Ketsch. Sunday Movies kann wieder regelmäßig einmal im Monat sonntagsmorgens im Centralkino Ketsch stattfinden. Was steckt dahinter? Bei den sonntäglichen Filmvorführungen handelt es sich um ein Integrationsprojekt, das 2016 ins Leben gerufen wurde und hinter dem fünf Frauen stehen: Heike Schütz, Silke Krassnitzer, Sabine Weiss, Hanne Habel und Janine Marielle Ruch.
Regelmäßig wird ein Kinderfilm gezeigt, zu dem jeder als Zuschauer willkommen ist. „Das Projekt dient der Völkerverbindung“, betonen die Organisatorinnen. Demnach spielen hier Nationalität, Einkommen, Religion, Hautfarbe oder Geschlecht keine Rolle. Damit es sich tatsächlich jeder Interessierte leisten kann, basiert die Veranstaltung auf Spenden. Eintritt, Wasser und Popcorn sind für die jungen und älteren Besucher kostenlos. Hier soll ein Raum zur Begegnung geschaffen werden, in dem Menschlichkeit, Respekt und Toleranz an erster Stelle stehen. Ein Raum zum Kennenlernen, um langfristig Vorurteile beseitigen zu können.
Sunday Movies in Ketsch: Interviews sind besondere Höhepunkte
Einige Male im Jahr gibt es einen besonderen Höhepunkt. Dann sind interessante, inspirierende Gäste geladen, die vor dem Film interviewt werden, so auch bei der jüngsten Auflage. Janine Marielle Ruch, die an diesem Tag die Moderation übernommen hatte, begrüßte Arta Ramadani und Halim Meißner als ihre Gäste, mit denen sie sich sogar freundschaftlich verbunden fühlt. Ramadani war bereits 2019 zu Gast, um ihr erstes Buch „Die Reise zum ersten Kuss“ vorzustellen. Diesmal war sie mit ihrem Schwager Halim Meißner vor Ort, um ein ganz anderes Buchprojekt zu präsentieren.
Gemeinsam kreierten sie nämlich das Kochbuch „Brot, Salz und Herz“, unterstützt durch den Wieser Verlag. Es ist nicht nur irgendein Kochbuch – vielmehr handelt es sich um Familienrezepte aus dem Kosovo, Ramadanis ursprünglicher Heimat. Da ihr Schwager Halim Meißner Koch und überzeugter Vegetarier ist, der sich viel mit gesunder Ernährung auseinandersetzt, war es beiden ein Anliegen, die alten Rezepte in Verbindung mit vielen persönlichen, ebenfalls im Buch dargelegten Geschichten zum Besten zu geben und sie teilweise neu zu interpretieren.
Es gelang ihnen, sie dem heutigen Zeitgeist mit Blick auf gesunde, vegetarische Küche anzupassen, Zutaten auszutauschen, zum Beispiel Dinkel- statt Weizenmehl zu verwenden und die Gerichte mit weiteren Gewürzen zu verfeinern.
Arta Ramadani arbeitet hauptberuflich als Journalistin und lenkt dabei gerne den Blick auf soziale Themen. Doch auch privat und in ihrer nebenberuflichen Tätigkeit als Autorin befasst sie sich gerne aufgrund der eigenen Lebensgeschichte mit Themen rund um Völkerverständigung. All das verarbeitete sie bereits in ihrem ersten Buch, das als Roman einem ganz anderen Genre zuzuordnen ist.
Arta Ramadani in Ketsch
„Brot, Salz und Herz“ geht nun als Kochbuch in eine ganz andere Richtung, thematisch gibt es jedoch durchaus auch einige Parallelen, wenn man bedenkt, dass hier viel Familiengeschichte und kosovarische Tradition verarbeitet worden ist. Ramadani betonte im Interview, wie viel Freude es machte, die Rezeptaufzeichnungen ihrer Mutter zu lesen, zu verarbeiten, mit ihrem Schwager auszuprobieren, sie neu zu interpretieren und mit Erinnerungen zu verknüpfen. Damit ließ sie gemeinsam mit Meißner ein Stück ihrer eigenen Identität sowie die ihrer Familie in das Buch einfließen, verknüpft mit modernen und gesunden Ernährungsansätzen. Ein wahrer Türöffner zur albanischen (Ess-)Kultur.
Etwa ein Jahr lang dauerte der Entstehungsprozess, dem der Lockdown positiv in die Karten spielte. So blieb viel Zeit, sich intensiv mit der Geschichte und den Rezepten auseinanderzusetzen, um am Ende zu diesem äußerst gelungenen Ergebnis, das bereits Bestsellerstatus erreicht hat, zu gelangen. Für Meißner war es das erste Buchprojekt, in das er sich als Koch, aber auch fotografisch einbrachte. Zwar steht noch kein neues Projekt dieser Art an, dennoch möchte er es nicht ausschließen, sich als Teil gesunder und vegetarischer Ernährung an einem vergleichbaren zu beteiligen.
Da gerade auch die Brotkultur des Balkans in dem Buch eine tragende Rolle spielt, durften die Kinder, die zu den Sunday Movies gekommen waren, ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern, welche Rolle zu Hause Brot spielt. Manche kennen kaum Berührungspunkte, andere backen sogar selbst Joghurtkruste oder auch Kartoffelbrot.
Im Anschluss an das Interview gab es ein den Kinofilm „Kommissar Gordon und Buffy“ als cineastische Note. Die Kröte Gordon lernt darin die Polizeimaus Buffy an, die sich bald zu einem talentierten Ermittler entwickelt. Dennoch schafften sie es nicht, die gestohlenen Nüsse wiederzubeschaffen. Trotzdem gaben sie ihr Bestes und konnten stolz sein auf das, was sie erreicht hatten. Den Kindern gefiel der Film sichtlich, ebenso den erwachsenen Begleitpersonen.
Auch die Verkostung im Anschluss traf auf Gefallen. Halim Meißner bereitete schmackhaftes Brot nach Rezepten aus dem Kochbuch zu, dazu wurden Oliven und Schafskäse gereicht. Die Besucher griffen gerne zu und ließen es sich schmecken. Die Movies wurden somit zu einem Beitrag zur Völkerverständigung, denn die Besucher verweilten noch im Foyer des Central Kinos, während Ramadani und Meißner im Kinosaal Bücher signierten und verkauften.
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