Ketsch. Die Bürgermeisterstelle in der Enderlegemeinde ist seit einigen Tagen öffentlich ausgeschrieben und mit dem parteilosen Timo Wangler tritt nun ein weiterer Kandidat in den Ring, der in Ketsch wohnt. Der 48-Jährige ist der Liebe wegen in der Enderlegemeinde gelandet – mit seiner Frau Katja hat er zwei Kinder, Mona (16) und Till (13), und hat reichlich Wissen und Erfahrung angehäuft – das bringt seine Arbeit als Kämmerer der Gemeinde Sandhausen schließlich mit. „Ich bin bereit für Ketsch“, sagt der Diplom-Verwaltungswirt im Gespräch mit unserer Zeitung und möchte den nächsten Schritt machen.
Aufgewachsen ist Timo Wangler in Breitnau im Südschwarzwald. Der naturverbundene, sportliche Typ hat es zu einem Wikipedia-Eintrag gebracht. Denn in jungen Jahren frönte Wangler dem Skispringen. Und das geriet so erfolgreich, dass in der freien Enzyklopädie unter anderem zu lesen ist: „Bei den Junioren-Weltmeisterschaften 1992 in Vuokatti wurde er gemeinsam mit Rico Meinel, Ronny Hornschuh und Sven Hannawald Dritter von der Normalschanze und gewann damit Bronze.“
Eine Medaille oder etwas Ähnliches hätte er vielleicht auch verdient, weil er täglich mit dem Fahrrad von Ketsch nach Sandhausen pendelt. Alles ist dabei so organisiert, dass das Wetter oder die schöne Arbeitskleidung eine untergeordnete Rolle spielen. Das Radeln könne die Vorbereitung auf die Arbeit beflügeln oder leiste ebenso als gedankliche Nachbereitung wertvolle Dienste.
Den Dienst als Leiter der Finanzabteilung in Sandhausen sowie als Eigenbetriebsleiter Wasserversorgung übt Wangler seit 2011 aus, zuvor war er ab 2001 stellvertretender Kämmerer. Seit 20 Jahren begleitet Wangler also die Sitzungen des Gemeinderates. Nach dem Studium der Verwaltungswissenschaften in Kehl, wo er seine Frau kennenlernte, war er außerdem ab 2000 im Controlling der Stadt Wiesloch beschäftigt. Unterhalb des Verbandsvorsitzenden organisiert er die Geschäftsführung des Abwasserzweckverbands Untere Hardt.
In Ketsch wissen nicht zuletzt die AH-Fußballer der Sportvereinigung 06, dass Wangler so schnell nicht die Puste ausgeht. Für den Verein ist er auch bereits mit dem Ehrenamtspreis der Gemeinde ausgezeichnet worden, denn seit 2013 fungiert Wangler als Trainer in der Jugendabteilung.
Lebenswerte Wohngemeinde
„Ich habe jetzt so viel Berufs- und Lebenserfahrung aufgetankt, dass ich ein neues Kapitel aufschlagen möchte“, sagt Wangler. Zumal die Kinder nun in einem Alter seien, wo das sehr zeitaufwendige Bürgermeisteramt wohl ohne schlechtes Eltern-Gewissen angegangen werden könne. Wahlkampf-Erfahrung hat der 48-Jährige vergangenes Jahr in Sandhausen gesammelt. Im zweiten Wahlgang setzte sich allerdings Hakan Günes durch. Nun sei er in verschiedenen Gesprächen ermutigt worden, doch auch in der Enderlegemeinde anzutreten.
Als sehr lebenswert empfinden die Wanlgers derweil ihren Wohnort. Und das solle und könne trotz angespannter Finanzlage auch so bleiben, sagt Wangler. Im Falle seiner Wahl müsse man sich die verschiedenen Bereiche genau anschauen. Das bedeute jedoch nicht notwendigerweise, dass nur gespart werden müsse. „Man darf nicht an der falschen Stelle sparen. Man kann auch vom Rückfluss von Investitionen profitieren“, sagt Wangler. Im Falle des Umwelt- und Naturschutzes etwa sei es gar nicht mehr möglich, Zeit verstreichen zu lassen. Man müsse jetzt handeln. Es sei ja ein Klimaschutzmanager eingestellt worden. Das sei das eine. Dass andere sei, die Aufgaben des Klimaschutzes auch anzugehen. Es gehe unter anderem um die Frage, wie die Plätze wegen des Hitzeschutzes im Sommer zu gestalten seien oder welche Bebauungsplanung man präferiere. „Das muss man mit dem Gemeinderat besprechen.“ Überhaupt ist Wangler an einer langfristigen einvernehmlichen Planung gelegen, die etwa bei der Kinderbetreuung wichtig sei, weil ab 2026 die Ganztagesbetreuung an Schule verwirklicht werden solle. „Da kommt etwas, was wir jetzt angehen müssen.“
Wirtschaftsförderung und Standortmarketing seien Chefsache. „Da muss man einen guten Kontakt pflegen.“ Sollte er Bürgermeister werden, will Wangler zu Beginn jede Woche ein Unternehmen besuchen. Gut vorstellen kann er sich einen Unternehmerstammtisch. „Wenn die Wirtschaft nicht weiter wächst, werden wir die Pflichtaufgaben kaum erfüllen können. Es ist wieder eine schwarze Null nötig“, sagt er.
Die Digitalisierung voranzutreiben – Stichwort E-Government – sei unerlässlich. Ferner seien lokal Fußgänger, Radfahrer oder ÖPNV zu stärken, zumal es auch im Interesse von Bund und Land liege und Fördergelder zu bekommen seien. Eine exponierte gesellschaftliche Rolle nähmen die Vereine ein. Sie müssten dringend weiter gefördert werden. Die ehrenamtliche Arbeit, die dort geleistet werde, sei durch nichts zu ersetzen. Die Pandemie habe für Jung und Alt gezeigt, was fehle, wenn die Vereine und ihre Angebote nicht aufgesucht werden können.
Um die Ziele für Ketsch zu erreichen, beschreibt sich Wangler als Teamplayer, wie er es bisher als gewinnbringend erlebt habe. Im Mittelpunkt stehe der Bürger, der Bürgermeister sei das Bindeglied zu Gemeinderat und Verwaltung. Er wolle zusammen mit der Verwaltung und dem Gemeinderat Ketsch bewegen.
Die kommende Zeit werde in jedem Fall herausfordernd. Doch es sei nicht die Frage, ob man was mache, sondern wie man es umsetzen werde – „es werden Ideen zählen“, sagt Wangler, der seine Homepage zur Wahl ab Ende des Monats online haben wird.
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