlich gezeigt wurden.“

Die meisten Stücke stammten von Sammlern. Besucher Jürgen Bodri aus Wiesloch war begeistert: „Tolle Geräte“, meinte er, während Sohn Luca (6) diese mit großen Augen bestaunte. Natürlich durfte neben den Hobby-Handwerkerständen auch Messerschleifer Harald Martinek, dieses Jahr mit Sohn Paul dabei, mit seinem „Schleifermännchen“-Stand nicht fehlen.

Ein Highlight war das Trio „Bellamista“ mit dem Ketscher Urgestein Wolfgang Glatzel am Akkordeon, Dagmar Kunze am Kontrabass und Martin Flätgen an der Klarinette. Sie begeisterten mit Klezmer-Musik, Easy Jazz und anderen alten Stücken voller Schwung. Auch Hits aus dem Musical Anatevka von Jerry Bock waren zu hören.

Den Besuchern Bernd und Christa Krupp gefiel die Veranstaltung, die kommentierten: „Tolle Musik, gute Stimmung, schöne Radios und leckeres Essen und zu trinken zu guten Preisen.“ Besucher Alfons Steinbeißer ergänzte: „Es war wirklich gut besucht.“ Vereinsvorstand Dieter Rey freute sich über den großen Anklang der Veranstaltung und meinte: „So voll war es noch nie. Herzlichen Dank an alle Helferinnen und Helfer.“ Er kündigte an: „Das mit der Musik kam sehr gut an. Ich denke, das werden wir auf die eine oder andere Weise beibehalten.“ Auch verriet er schon, welche Ausstellung es im nächsten Jahr nach Enderle und historischen Radios voraussichtlich geben werde: „Zur Zeit denken wir als Thema an den Rhein als Lebensraum und Verkehrsweg. Da müssen wir aber noch prüfen, welche Exponate wir dazu bekommen können.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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